Die rekonstruierten Sandsteinfassaden des Berliner Schlosses erhielten den Deutschen Naturstein-Preis.
An der Rekonstruktion, die das einstige Hohenzollernschloss auf der Berliner Museumsinsel wieder erstehen ließ, war das Unternehmen Bamberger Natursteinwerk Hermann Graser gemeinsam mit vier weiteren deutschen Natursteinbetrieben maßgeblich beteiligt. Die Preisverleihung findet coronabedingt erst am 12. Mai 2021 auf der Fachmesse Stone+tec in Nürnberg statt.
Das Gebäude hinter historischen Fassaden, das zukünftig als Humboldt Forum ein modernes Zentrum für Kunst, Kultur, Wissenschaft und Bildung in der Bundeshauptstadt sein wird, hat seine vor 300 Jahren geschaffene, barocke Gestalt wieder erhalten. Dafür erfährt es seit Beginn der Arbeiten im Jahr 2012 bis zur Fertigstellung 2019 viel nationale und internationale Aufmerksamkeit, die sich sowohl in Kritik als auch Anerkennung äußert.
Das Ergebnis der Rekonstruktion ist ein Werk der Projektgemeinschaft zwischen den Architekten Franco Stella, Hilmer & Sattler und Albrecht sowie des Unternehmens Baumanagement Berlin.
Herausforderung für alle Beteiligten
Jüngst wurde nun die „Fassadenrekonstruktion Berliner Schloss“ zum Sieger des diesjährigen Natursteinpreises in der Kategorie „Massive Steinelemente und Bauen im Bestand“ gekürt. In der Begründung wies die Jury darauf hin, dass Nachbauten, in welcher Form auch immer, durch alle Jahrhunderte zum Aufgabenbereich von Baumeistern und Architekten gezählt hätten. Für die meisten Vertreter der Moderne kämen heute Rekonstruktionen einer Geschichtsklitterung gleich, was etwa bedeutet, bewusst eine verfälschende Darstellung oder Deutung geschichtlicher Ereignisse zu betreiben.
Unabhängig des Expertenstreits stelle jede bauliche Nachbildung eine Herausforderung an alle Beteiligten dar. Angesichts des Aufwands, der Präzision in der Ausführung sowie der Wirkung der Fassaden des Berliner Schlosses verblasse dieser akademische Streit vor der handwerklichen Leistung, meint die Jury.
Die ästhetische Qualität des wiedererrichteten Bauwerks auf der Berliner Museumsinsel werde seine Betrachter über viele Generationen hinweg erfreuen.
Der Deutsche Naturstein-Preis wird gewöhnlich alle zwei Jahre vom Deutschen Naturwerkstein-Verband (DNV) und dem Bund Deutscher Architekten (BDA) ausgelobt. Das geschah 2020 zum 19. Mal. Insgesamt 66 nachhaltige Projekte aus Naturstein im Innen- und Außenbereich sind eingereicht worden. Der Fachverband DNV mit Sitz in Würzburg repräsentiert nach eigener Aussage rund 80 Prozent der natursteinverarbeitenden Betriebe in Deutschland. Ehrenamtliche Ausschüsse engagieren sich zudem für Bautechnik, Friedhof und Grabmal, Werbung und Öffentlichkeitsarbeit, Abbau-, Gewinnungs- und Verfahrenstechnik, Betriebswirtschaft und Berufsbildung.
Textquelle: Mainpost, 21.08.2020; Foto: Gritt Ockert/Förderverein Berliner Schloss e.V.