Abenteuer Berliner Schloss
Erinnerungen eines Idealisten
Wilhelm von Boddien
2. Auflage
224 Seiten mit 106 Abbildungen, Format 15 × 22 cm, Hardcover mit Schutzumschlag
Euro 24,80 (D)
ISBN 978 3 8030 2370 4
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Kein Bauprojekt in Deutschland war nach dem Mauerfall heftiger umstritten als die Rekonstruktion des Berliner Schlosses. Der Grund dafür lag nicht nur an der prominenten Lage in der Mitte Berlins, wo der Palast der Republik als Zeugnis der DDR ab 1976 den Platz des Schlosses eingenommen hatte. Vielmehr erschien der Wiederaufbau weiten Teilen der wiedervereinigten deutschen Gesellschaft auch als äußerst anachronistisch. Erst die fulminante Inszenierung der simulierten Fassade ließ die Sympathie für das Projekt steigen und überzeugte sogar hart gesottene Linke der 68er-Generation von dessen Gewinn für den Berliner Stadtraum.
Einige argwöhnten lautstark, dass hier die Hohenzollern reaktiviert werden sollten, vielleicht sogar als Regenten und Monarchen!
Sodann wurden die Kosten der Rekonstruktion in Anschlag gebracht und ein rigider Kostendeckel auf das größte Kulturprojekt des vereinten Deutschlands gelegt, ohne dass auch nur annähernd eine Relation zu anderen Neubauten der öffentlichen Hand hergestellt wurde — ob es das Kanzleramt und seine Erweiterung waren oder der Neubau des Flughafens von Berlin-Brandenburg BER, ganz zu schweigen von Konzerthäusern oder Museen. Erst als Alexander von Humboldt als Namens- und Nutzungspatron des Berliner Schlosses gefunden und gewählt wurde, beruhigte sich die Erregung, um schließlich in einer ebenso heftigen Debatte über den Postkolonialismus zu enden, der die Nutzung des Hauses nach seiner Fertigstellung begleitet. Wäre es zu dieser Debatte auch ohne das Gebäude gekommen? Ist es bereits ein Gewinn des Hauses, dass sich die außereuropäischen Sammlungen nun einer Reflexion ihres Tuns und ihrer Herkunft stellen?
Wilhelm von Boddien hütet sich, auf solche Fragen eine Antwort zu geben. Sie gehören in die Hände der amtlichen Institutionen, die das Haus betreiben. Ihm als Initiator der Rekonstruktion des Berliner Schlosses ging und geht es um das Juwel der Berliner Mitte, um einen der bedeutendsten Barockbauten Europas. In seinen Erinnerungen berichtet er lebhaft von den Motiven und Hoffnungen, vor allem auch von den Widerständen und Konflikten, auf die er bei seinem Eintreten für das Berliner Schloss gestoßen ist, die Steine, die ihm in den Weg gelegt wurden, aber auch die Hilfen, die er von Menschen aller Herkunft und Stellung erhalten hat. Während sich überall in Europa Städte und Gesellschaften ihres historischen Erbes versichern, mäkelten die Deutschen, übten Kritik an ihrem wertvollen Bestand und wehrten sich gegen den Wiedergewinn baulicher Schönheit.
Mit Humor und manchmal Sarkasmus, mit Ironie und manchmal Schärfe, mit wachen Anekdoten und manchmal fast enzyklopädischem
Gedächtnis schildert Wilhelm von Boddien aus seiner persönlichen Sicht das Engagement und den Einsatz, die immense Anstrengung und überraschende Resonanz, die sein 30-jähriges Eintreten für das größte Kulturprojekt Deutschlands nach dem Mauerfall begleiteten.