Ohnmacht und Enttäuschung sind meine Reaktion auf den preisgekrönten Schlossentwurf. Man muss nicht bis nach Dresden gehen um wunderbare Rekonstruktionen mit originaler Fassade zu erleben, die u. U. sogar das Original in den Schatten stellen.
In Potsdam sind ganze Stadtviertel aus ihrem Ruinenzustand gerissen worden und man ist sprachlos bei soviel schöner Bausubstanz.
Glücklicherweise ist fast immer historisch wiederaufgebaut worden, die Vermischung von dekorativen Bauelementen mit einer nackten modernen Fassade ist die Ausnahme und sieht auch entsprechend erschreckend aus.
Ein deprimierendes Beispiel ist das Jagdschloss Glienicke, dem der Bauhausadept Max Taut große Glasfenster eingesetzt hat.
Ein anderer ästhetischer Tiefschlag ist die modern Wiederaufgebaute Heiliggeistkirche in Potsdam. Immerhin gehörte sie zu den monumentalen Bauwerken des alten Potsdams.
Leider ist der Bauherr des Berliner Stadtschlosses, die Bundesrepublik Deutschland mit ihren obersten Repräsentanten, dem Bundespräsidenten, dem Bundestagspräsidenten und dem Bundeskanzler vor der politischen Linken, den Architekten und den Kunstpuristen in die Knie gegangen. Sich als Politiker mit der Medienmacht der Linken anzulegen erfordert Mut.
Dem damaligen Ministerpräsidenten von Sachsen Biedenkopf sei gedankt, weil er sich unbeirrt für den Wiederaufbau von Schloss und Frauenkirche eingesetzt hat. Kleinliche Rechenbeispiele für die Finanzierung, die bei weitem nicht durch Spenden zusammenkam, hat es auch nicht gegeben.
Als Vertreter des linken Spektrums hat sich auch der Spiegel wieder kämpferisch mit dem Erbsenzähler Prof. Pehnt gegen das Schloss und die Preußenherrlichkeit zurück gemeldet.
Einem normal empfindenden Menschen, insbesondere einem Touristen aus dem Ausland, der nicht begreift, dass eine Gebäudefassade die tragische deutsche Geschichte vermitteln muss, kann man so einen Zwitter aus Barocker Schmuckfassade und nackter Rasterfassade nicht erklären.
Er würde sagen, die Geschichte kann man auch mit einer Messingtafel oder einem Geschichtsraum vermitteln. Man muss deshalb nicht den Gesamteindruck zerstören. Vielleicht gibt es unter den MDBs der CDU noch einige Patrioten, die sich mutig für eine historische Spreefassade einsetzen.
Oder ein Wunder geschieht und ein Mäzen spendet 20 Millionen € für die altehrwürdige Fassade.
Ich stimme Ihnen voll und ganz zu! Besser könnte man es garnicht formulieren. Entweder ganz oder garnicht. Ich habe mich über dieses Projekt gefreut, nun weiss ich nicht , was ich davon halten soll..