„Schwaben blitzen mit Millionenspende fürs Schloss ab“

14.03.2017  Der Tagesspiegel

 

Unternehmer aus Baden-Württemberg wollten fünf Millionen Euro für das Berliner Stadtschloss spenden. Der Bund lehnte das Angebot wenige Tage vor dem Spenden-Dinner ab.

Von Ralf Schönball

Einfach war das Verhältnis der Berliner zu den Schwaben ja nie wirklich, allein schon weil die Zugezogenen in Prenzlauer Berg Schrippen hartnäckig als „Wecken“ bezeichnen. Dass Berlin sich aber nun auf diese Weise rächt, war dann doch nicht zu erwarten: Der Bund lehnt eine Spende von Unternehmern für das Schloss in Höhe von fünf Millionen Euro ab, weil die geschäftstüchtigen Schwaben dafür im Gegenzug die Benennung eines Saales nach ihrer Heimat Baden-Württemberg gewünscht hatten. So nicht, sagt der Bauherr, und ließ sogar Ministerpräsident Winfried Kretschmann abblitzen.

Der Landesvater und Star der Grünen-Realos hatte am 7. März ins Staatsministerium als Schirmherr der Aktion eingeladen zu einem „Fundraising-Dinner“. Zwischen den Gaumenfreuden wollte Kretschmann abwechselnd mit dem britischen Starintendanten des Humboldt-Forums, Neil MacGregor, die milden Gaben der drei Dutzend Firmenkapitäne einwerben. Das war mit dem Kuratorium des Humboldt-Forums und dem Bundesbauministerium so abgestimmt. Doch der Termin platzte – kurzfristig. Das Staatsministerium für Kultur lehnte die Benennung des Saales nach dem Bundesland ab.

„Da werden Spender vor den Kopf gestoßen“

„Die fünf Millionen Euro hätten wir zusammengebracht“, sagt der frühere Präsident des Industrie- und Handelskammertages Baden-Württemberg, Till Casper. Dieser war vor zwei Jahren in das Kuratorium des Humboldt-Forums gewählt worden und hatte die Idee für das Geschäft Geld gegen Saal-Benennung. Denn: „Die Schwaben gäbet nix“, sagt er augenzwinkernd, aber auf diese Weise hätten sie dafür ja selbst auch etwas bekommen.

Die Abfuhr kurz vor dem Spenden-Dinner kam nicht gut an: „Da werden Spender vor den Kopf gestoßen und stattdessen müssen die Steuerzahler bezahlen“, sagt Casper. Richtig ist, dass die Schloss-Bauherren Spenden bitter nötig haben. Der Bund hat die Millionen der Privaten fest eingeplant – doch diese fließen nicht so schnell wie vorgesehen. Gewarnt wird im letzten Bericht des Bundesbauministeriums von Ende vergangenen Jahres sogar vor dem „Risiko, dass das Spendenziel in Höhe von 80 Millionen Euro nicht vollständig erreicht werden kann“. Ein Sprecher des Bundesbauministeriums bestätigt dies und sagt „deshalb sind wir dankbar für Angebote“.

Am Bundesbauministerium würde das Tauschgeschäft nicht scheitern: Staatssekretär Florian Pronold (SPD) hatte den Unternehmern schriftlich gegeben, dass er für den Deal geradesteht. Nach der überraschenden Abfuhr bemühten sich die Ministerien immerhin darum, Kompromisse zu finden: Ob die Schwaben denn nicht mit der Benennung des Saales nach ihrem wohl berühmtesten Landeskind vorlieb nehmen könnten, nach Friedrich Schiller? Daneben könne ja ein Schild präzisieren: „In Anerkennung einer Spende der baden-württembergischen Unternehmerschaft.“ Die so Benannten sollen den Vorschlag mit Gelächter quittiert haben.

Intendanz des Humboldt-Forums bevorzugt Namen wie Goethe oder Humboldt

In der letzten Sitzung des Stiftungsrates vom Schlossprojekt soll die Benennung der Säle erneut ein Thema gewesen sein. Die Intendanz des Humboldt-Forums bevorzugt Namen von Bildungsgiganten wie Goethe, Humboldt – oder eben Schiller. Eine Entscheidung ist aber nicht gefallen. Nun steht die Position des sozialdemokratisch geführten Bauministeriums jener des christdemokratisch geleiteten Kulturstaatsministeriums unversöhnlich gegenüber.

Im Ländle nährt diese Auseinandersetzung die Vorurteile über die Hauptstadt: „Da sieht man mal, was in Berlin los ist“, sagt Casper – und er meint damit wohl: nicht eingehaltene Zusagen, Kompetenzengerangel, Machtkampf – „das wird dann sofort übertragen auf andere Dinge, den BER zum Beispiel“. Und so wundere sich auch niemand mehr über das Chaos.

Beim Staatsministerium für Kultur hieß es auf Anfrage: „Der Vorschlag, einen Saal im Erdgeschoss nach Baden-Württemberg zu benennen, fand im Stiftungsrat am 7. März keine Mehrheit“. Diese Hervorhebung eines Bundeslandes passe nicht zum „weltoffenen Charakter des Hauses“ und das sähen auch „Nutzer, das Land Berlin und einzelne Parlamentarier „kritisch“. Auch eine Raumbenennung nach lebenden Personen sei ausgeschlossen. Allerdings sollen „bei Spenden ab 5 Millionen Euro auch Regelungen möglich sein dürfen, die vom Konzept der Gründungsintendanten abweichen“. Im konkreten Fall könnten dazu „die konkreten Spender auf einer Tafel an einem angemessenen Ort im Humboldt- Forum einzeln aufgeführt werden“.

 

Quelle: Der Tagesspiegel, 14.03.2017

 

 

7 Kommentare zu “„Schwaben blitzen mit Millionenspende fürs Schloss ab“

  1. Warum hat man diese Spendenbereitschaft nicht zum Anlass genommen für einen Wettbewerb der Bundesländer um die Namensgebung auch weiterer Säle im neuen Schlossbau? So wäre auch ein Saal Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen etc.pp. denkbar und dies hätte zusammengerechnet nicht nur 5 Millionen, sondern -zig Millionen in die Kassen gespült!
    Chance verpasst!

  2. So kann man aber nicht mit Spendern umgehenEin „Friedrich Schiller“ Saal ist meines Erachtens nicht so unangenehm wie ein „Baden Wü.“ Saal.Und bei 5 Millionen,also Bitte !Aber das ist halt Berlin.?

    1. Dann scheint ja das Spendenziel anscheinend schon gänzlich erreicht zu sein , wenn man die 5 Mio. Euro nicht mehr nötig hat ?!Somit brauche ich persönlich auch nichts mehr zu spenden.Dann ist ja alles in Butter?
      Jetzt wirds schon sehr peinlich für unser Land !!

  3. Eine Benennung nach einem (Bundes)Land? Was passiert, wenn Erdogan oder Trump spenden – gibts dann nen Sultan-Saal oder ne Trump-Kuppel? Nein, danke!

    1. Die Säle nach Bundesländern zu benennen, ist sicher nicht abwegig, da wir ja in einem föderalen Staat leben und die Kulturhoheit auch bei den Bundesländern liegt. Ein Benennungskonzept, das den Ländern in Deutschland buchstäblich „Raum gibt“, wäre als eine symbolische Verneigung vor all den Spendern aus allen Teilen der Bundesrepublik verstanden worden. Es hätte dem Umstand Rechnung getragen, dass wir alle (und nicht z.B. nur das Land Berlin) zu diesem gemeinsamen Werk beigetragen haben – und hoffentlich auch weiter beitragen werden!

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