„Humboldt Forum soll 17. Dezember eröffnen – Trotz Mängeln bleibt der Starttermin“

12.11.2020  Der Tagesspiegel

Im Baubericht zum zweiten Quartal ist von 2000 Positionen die Rede: bei Sicherheit wie Klimatechnik. Corona verursachte außerdem Verzögerungen.

Von Nicola Kuhn

Nachdem letzte Woche eine Sneak-Preview der Berlin-Ausstellung im Humboldt Forum bereits abgesagt wurde, zeigt sich auch sonst nicht alles nach Plan auf der nunmehr prominentesten Baustelle Berlins. Dem Stiftungsrat war am Dienstag bei einer virtuellen Zusammenkunft ein Baubericht zum 2. Quartal vorgelegt worden, in dem es heißt: „Die Teileröffnung am 17. Dezember 2020 bleibt weiterhin stark risikobehaftet.“

Trotzdem hatte noch Anfang Oktober Intendant Hartmut Dorgerloh zu einer Pressekonferenz eingeladen, auf der er den sukzessiven Fahrplan bestätigte: Nach der Übergabe des Schlüterhofs und der Passage sowie einer Präsentation zur Geschichte des Ortes und der Namensgeber Mitte Dezember sollen ab Jahresbeginn 2021 drei Ausstellungen für Familien starten, ab Mitte Januar dann die Berlin-Ausstellung des Stadtmuseums.

Zuletzt erhöhten sich die Baukosten um 33 Millionen Euro

Im Spätsommer folgen die Sammlungspräsentationen des Ethnologischen Museums und des Museums für Asiatische Kultur. Wenig später war allerdings eine Verteuerung des Baus um 33 Millionen Euro bekannt geworden, der damit auf 677 Millionen Euro insgesamt steigt.

Der nun vorgelegt Bericht lässt ahnen, dass dies noch nicht das Ende ist. Der Mängelbericht, der dem „Spiegel“ zugespielt worden war, nennt Unzulänglichkeiten bei der Sicherheit sowie Klimaschwankungen. Insgesamt ist von 2000 Positionen die Rede. Außerdem gab es einen Glykolaustritt bei der Kältetechnik. Bei der Stiftung Humboldt Forum zeigte man sich darüber wenig erfreut – nicht nur über dieses Leck.

Zwei anonyme Stiftungsratsmitglieder plauderten – zum Ärger des Bauvorstands

Zwei Stiftungsratsmitglieder, die anonym bleiben wollten, hatten sich besorgt über die ursprüngliche Eröffnungsplanung geäußert, gar von einem „Hineinstolpern“ gesprochen. Bei der Stiftung wird nun vermutet, dass es sich um Abgeordnete der Opposition handelt, die die Koalition „ärgern“ wollten.

Mängel gäbe es auf jeder großen Baustelle – „von der Glühbirne bis zum Heizkörper“, so Sprecher Bernhard Wolter. Natürlich habe die Pandemie die Lage erschwert und für Verzögerungen gesorgt. Dass erst jetzt der Bericht für das zweite Quartal vorgelegt wurde, erklärte Bauvorstand Hans-Dieter Hegner damit, dass der Stiftungsrat erst jetzt getagt habe.

Um im Terminplan zu bleiben, muss auch das Land Berlin liefern

Der ins Auge gefasste Eröffnungstermin 17. Dezember stehe weiterhin, sicherte er zu. Dazu gehöre ebenso, dass das Land Berlin die Außenanlage mit Aufstellflächen für Rettungswagen vollendet habe.

Ebenso werde an der Bauübergabe am 7. Dezember festgehalten. Jede weitere Aufrechterhaltung der Baustelle koste pro Monat 2 Millionen Euro; dafür gebe es keine Notwendigkeit, so Hegner. Bis zum 16. November sollen die letzten von insgesamt 150 sogenannten Wirkprinzipprüfungen abgeschlossen sein, bei denen ineinander greifende technische Abläufe etwa zur Sicherheit kontrolliert werden. Es bleibt spannend.

 

Textquelle: Der Tagesspiegel, 12.11.2020

Foto: Gritt Ockert, Förderverein Berliner Schloss e.V.

