Ein Plädoyer für die Rückkehr der Lustgartenterrasse aus den Niederlanden

Enthüllung des Original-Standbildes von Moritz von Oranien vor der Humboldt-Box

Feierliche Enthüllung des restaurierten Moritz von Oranien-Standbildes am 11. Juni 2016 vor der Humboldt-Box (v.l.n.r.) Wilhelm von Boddien, David Hakkenberg, Tom Maasen, Kulturattaché der Niederländischen Botschaft

Begrüßung der niederländischen und deutschen Gäste in der Humboldt-Box

Der vom Sockel gestürzte Moritz vor der Lustgartenterrasse, kurz nach dem Kriege. Schon damals hatten Buntmetalldiebe ihm die rechte Hand mit seinem Marschallstab und den Degen gestohlen.

berliner_extrablatt_ausg-86_gesamt_seite_34_bild_0005David Hakkenberg, ein Niederländer aus Apeldoorn, zeigte seine ganze Passion für die Denkmäler der Oranierfürsten am Schloss. Ohne diese Fürsten wären die Niederlande nicht entstanden. Er sammelte die nötigen Spenden, um den einzigen noch im Original vorhandenen der früher fünf Oranierfürsten der Lustgartenterrasse zu restaurieren. Dieser hatte bös gelitten: In den Nachkriegsjahren wurde er von seinem Sockel auf der Terrasse heruntergerissen, seine Plinte verbog dabei und so konnte er nicht mehr stehen. Sein Gesicht wurde von Unbekannt mit gelber Farbe beschmiert. Seinen Degen und den Marschallstab verlor er auch in dieser Zeit. Seine fürstlichen Verwandten wurden in der Nachkriegszeit alle eingeschmolzen, allerdings existieren am niederländischen Königshof noch die Kleinmodelle und, bis auf einen, Zweitgüsse in originaler Größe an verschiedenen Standorten in Wiesbaden, den Niederlanden und England. Darüber haben wir berichtet.

Was für ein wunderbares grenzüberwindendes europäisches Engagement der niederländischen Freunde, gerade vor dem Hintergrund eines besonders dunklen Kapitels der deutsch­niederländischen Beziehungen durch die militärische Besetzung der Niederlande im 2. Weltkrieg. Wir danken allen beteiligten Niederländern herzlich für diese große, versöhnende Geste!

Nun steht Moritz von Oranien auf einem von den Bamberger Natursteinwerken gespendeten Sandsteinsockel vor der HumboldtBox und mahnt Berlin an die Rückkehr der Lustgartenterrasse, wenn diese auch nicht mehr in ihrer ursprünglichen Länge rekonstruiert werden kann. Bei der Neuanlage des großen künftigen Bankett­ und Multifunktionssaals im Humboldt Forum wurden die Fenster des Souterrains in diesen Raum mit einbezogen, sodass man von dort einen wunderbaren Blick auf den Lustgarten und die Linden hat. Diese Fenster können also nicht wieder hinter der Terrasse verschwinden, sodass diese erst östlich vom Eosander­Risalit auf der Lustgartenseite beginnen kann.

Ihre Gestalt ist dort immer noch immens wichtig für die Wiederaufstellung der Rossebändiger, die bislang wie verloren unter Bäumen im Kleistpark stehen, ohne jeden Bezug unter einander wie einst vor dem Portal IV.

Von dieser ursprünglichen Aufstellung zeigte sich schon Alexander von Humboldt begeistert, lesen Sie dazu hier seine Äußerungen.

Lieber Senat von Berlin: Die Rückkehr der Rossebändiger, der Oranierfürsten und der dafür nötigen Lustgartenterrasse wäre doch eine große Verbeugung vor diesem großen Gelehrten und Namensgebers des Humboldt Forums, Alexander von Humboldt!

Ein Rossebändiger im Kleistpark

15 Kommentare zu “Ein Plädoyer für die Rückkehr der Lustgartenterrasse aus den Niederlanden

  1. Schließe mich den Vorrednern an! Warum werden die fehlenden Teile nicht ergänzt, wie z.B. bei der Quadriga seinerzeit auch?!
    Man muss nicht überall die „Spuren des Krieges“ ablesen können – die sind eh in keiner größeren Stadt Deutschlands zu übersehen….!

  2. Bzgl. der erwähnten sog. „kritischen Rekonstruktionen“ verweise ich mal schüchtern auf Chipperfields Neues Museum inkl. des kulturell wertvollen großen Treppenhauses…..(Ironie off….)

  3. Ja, dieses „Spuren ablesen“ ist so ne linke Masche. Sie gründet in der neurotischen Veranlagung alles Identitäre in Frage stellen zu müssen, denn: alles andere wäre ja „unehrlich“. Die dt Geschichte aber auf die „12 dunklen Jahre“ zu reduzieren ist dann dafür umso „grundehrlicher“… ^^

  4. Ich stelle mal die Frage in den Raum, warum man überhaupt der Rekonstruktion des Schlosses den Vorzug gegenüber einem modernen Bau gegeben hat, wenn man diesen Weg nun nicht konsequent bis würdigen Ende weiterführen will. Möchte man nur einen großen Platz ohne historischen Bezug, hätte man sich die teure Wiederherstellung der Fassade auch gleich schenken können.

  5. Ich fürchte nur, daß nach dem 18.09. die Ausgangslage für die notwendigen Rückholungen nicht besser geworden sind. Hoffentlich verpaßt die „neue Politik“ hier nicht den so notwendigen Anschluß an den historischen Kontext des Gesamtkunstwerkes Berliner Schloß – Museumsinsel.

  6. Was die Tuilerien für den Louvre sind, sind die Lustgartenterrassen für das Berliner Stadtschloss. Der momentane Entwurf für das Schlossumfeld gleicht eher einer Hommage an den Parkplatz, des Palastes der Republik. Ein solches Gebäude braucht ein, ihm würdiges, Umfeld. Und dazu gehört der Figurenschmuck. Inklusive aller Gliedmaßen. 😉

  7. Die Oranierfürsten zeigen positive historische, dynastische und politische Beziehungen zu unseren niederländischen Nachbarn. Die Statuen können mit begrenztem Aufwand restauriert  bzw. neu geschaffen werden. Die von Zar Nikolaus geschenkten Rossebändiger zeigen frühere gute Beziehungen zwischen Preußen und Russland. Sie müssen nur aus der Peripherie zurückgeholt werden. Der Neptunbrunnen zeigt die damalige Wertschätzung der Berliner Bürgerschaft gegenüber dem preußisch/deutschen Herrscherhaus.  Dieser Brunnen  muss nur versetzt werden. Der Große Kurfürst gehört in die Stadtmitte und kann vom Charlottenburger Schloss zurückgeholt werden. Die St. Georgsstatue gehört wieder in den Schlosshof (Agora). Sie braucht auch nur versetzt werden. Diese selbstverständlichen historisch und ästhetisch gerechtfertigten Reparaturen des Ensembles sind unverzichtbar! Hier ist eine mutige politische Entscheidung erforderlich, die sich über unberechtige, kleinkarierte Besitzansprüche von Periferiefürsten und ideologiebesessenen Bremsern hinwegsetzt.

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