Vor 60 Jahren ließ die SED-Führung das Berliner Schloss sprengen

Der Wiederaufbau ist aufgeschoben. Es bleibt beim Luftschloss – vorerst.

Für Walter Ulbricht war es ein Symbol des preußischen Absolutismus. Schließlich residierten hier die Markgrafen und Kurfürsten von Brandenburg, später die Könige in und von Preußen und der Deutsche Kaiser. Für den SED-Chef seinerzeit Grund genug, das ohnehin im Krieg zerstörte Gemäuer ein für allemal zu schleifen.

So begann vor nunmehr 60 Jahren am 7. September 1950 die schrittweise Sprengung und Abtragung des Berliner Schlosses, das übrigens erst seit einiger Zeit Berliner Stadtschloss genannt wird. Ende Dezember 1950 war alles vorbei. An das Schloss erinnerte später lediglich der in das DDR-Staatsratsgebäude eingelassene Teil der einstigen Schlossfassade, von dessen Balkon aus 1918 die Revolution verkündet worden war. Das dafür glatt in „Karl-Liebknecht-Portal“ umgetaufte Gebäudestück passte somit wiederum ganz gut ins damalige DDR-Geschichtsbild.

Rund zehn Millionen Mark ließ sich die junge DDR den Abriss kosten – für 30 Millionen, so meinen Experten, hätte man das Schloss damals wieder aufbauen können. Denn der Zerstörungsgrad war deutlich geringer als etwa beim Schloss Charlottenburg im Westen Berlins. Durch seine gut erhalten gebliebenen Außenmauern, tragenden Wände und die Treppenhäuser sowie nur partielle Feuerschäden war es sogar möglich, einzelne Räume wieder soweit herzurichten, dass zwischen 1945 und 1948 Ausstellungen im Schloss gezeigt werden konnten.

Das Schicksal des Schlosses teilte dann auch der 1976 auf dessen Grundmauern errichtete Palast der Republik, der von 2006 bis 2008 wieder abgerissen wurde.

2010 sollte eigentlich mit dem Wiederaufbau des Stadtschlosses begonnen werden. Doch dann kam die Finanzkrise. So bleibt es vorerst beim Berliner Luftschloss.

SZ/up 7.9.2010