Prinz Georg von Preussen: Humboldt-Forum mit Schlossfassade „lohnende Investition“
Prinz Georg Friedrich von Preußen, Chef des Hauses Hohenzollern, hat den Bau des Berliner Humboldt-Forums mit historischer Schlossfassade in Mitte trotz der geplanten 480 Millionen Euro Baukosten als vernünftige Investition verteidigt. „Ich halte dies für eine lohnende Investition. Die Touristenströme, die der Schlossbau anziehen wird, werden das Geld mehrfach zurückbringen“, sagt der Ururenkel von Kaiser Wilhelm II. der „Leipziger Volkszeitung“.
„Über die Entscheidung, die historische Mitte Berlins in dieser Form aufzuwerten, freue ich mich sehr. Ich bin aber etwas skeptisch, was den engen Zeitrahmen angeht“, sagte der Prinz weiter.
Das Bundeskabinett hatte Anfang Juli mit der Billigung des Finanzplanes den Weg freigemacht. Das 480 Millionen Euro teure Humboldt-Forum mit historischer Schlossfassade soll 2013 stehen. In dem Neubau auf dem Areal des 1950 gesprengten Hohenzollernschlosses sollen unter anderem außereuropäische Sammlungen der Staatlichen Museen und Kollektionen der Humboldt-Universität untergebracht werden. Aber auch der Palast der Republik soll im Miniformat weiterleben – die „Agora“, ein eigener Veranstaltungsbereich, soll die Volkshaustraditionen fortführen.
Die Kritik der Berliner Linken, die Hauptstadt brauche keine Schloss-Attrappe, wies Prinz Georg mit Ironie zurück. „Wenn die Linke mit ihrer Kritik an der Attrappe darauf hinaus will, das Schloss auch innen zu rekonstruieren, dann sollte man mit ihr ins Gespräch kommen.“ Ansonsten sei es eine müßige Frage, was man wirklich brauche. „Man braucht etwas zu essen, Kleidung und ein Dach über dem Kopf. Aber ich finde, wenn man nur das hat, was man braucht, ist das Leben nicht sehr lebenswert.“ Der Prinz hält auch nichts davon, dem Palast der Republik nachzutrauern. Die Idee zum Wiederaufbau des Schlosses sei von engagierten Bürgern gekommen und habe sich in einem demokratisch legitimierten Verfahren durchgesetzt. „Insofern ist die zeitgemäße Form des Volkshauses offenbar das Schloss.“
Prinz Georg, der an der Bergakademie Freiberg Betriebswirtschaft studierte und zurzeit einen Masterstudiengang an der Universität Viadrina in Frankfurt (O.) absolviert, sieht über das Schlossprojekt hinaus auch verpasste Chancen in der Wiedervereinigung Deutschlands. „Man hat aus übertriebener Angst vor einem neuen Aufleben des Nationalismus die Freude über die Wiedervereinigung voreilig ausgebremst. Das hat vielen Ossis Kraft genommen und vielen Wessis Freude am solidarischen Engagement.“ Allerdings sei auch die Rückkehr zur Monarchie keine Lösung, um Politikverdrossenheit zu überwinden. „Ich glaube, dass es nahe liegendere Mittel gibt, der Politikverdrossenheit zu begegnen als die Ausrufung eines Königs. Deutschland hat kein Problem mit seiner Staatsform, sondern mit seinem Selbstbewusstsein.“
Ein politisches Mandat strebt der 31-jährige Kasier-Ururenkel derzeit zwar nicht an. Er sagt aber: „Ob ich irgendwann eines anstrebe, kann ich heute noch nicht sagen.“ Reizvoll findet der Chef des Hause Hohenzollern allerdings die Vorstellung, bei einer möglichen Direktwahl des Bundespräsidenten zu den Wunschkandidaten der Deutschen zu gehören. Dies hatte eine online-Umfrage von Tagesschau.de ergeben. „Die Vorstellung, in das Schloss meines verehrten Vorfahren Louis Ferdinand (1772-1806) einzuziehen, hat natürlich etwas Verlockendes. Aber ich freue mich über etwas anderes. Nachdem man viele Jahrzehnte lang die Monarchie für eine ausschließlich autoritäre Staatsform gehalten hat, für eine Vorstufe zu den Diktaturen des 20. Jahrhunderts, versteht man allmählich, dass auch ein Monarch nicht ohne Beliebtheit auskommt.“ Auch ein Monarch könne „ohne eine gewisse demokratische Anerkennung“ eben nicht regieren.
Berliner Morgenpost, 24.07.2007