Bürgerbündnis fordert Rückführung des Neptunbrunnens

Neptun und das Berliner Schloss – rücken sie bald doch enger zusammen?

Der Neptunbrunnen bleibt vor dem Roten Rathaus! – Das hatte Berlins Senatsbaudirektorin Petra Kahlfeldt kürzlich bei einem Außentermin am Berliner Schloss/Humboldt Forum verkündet. Der Schlossplatz südlich des Berliner Schlosses bekomme eine neue, moderne Brunnenanlage, gab sie bekannt.

Das stieß auch bei einer Allianz von Berliner Bürgervereinen auf scharfe Kritik, die sich dem jetzt entgegensetzt: Sie fordert bei der Neugestaltung des Schlossplatzes in Anlehnung an den Zustand vor der Zerstörung des Berliner Schlosses eine Rückführung des Neptun- bzw. einstigen Schlossbrunnens an seinen Ursprungsort oder mindestens eine Nachbildung, eine Kopie. Dies würde seiner geschichtlichen Bedeutung gerecht werden und böte Möglichkeiten einer verbesserten Klimaresilienz, heißt es in der Pressemitteilung der Allianz.

Während es im Anfang April 2023 veröffentlichten schwarz-roten Koalitionsvertrag lediglich hieß, am historischen Standort des Neptunbrunnen werde eine Brunnenanlage errichtet, sprach Senatsbaudirektorin Kahlfeldt davon, dass Vorgespräche und Planungen zum neuen Brunnen schon laufen würden. Laut Kahlfeldt seien die baulichen Voraussetzungen für den Bau mit der Verlegung von Wasserleitungen schon geschaffen worden.

 

Der „Neptunbrunnen“ steht aktuell auf dem Platz vor dem Roten Rathaus, hatte aber seinen Ursprungsort als „Schlossbrunnen“ an der Südseite des Berliner Schlosses – dort soll er auch wieder hin!

 

Das Bürgerbündnis hatte gehofft, dass sich die Herstellung einer „Brunnenanlage“ am historischen Vorbild orientiere. In der Pressemitteilung heißt es dazu weiter:

„Die Allianz Berliner Bürgervereine vertritt den Standpunkt, dass es die beste Lösung wäre, die originalen Figuren des Schlossbrunnens nach ihrer ohnehin fälligen Restaurierung in einer rekonstruierten Brunnenschale wieder an dem Ort aufzustellen, für den sie entworfen wurden: dem Schlossplatz. Eine moderne Brunnenanlage würde hingegen zum jetzigen Standort vor dem Fernsehturm passen.

Der Schlossbrunnen war eine heitere und originelle Schöpfung des Neobarock, 1888 bis 1891 nach Entwürfen des Berliner Bildhauers Reinhold Begas auf Kosten der Stadt geschaffen. Bereits Karl Friedrich Schinkel hatte seinen Standort vor dem Portal II des Berliner Schlosses, gegenüber der Einmündung der Breiten Straße, vorgeschlagen. Heute wie damals ist der Brunnen mit seiner flachen Granitschale ein an Sommertagen beliebtes Wasserspiel und leistet einen wichtigen Beitrag zur Aufenthaltsqualität an seinem Standort.

Der Neptunbrunnen vor dem Roten Rathaus

Da aber jüngst die Entscheidung gegen eine Versetzung des Schlossbrunnens verkündet wurde und wir die Gefahr sehen, dass eine beliebige moderne Gestaltung des Schlossplatzes die Wiederaufbauleistung der Schlossfassaden entwerten würde, setzen wir uns im Namen zahlreicher baukulturell interessierter Berliner Bürgerinnen und Bürger dafür ein, dass bei der Neugestaltung des Schlossplatzes prägende Charakteristika des Zustands vor der Zerstörung um 1950 wiederhergestellt werden. Der Begassche Schlossbrunnen könnte als spendenfinanzierte Replik wiederentstehen, ebenso die beiderseitigen Schmuckbeete, die südlichen Schlossterrassen und die Grünanlage am Schlossrondell. An der West- und Südseite des Platzes könnten neu gestaltete Grünflächen entstehen, die dort heute befindliche Durchgangsstraße aufgehoben werden. Dies würde die Wiederherstellung des kunsthistorischen Zusammenhangs von Schlossfassade und Schlossplatz ermöglichen, immerhin über fünf Jahrhunderte der protokollarisch bedeutendste Platz Berlins.

Ein rekonstruierter Schlossbrunnen mit den historischen Schmuckbeeten des Schlossplatzes, in Verbindung mit weiteren Baumpflanzungen und Grünanlagen an den Platzrändern und verkehrsberuhigenden Maßnahmen würde der Forderung nach Klimaresilienz entsprechen und wäre zugleich eine der geschichtlichen und künstlerischen Bedeutung des Platzes angemessene Lösung.“

Zu den sechs Vereinen, die um den Neptunbrunnen kämpfen, gehören

  • Berliner Historische Mitte e.V.
  • Bürgerforum Berlin e.V.
  • Errichtungsstiftung Bauakademie
  • Gesellschaft Historisches Berlin e.V.
  • Planungsgruppe Stadtkern
  • Stadtbild Deutschland e.V./Ortsverband Berlin

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Der Förderverein Berliner Schloss e.V. hatte dazu in der aktuellen Ausgabe Nr. 99 vom Berliner Extrablatt im Beitrag „Macht doch bitte die Mitte Berlins wieder schön“ (Seiten 2/3) bereits gefragt, ob es nicht besser wäre, bei der geplanten Neugestaltung des Marx-Engels-Forums eine geniale moderne Brunnenschöpfung auszuloben und den alten Neptunbrunnen an den Ort zurückkehren zu lassen, für den er geschaffen wurde. Damit könne die Moderne gerade mit diesem Forum beweisen, zu welchen genialen Entwürfen im Ensemble sie wirklich fähig sei und mit der Neugestaltung der ehemaligen Berliner Stadtmitte endlich einen großen Wurf landen. Dieser stünde dann im Wettbewerb zum historischen Schlossplatz und Lustgarten. Wie spannend könnte das werden!

 

 

Fotos: Gritt Ockert/Förderverein Berliner Schloss e.V.

4 Kommentare zu “Bürgerbündnis fordert Rückführung des Neptunbrunnens

  1. Der Neptunbrunnen soll an seinen ursprünglichen Platz am Schloß! Die Umgebung des Schlosses muß ebenso restauriert werden, wie das Schloß selbst! die Moderne soll in die Außenbezirke, sie ist zu häßlich für die Stadtmitte.

  2. Sollte sich die Rückführung des Neptunbrunnen z.Zt. beim besten Willen nicht durchsetzen lassen, wäre es sinnvoll, dass originale Brunnenbecken zunächst nur mit einer Fontäne zu installieren. Die Figuren könnten dann jederzeit ohne Probleme eingebaut werden. Das originale Brunnenbecken würde dann auch vorläufig ohne die Figuren optisch besser ins Bild passen als jede moderne Alternative.

    1. Dem stimme ich zu: einfach die Brunnenschale mit ein oder mehreren Wasserfontänen – alles symbolisch in Warteposition.
      Von den Entscheidern war über die lange Zeit der Diskussionen keine schlüssige, überzeugende Begründung zu vernehmen außer „Sichtbarmachung der DDR-Zeitschicht“, „Gewohnheiten der örtlichen Bevölkerung“. Solange das Senatsbaudirektion und das Landesdenkmalamt kein Argument bringt, das tiefer auf die Ensemble-Qualität, die Gesamtästhetik und die historische Bedeutung eingeht, bleibt eine endgültige Lösung offen.

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