Stadtbild Deutschland / Rekonstruktionen

Am Wochenende gab es in Frankfurt eine hochinteressante Tagung, bei der sich verschiedenste Organisationen aus ganz Deutschland trafen, die sich mit der Rekonstruktion historischer Bauten befassen. Ich möchte Sie gerne auf die Homepage dieses Vereins hinweisen, auf der ich wrklich bemerkenswerte Beiträge zur Rekonstruktion historischer Gebäude vers. Nachkriegsaufbau und Moderne gefunden habe.

Drucken und Lesen ist meine Empfehlung. Selten so sachliche, unpolemische Inhalte gefunden, die darurch ihre eigene, große Wirksankeit entfalten.

Ich würde mich freuen, Ihre Meinung dazu hier ium Forum zu erfahren!Hier die Adresse:

www.stadtbild-deutschland.de

3 Kommentare zu “Stadtbild Deutschland / Rekonstruktionen

  1. Ein sehr interessanter Beitrag.
    folgendes möchte ich zitieren:
    …..Doch war diese Zerstörung (im 2. Weltkrieg) nur die erste Katastrophe, die Auslöschung unserer Geschichte durch die Bomben nur die erste Phase; die zweite, und auch im Sinne Hesses verhängnisvollere, war die vielerorts – und viel zu oft – getroffene Entscheidung, das Verlorene nicht wiederherzustellen – ja, bisweilen gar das wenige Verbliebene noch nachträglich zu zerstören. Ein naiver, trotziger und geschlagener Zeitgeist wollte alles anders machen – und machte (städtebaulich) fast alles schlechter. Wer heute durch deutsche Straßen geht, hat oft den Eindruck, dieses Land wäre nur ein halbes Jahrhundert alt und dessen Bewohner ohne jeden Geschmack und ohne jede Liebe zu ihrer gebauten Umwelt….

    Was ich besonders erschütternd finde und was ich auch nicht begreife ist die Tatsache, daß die 2. Phase der Zerstörung, also der Abriß historischer Gebäude um sie durch geschmacklose Glaskuben zu ersetzen, vielerorts bis heute anhält.

    In Aachen beispielsweise wurde ein bau- und kunsthistorisch wertvolles Palais (Herrenhaus von Gut Kaisersruh) aus der ersten Hälfte des 18 Jahrhunderts, was den Bombenhages des Krieges ohne Beschädigung überlebt hat und in welchem sogar Zar Alexander um ca. 1813? während eines Kongresses übernachtet haben soll, ab 1985 sich selbst überlassen. 1990 waren bereits alle Fenster eingeworfen. Die wertvollen Treppen, Wandvertäfelungen, Türen usw… wurden von Vandalen zerstört. Heute stehen nur noch drei Fassaden dieser einst prachtvollen Villa. Zum Glück habe ich vor dem Abriß die sehr üppigen mit viel Stuck verzierten Räume noch fotografiert.

    Das ist jedoch kein Einzelfall. In den letzten 10 Jahren sind hier viele wunderschöne Gründerzeitvillen abgerissen worden, nur um die riesigen Grundstücke mit Reihen- und Doppelhäusern zuzubauen.
    Noch in diesem Jahr soll eine sehr prachtvolle gründerzeitliche Häusergruppe mit viel Stuck im Inneren abgerissen werden, obwohl sie erst vor sechs Jahren saniert wurde.

    Ein weiteres Beispiel ist das im Bau befindliche "Super C", ein gewaltiges Gebäude, welches einer Tankstelle gleicht und das ehrwürdige alte Hochschulgebäude der RWTH Aachen wie ein Zwerg aussehen läßt. Vor dem Krieg war dieses historische Ensemble ein beliebtes Photomotiv.

    Viele Bürgermeister und Stadtplaner haben bis heute nicht begriffen, was sie mit solchen Modernisierungskahlschlägen den Städten antun.

  2. Was Sie beklagen ist ein Zeitgeistphänomen, welches
    von einer sich selbst für unhinterfragbar haltenden
    eher linksorientierten Kulturschickeria zu verantworten ist. Diese Leute glauben tatsächlich, daß
    jeden Montag Morgen eine neue Architekur erfunden
    werden muß, weil alles Reifere für "unkreativ" gehalten wird. Daß Sie selbst vielleicht nicht ganz reif sind und
    daß dies nicht unbedingt positiv zu sehen ist, kommt ihnen gar nicht in den Sinn. Jedenfalls sitzen sie in den entscheidenden Positionen vor allem im Bildungsbereich und sorgen dafür, daß
    Mode und Marketing die belles de jour bleiben.
    Die Konservativen haben im modernen Kulturdiskurs längst abgedankt. Sie waren es ja auch meistens, die nach dem Krieg die schon in den
    Siebziger Jahren von W.J.Siedler beklagten
    Zerstörungen durch "Sanierungsmaßnahmen"
    zu verantworten hatten. Heute glänzen sie mit solchen Sachen wie Rekonstruktionen und die Leute
    atmen dankbar auf. Ein Beitrag zur zeitgenössischen Architektur ist das natürlich nicht.
    Schwarz-Gelb haben in Braunschweig gerade eine
    Riesenchance vertan Alt und Neu verträglich
    zusammenzuführen. Es hat gar nicht viel gefehlt.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert