Chesterton gegen alten und neuen Vandalismus

Lieber Dreikant, freundlich von Ihnen, dass Sie meinen Verweis auf Chesterton aufnehmen – der seinen Text über "Vandalismus" bereits 1932 verfasst hatte – vor der Hitlerbarbarei auch im Bauwesen, während Stalin auf seine Weise allerdings schon tätig geworden war und schließlich der PdR eine der letzten Früchte dieser Barbarei darstellt. – In einem Punkt muss ich Chesterton noch in Schutz nehmen: Natürlich verwirft er das (zu seiner Zeit) moderne Bauwesen nicht in Bausch und Bogen. Der Text ist so schön, dass ich ihn noch hier noch einmal in größerem Zusammenhang zitieren möchte:

"Es gibt zwei Sorten von Vandalen – negative (<destruktive>)und positive (<konstruktive>) Vandalen; die alten (und neuen) Vandalen, die Bauwerke zerstören, und die modernen Vandalen, die solche errichten. … Es ist zwar schlecht, ein Barbar zu sein, der zerstört, was ihm nicht zusagt oder was er nicht versteht. … Viel schlimmer ist es ein Banause zu sein, der etwas errichtet, das genau dem Ausdruck gibt, was ihm gefällt, und der mit jener Handlung ein Kolossalbild seiner eigenen kleinen Seele hinstellt. Der destruktive Vandalismus ist zu jeder Zeit ein großes Übel, wenn er auch nie schlimmer war als heute, und trotzdem ist er nicht halb so schlimm wie manches (!!) <Konstruktive> unserer Tage." (Die Klammern stammen von mir K.) – Für jene Leser, die meinen Beitrag im Gästebuch nicht kennen, sei hier noch einmal der Fundort des Zitats genannt: Gilbert Keith Chesterton, Der gewöhnliche Sterbliche. München (Kösel)1962, S. 2oo. NB. Wer sich näher für Chesterton (einem breiteren Publikum bekannt als der Autor von "Pater Brown", herrlich interpretiert von Heinz Rühman und immmer wieder im Fernsehen zu sehen) – wer sich also näher für Chesterton (sogar von Ernst Bloch gekennzeichnet als "einer der gescheitesten Männer, die je gelebt haben")interessiert, sei verwiesen auf Gisbert Kranz, Gilbert Keith Chesterton. Prophet mit spitzer Feder, Augsburg, 2oo5. – Übrigens: Kollhoff halte ich für einen guten, nicht aber für einen herausragenden Architekten à la Schinkel oder auch Schlüter.

2 Kommentare zu “Chesterton gegen alten und neuen Vandalismus

  1. Lieber Herr Kösters,
    >Übrigens: Kollhoff halte ich für einen guten, nicht aber für einen herausragenden Architekten à la Schinkel oder auch Schlüter.

    Da haben Sie schon recht – wir haben ja auch keinen Gegenwartskomponisten, der Mozart das Wasser reichen kann. Unser Kunstschaffen ist im Vergleich zu anderen Zeiten doch recht schlecht (deswegen wird ja das Schloß nach Stülers und nicht nach einem modernen Entwurf gebaut). Aber für mich ist Kollhoff einer der wenigen in Deutschland arbeitenden Architekten, der den Mut hat, seine eigene Architektur zu machen, statt sich dem Diktat der jeweiligen kurzlebigen Architekturmoden zu unterwerfen. Als Architekturstudent brauch ich schon irgendwelche Vorbilder (die meisten sind allerdings amerikanische Architekten, da man dort recht undogmatisch entwirft und experimentiert).

  2. Mozart war auch ein einmaliges Genie, die Flamme, die hell strahlte und früh verlosch.
    An Mozart können sich aber noch Generationen abarbeiten, so wie Jacques Loussier interessanterweise Bach spielt.
    Insofern bräuchten wahrscheinlich weder einen neuen Palladio, noch einen neuen Schinkel, sondern Adepten, die deren Künste studieren und auf die heutigen Gegebenheiten umsetzen.
    Damit wäre uns schon sehr geholfen.

    Mich hat, nebenbei bemerkt, auch Schinkels Verherrlichung der Gotik stets irritiert, der Friedrichwerderschen Kirche, die so seltsam instabil wirkt kann ich gar nichts abgewinnen; seine einzigen Bauwerke, die ich für tatsächlich gelungen halte, sind das Alte Museum und Schloß Charlottenhof.

    Man vergleiche seine Bauten mit der gelösten Heiterkeit von Georg Friedrich Laves in Hannover und fälle dann ein neues Urteil.

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