Was ist da nur in Berlin los?

War Mitte Nov. einige Tage in Berlin und auch viele Museen besichtigt und habe dabei auch die Diskussion um das Stadtschloss und dem Neuen Museum mitbekommen. Tut mir leid, aber ich als Österreicher verstehe diese Diskussion nicht. Bei uns war es selbstverständlich, dass man wichtige historische Gebäude nach dem Krieg wieder aufbaute und so ist es noch immer. zB: wurde das Palais Epstein wieder renoviert, alte Bausünden rückgebaut und der Originalzustand wieder hergestellt und im Herbst 2005 eröffnet. Was haben die Wiener nicht alles getan um ihren Stephansdom wiederaufzubauen, die Hofburg, Museen und erst unsere Staatsoper, die fast einem modernen Gebäude hätte weichen müssen. Nur die Bahnhöfe wurden neu errichtet und waren typisch Nachkriegsbauten, jeder Wiener hat sie gehasst und diese wurden auch regelmäßig zu den hässlichsten Europas gewählt und werden jetzt alle neu errichtet. Und da gibt es tatsächlich noch Berliner, die sich einen asbestverseuchten Klotz zurückwünschen? Für Österreicher unverständlich!

Deshalb verstehe ich auch nicht, dass nicht auch gleich die Ostfassade des Stadtschlosses, die Schlosskuppel und die Innenräume etc. wieder augebaut werden, sicherlich angepasst für den modernen Museumsbetrieb, aber trotzdem dem Original treu.

Aber dem Neuen Museum auf der Museumsinsel widerfährt ja ähnliches; da gibt es Originalpläne, Skizzen, Fotografien sogar noch die Originalschablonen der Wandgemälde und anstatt das Museum wieder aufzubauen, wird ein Betonklotz angebaut? Und wenn auch manche Wandbilder eine verklärte Sicht auf die Antike warfen, man hätte doch darauf hinweisen können. "Laut neuesten Forschungserkenntnissen…"; "Im 19. Jhd. dachte man noch…" Schaut euch das Kunsthistorischen Museum (Ägyptische Sammlung, Antikensammlung, Gemäldegalerie) in Wien an. Schaut euch das American Museum of Natural History New York oder auch die neuen Räume eures Naturkunde Museums an. Einfach genial, die Präsentation! Und das hat nichts mit Disneysierung zu tun. Wie soll denn aber nackter Beton, den Besucher pädagogisch, didaktisch aber auch emotional an die Kunstwerke heranführen?

Dann kommen noch so Argumente, wie man wolle ein Mahnmal gegen Krieg. Verputz, Wandgemälde nicht erneuern, Brand- und Wasserspuren, Einschusslöcher sichtbar lassen. Nicht, dass mich jemand falsch versteht, natürlich sind Mahnmäler gegen Krieg wichtig und richtig! Aber mit dem Neuen Museum wird Krieg heroisiert, der Krieg hat gewonnen, nicht die Menschen, die wieder aufbauen wollen. Ich stell mir gerade vor, ein Architekt hätte so etwas in Wien (womöglich noch bei Schönbrunn) gewagt, der hätte schon die Koffer packen können. 😉

Deshalb schickt mal die, die das Schloss nicht detailgetreu aufbauen wollen und auch gleich alle, die für den Umbau des Neuen Museums verantwortlich sind nach Wien, zu einem Besuch des Kunsthistorischen Museums. Was ist da nur in Berlin los?

2 Kommentare zu “Was ist da nur in Berlin los?

  1. Ich kann Ihnen nur beipflichten! Aber so ist das nun mal hier in unserem so "demokratischen" Deutschland. Das Volk will diese Gebäude (Schloss Berlin, Schloss Postdam, Garnisonskirche Potsdam) wieder errichtet sehen, die Volksvertreter vertreten aber eben nicht diesen Willen des Volkes. Ich kann Österreich nur Gratulieren, nicht solche "Experten" in Entscheidungspositionen dieser Art sitzen zu haben.

    Vielleicht fahre ich auch deswegen immer lieber nach Wien als nach Berlin!

    Gruß aus dem Bergischen Land

    D.Dietz

  2. Meine Rede! Überall in Europa und der Welt werden wichtige, identitätstiftende, historische Gebäude wieder aufgebaut und das zu einhundert Prozent und ohne Kompromisse. Nur in Berlin/Mitte scheint man dazu nicht in der Lage zu sein.

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