Stellungnahme zum Artikel „Das Albtraumschloss der Haushälter“ (FTD)

Leserzuschrift an die Financial Times Deutschland zum Artikel vom 17.8.2010

Sehr geehrter Herr Tartler, 

In Ihrem Bericht wird schon im Titel der Eindruck erweckt, als gehe es bei dem Bau des Humboldtforums in Berlin um die Rekonstruktion des Schlosses mit Steuergeldern. Dies stellt die Fakten auf den Kopf: 

Der Deutsche Bundestag hat beschlossen, in Berlin ein Gebäude in der Stereometrie des Schlosses zu errichten, dessen Kern als Humboldtforum mit 400 Millionen Euro vom Staat finanziert wird, so wie er das hier auch bei einem modernen Gebäude getan hätte. Die Schlossfassaden sollen diesem Beschluss zufolge jedoch privat über Spenden finanziert werden.  

Der Wiederaufbau des Schlosses hat jedoch eine ausgeprägte Gegnerschaft, die öffentlich den Eindruck erweckt, als würde dieser mit Steuergeldern finanziert. Gegen eine Verschiebung des Humboldtforums in moderner Gestalt aus Sparsamkeitsgründen, einer einzigartigen Bildungsinstitution von Weltrang, hätte sich möglicherweise sonst schon erheblicher Protest geregt.  

Das Schloss hingegen kann man gar nicht einsparen, weil alle zusätzlichen Gelder, mit denen, über den schlichten Kubus des Humboldtforums hinaus, die äußere Gestalt des Berliner Schlosses bezahlt wird, über eine Spendenaktion nach dem Muster der Dresdner Frauenkirche bis 2018 privat aufgebracht werden sollen. Somit kann die Gestalt des Schlosses keinem Haushälter vom Budget her Albträume verpassen.  

Mit unserer Spendensammlung wären wir längst auf einem noch besseren Weg, wenn man uns nur ließe und nicht dauernd neue Zweifel an dem Zustandekommen des Projekts säen würde. Wir haben trotz all dieser Widerstände seit 2004 bislang über 13,3 Millionen Euro in cash gesammelt und in verbindlichen Zusagen für die Zeit nach dem Baubeginn weitere 7 Millionen verbuchen können, haben also schon vor dem Baubeginn über 20 Millionen zusammen. Nehmen Sie dies als Beleg für die Begeisterung, die wir für das Projekt schon entfachen konnten. Hinter uns stehen über 12.000 Spender. Diese sind unser Erfolgspotential. Wenn jeder aus seinem persönlichen Kreis zusätzlich nur 3 Freunde dazu bewegt, dieselbe Spende zu geben wie er selbst, haben wir unser Ziel, 80 Millionen Euro zu sammeln, schon erreicht. Wenn es 4 – 5 Freunde wären, könnte man auch alle durch die Planung Stellas jetzt zusätzlich möglich gewordenen, weiteren Rekonstruktionen wie z.B. die Kuppel finanzieren.  

Die Humboldtbox am Schlossplatz, bei der mit über 300.000 Besuchern jährlich gerechnet wird, wird unser Spenderpotential zusätzlich erhöhen. Deutschland hat 82 Millionen Einwohner, da sollte es wohl möglich sein, mit einem begeisternden Auftritt auch 100.000 oder auch 200.000 Bürger als Spender für das Projekt zu gewinnen. Wo also liegt das Problem?  

 

Wilhelm von Boddien, Geschäftsführer Förderverein Berliner Schloss e.V.

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