Die FAZ schlug in einem Leitartikel: „Das Berliner Schloss hält keiner auf“, am 6. September vor, dass der Bund einspringen solle, wenn die Spendensammlung nicht den gewünschten Erfolg bringen werde. Dieser Vorschlag wurde sofort zurückgewiesen. Dankenswerterweise veröffentlichte die FAZ nur wenige Tage danach einen umfangreichen Leserbrief von mir, den ich Ihnen in leicht gekürzter Form nicht vorenthalten möchte:
„Wir erinnern daran, dass der Beschluss des Deutschen Bundestags zum Wiederaufbau des Berliner Schlosses im Jahr 2002 davon abhing, dass wir zusagten, die für seine historischen Fassaden notwendigen Gelder über eine Spendensammlung zur Verfügung zu stellen. Eine nachträgliche Steuerfinanzierung der Fassaden käme einer Desavouierung der bisherigen Spender gleich, die nach Kräften und außerordentlich großzügig ihr Geld zur Verfügung stellten. Umso schwerer wiegt es, wenn der Leitartikel von Andreas Kilb auf diesem Gebiet auf falschen Informationen basiert, nach denen bislang nur 20 Millionen Euro an Spenden für den Wiederaufbau des Schlosses an den Bauherrn abgeführt worden seien. Niemand hat dazu mit uns über die wirkliche Lage gesprochen und seine Erkenntnisse mit den tatsächlichen Zahlen verglichen. Dabei stehen diese Zahlen öffentlich im Internet, werden von uns vierteljährlich aktualisiert und sind für jeden einsehbar.
Was wurde bezahlt?
Bislang wurden alle Planungs- und Rekonstruktionsmaßnahmen der historischen Schlossfassaden ausschließlich spendenfinanziert. Mit Ihren wunderbaren Zuwendungen! Da war zunächst die vollständige Rekonstruktion der historischen Baupläne des Schlosses. Diese waren schon seit dem 18. Jahrhundert verschollen und mussten in akribischer Detektivarbeit aus unzähligen Detailplänen aus Restaurierungszeiten, Fotos, einem historischen Grundrissplan von 1879 vollständig neu entwickelt werden, dies gelang in einer Präzision von über 99 Prozent Genauigkeit zum verlorenen Original. Dazu kam die Rekonstruktion der historischen Fassaden zu fast 40 Prozent in Fassadenmodellen im Maßstab 1:1.
Beides zusammen stellt einen Wert von rund 10 Millionen Euro dar. Diese wurden dem Bauherrn als Naturalien übergeben.
Diese Summe wird immer wieder bei Veröffentlichungen vergessen, ist aber auch zu hundert Prozent von Spendern zur Verfügung gestellt worden. Unsere Vorarbeiten waren Grundlage für den Architektenwettbewerb und den jetzigen Fortschritt bei der Fassadenrekonstruktion. Der Bau hätte ohne unsere Pläne und die Modelle nicht so zeitig begonnen werden können.Über 27 Millionen Euro wurden bis Ende September 2014 in bar an den Bauherrn überwiesen. Insgesamt lieferten wir also über 37 Millionen Euro ab – und nicht, wie fälschlich behauptet, nur 20 Millionen!
Diese gewaltige Leistung unzähliger Spender sollte eigentlich dankbar von der Politik öffentlich gewürdigt werden. Man wird auch die eher skeptische Medienlage verändern, wenn endlich alle an einem Strang ziehen.
Für eine erfolgreiche Spendensammlung ist es zunächst nötig, Begeisterung zu erzeugen. Und es bedarf eigener, großer Demut – und vor allem öffentlicher Dankbarkeit für die Spender.
Es ist nicht hilfreich, wenn sich kaum ein Politiker öffentlich den Spendern gegenüber dankbar gezeigt hat.
Der Förderverein hat nie behauptet, die von ihm zugesagten 80 Millionen Euro vor Fertigstellung des Schlosses bereitstellen zu können. Diese Zusage galt immer für Ende 2019. Dennoch stellen wir fest, dass unser jetziges Spendenergebnis das der Dresdner Frauenkirche im gleichen Baustadium um ein Vielfaches übertrifft. Denn auch dort galt: Die Leute wollen sehen, wofür sie spenden. Und so kamen auch in Dresden ungefähr zwei Drittel aller Spenden im letzten Drittel der Bauzeit zusammen, als die blaue Hülle fiel und man die Kirche in ihrer ganzen Schönheit ahnen konnte. Deswegen sind meine Freunde und ich fest überzeugt, das angekündigte Ergebnis zu schaffen.Schließlich haben wir es gegen alle Unkenrufe auch geschafft, dass das Schloss überhaupt wieder aufgebaut wird.“
Von Wilhelm von Boddien