Das Berliner Schloss war das Zentrum der klassischen Meile zwischen dem Pariser Platz mit dem Brandenburger Tor im Westen und dem Alexanderplatz im Osten. Von ihm aus wurde aus der märkischen Provinzhauptstadt die Residenz- und Hauptstadt Preußens, die Reichshauptstadt, ohne die auch der neuerliche Auftrag Berlins als Bundeshauptstadt undenkbar wäre.
Pariser Platz 1928
Diese Entwicklung läßt sich an den Namen der berühmten Plätze ablesen:
Der Pariser Platz erhielt seinen Namen zum Gedächtnis des Einzugs der Sieger im Befreiungskrieg über Napoleon in Paris 1814: Russland, Preußen und Österreich. Preußen war damit endgültig in den Kreis der europäischen Großmächte aufgenommen.
Schloss und Linden in den dreißiger Jahren. Die alten Linden wurden für den S-Bahnbau gefällt.
Die kleinen, neuen Bäume sind auf diesem Bild kaum zu erkennen. Umso mehr jedoch dominiren Schloss und Dom den Boulevard.
Der frühere Ochsenmarkt wurde anlässlich des Besuches des russischen Zaren in diesen Jahren in Alexanderplatz umbenannt. Er symbolisiert damit die Brückenfunktion Preußens nach Osteuropa, die auch heute für Berlin und Deutschland wieder angestrebt wird. Berlin besaß immer ein starkes Bürgertum, zumeist in kritischer Distanz zum Herrscherhaus. Aber man arrangierte sich besser als in anderen Städten Europas miteinander.
Toleranz auf Gegenseitigkeit prägte die Stadt seit dem “Edikt von Potsdam” des Großen Kurfürsten. Von da an sorgte der ständige, vom Staat geförderte Zuzug von Menschen aus vielen Ländern für eine andauernde, hohe geistige, kulturelle und wirtschaftliche Blüte Berlins. Die Häuser der Bürger standen in der unmittelbaren Nachbarschaft des Schlosses.
Preußisch schlicht, klein, meist nur zweistöckig prägten sie das Bild Berlins bis in die Zeit des Kaiserreichs. Sie standen in einem reizvollen Kontrast zu den repräsentativen Bauten der Mitte. Der Adel wohnte weitgehend auf dem Lande und unterhielt nur einige, kleine Palais für die hohen Minister und Beamten Preußens in der Stadt.
Nur im unmittelbaren Weichbild des Schlosses, in den östlichen Linden, auf der Schlossinsel und am Gendarmenmarkt entstanden großartige, repräsentative Bauten, die sich wie Satelliten alle auf das Schloss bezogen. Jeder dieser Solitäre gewann so seinen Halt von der Masse des Schlosses inmitten der Stadt. In den vielfältigen Beziehungen dieser Bauten zueinander und in ihrem Bezug auf das Schloss bildeten sie ein einzigartiges, kommunikatives Stadtbild, dessen Kristallisationspunkt das Schloss war und in dem sie, bereichert durch parkähnlich angelegte Plätze und bedeutende Denkmäler, zu dem Gesamtkunstwerk Berlin verschmolzen.
Erst als Berlin Hauptstadt des Deutschen Reiches wurde, entwickelte sich der westliche Teil der Stadt architektonisch zur Wirtschafts- und Weltmetropole der Gründerjahre.
Aber auch danach blieben Schloss und Lustgarten, Gendarmen-markt und östliche Linden baulich fast unverändert der städte-bauliche Höhepunkt Berlins.
Die Türme der beiden Dome wurden dem nicht ausgeführten Entwurf Eosanders für seine Kuppel über dem Triumphportal nachempfunden.
Alte Post – ehem. Palais Wartenberg und lange Brücke