Pläne für Berliner Schloss vorgestellt

Pläne für Berliner Schloss vorgestellt

Nach langer Verzögerung gewinnt das Stadtschloss zunehmend Konturen. Architekt Stella bekam viele Fragen und Vorschläge von Bürgern zu hören.

Berlin. Das Berliner Stadtschloss mit dem Humboldtforum als Bühne der Weltkulturen nimmt Gestalt an. Schloss-Architekt Franco Stella (68) stellte am Mittwochabend die Pläne für das Projekt vor, das zum Mittelpunkt der deutschen Hauptstadt werden soll. Bei einem öffentlichen Gespräch in der Humboldt-Universität präsentierte der italienische Architekt die überarbeiteten Entwürfe. Das Schloss soll in seiner historischen Gestalt bis 2019 wieder errichtet werden. Interessierte Bürger stellten Fragen und äußerten Vorschläge zur Gestaltung der einstigen Hohenzollern-Residenz.

Architekt Stella sagte, das Schloss werde sich zu einem Publikumsmagneten entwickeln. In der Originalgestalt knüpfe das Schloss an die Geschichte Berlins an. Die Stadt sei um das Schloss gebaut worden, sagte Stella. Der Baustart ist für 2014 vorgesehen, drei Jahre später als ursprünglich geplant. Der Bund hatte aus Spargründen den auf 552 Millionen Euro geschätzten Bau auf Eis gelegt. Die Kosten waren 2007 errechnet worden. Nach Schätzungen werden sie allerdings die 600 Millionen übersteigen.

Der Bund trägt 440 Millionen Euro, 32 Millionen das Land Berlin, die restlichen 80 Millionen sollen durch Spenden hereinkommen. Am 8. Juni will der Stiftungsrat über das Projekt endgültig entscheiden, anschließend wird es den Baubehörden zur Genehmigung vorgelegt.

Nach Stellas Plänen werden an drei Seiten die Originalfassaden des preußischen Baumeisters Andres Schlüter neu entstehen. Im Inneren werden Teile des Schlüterhofs ihre barocke Gestalt zurückerhalten. Die Ostseite in Richtung Spree wird als moderne Fassade in Beton gebaut. Im Humboldtforum sollen die Sammlungen außereuropäischer Kulturen der Berliner Museen, die Humboldt-Universität und die Berliner Landesbibliothek ihren Platz haben.

Die Barockfassade werde keine Attrappe sein, betonte Stelle, sondern wie im Original in den gleichen Materialien und Formen gebaut werden. Der Vorsitzende der Schloss-Stiftung, Manfred Rettich, sagte, das Projekt sei im Kostenrahmen. Nun müsse es vom Stiftungsrat beschlossen werden. Danach kommt es vor den Haushaltsausschuss des Bundestages.

Zum Herzstück des Schlosses wird die sogenannte Agora gehören, ein Raum für Veranstaltungen und Kongresse, der im einstigen Eosanderhof unterkommen soll. Vorgesehen ist auch der Wiederaufbau der Schlosskuppel, die aber aus Kostengründen nicht die Originalverzierungen tragen wird. Auch die Kellerreste sollen erhalten werden, einige sollen zugänglich sein. Ein Korridor, auch Forum genannt, soll durch das Schloss einen Durchgang in Nord-Süd-Richtung ermöglichen.

Mit seinem Entwurf für den Original-Wiederaufbau hatte sich Stella in einem internationalen Wettbewerb durchgesetzt. Der Bundestag hatte sich mehrheitlich für den Wiederaufbau ausgesprochen. Das Schloss war im Krieg beschädigt und von der DDR 1950 gesprengt worden. In den 70er Jahren entstand an dem Ort der Palast der Republik, wo auch die DDR-Volkskammer ihren Sitz hatte. Der Palast wurde inzwischen ebenfalls abgerissen. (dpa)

Hamburger Abendblatt am 26. Mai 2011