 

7 Kommentare zu “„Humboldt Forum soll 17. Dezember eröffnen – Trotz Mängeln bleibt der Starttermin“

  1. Es gibt einen ganzseitigen Artikel mit Bild in der angesehenen Süddeutschen Zeitung vom 19.11.20, verfasst von dem Journalisten Jörg Häntzschel. Darin wird das ganze Projekt Humboldt-Forum stark kritisiert. Insbesondere die Technik (Klima, Heizung, Sicherheit) und das Raumprogramm mit Raumdimensionen, Türen, Transportwegen, Stützen sei zu eng und völlig ungeeignet. Kurz ausgedrückt: ein einziges Chaos. Entweder, dieser öffentlichkeitswirksame Artikel stimmt, dann müssen Erklärungen gegeben werden oder er stimmt so nicht, dann muss dem entschieden widersprochen werden. Was wird dazu geschehen?

    1. Ich habe dazu selbst beim Förderverein recherchiert. Herr von Boddien wird nichts unternehmen. Und das ist richtig so. Es treten wohl immer wieder ehrgeizige Journalisten mit kritischen, teils sehr polemischen und einseitigen, schlecht recherchierten Artikeln gegen das Schlossprojekt auf. Ich kann gut verstehen, dass hier zurückhaltende Gelassenheit am Platz ist, da der Förderverein sonst permanent auch polemischen und falschen Berichten von Gegnern und Kritikern ausgeliefert wäre. Also. Alles gut!!

      1. ….ehrgeizige Journalisten….

        Das kann man auch anders sehen. Dieser Herr gehört in die gleiche Kategorie wie Nikolaus Bernau. Zerfressen von Hass auf alles was mit deutscher Geschichte zu tun hat. Diesen Menschen mit vornehmer Zurückhaltung zu begegnen, ist meiner Ansicht nach der falsche Weg.
        Grundsätzlich fällt mir zu dieser Thematik folgendes ein.
        Ulrich Wickert hat ein Buch mit dem Titel:“Der Ehrliche ist der Dumme. Über den Verlust der Werte.“, geschrieben.
        Weiter das Sprichwort: „Der Klügere gibt nach.“ (Und ist dann der Dumme.)
        Oder: „Wenn die Klugen sich zurückhalten, haben die Dummen das Sagen.“
        Ich bin der Meinung, daß man sich nicht alles gefallen lassen sollte, und wenn es nur ein richtigstellender Leserbrief an die betreffende Zeitung ist!

        1. @Helmut Koch
          Im Prinzip haben Sie vielleicht Recht. Es wäre aber sehr aufwändig und nur sinnvoll, um andere Leser anzusprechen. Ideologisch festgelegte Polemiker und selbsternannte Meinungsführer lassen sich durch kein Argument überzeugen. Ein richtigstellender Leserbrief würde nur missachtendes Stillschweigen oder weitere aggressive Belehrungen nach sich ziehen. Da der Förderverein immer wieder auch mit kritischen Beiträgen von Journalisten und noch häufiger mit niveaulosen, zynischen und überheblichen Sprüchen auch auf dieser Homepage zu tun hat, hätte er sehr viel zeitraubenden, teuren und dabei fruchtlosen Schriftverkehr (auf Spenderkosten!) zu bearbeiten. Aber: Freiwillige vor mit sachlichen Argumenten.

          1. Hallo Her Praetorius,
            mit Ihrem letzten Satz meinen Sie vielleicht mich. Ich werde keinen Leserbrief schreiben. Warum, ganz einfach. Ein Leserbrief von Herrn Boddien, deutschlandweit bekannt als Initiator und unermüdlicher Kämpfer für den Wiederaufbau des Schlosses, wird ein ganz anderes Gewicht haben, als der eines unbekannten Schreibers!
            Natürlich sollte/muss man nicht auf jede Polemik, Unwahrheit oder Falschaussage reagieren, doch eine Antwort auf den unrichtigen Artikel zum Schloss in der Süddeutschen Zeitung, die doch eine gewisse Klientel bedient, sollte man schon in Erwägung ziehen!
            Die Kosten würden sich im Rahmen halten. (;-)
            Ich bleibe dabei:

            „Wenn die Klugen sich zurückhalten, haben die Dummen das Sagen.“

            Gruß

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