„Noch vor Ende des Jahrzehnts wollen wir eröffnen“

Architektur

„Noch vor Ende des Jahrzehnts wollen wir eröffnen“

Der Weg für den Wiederaufbau des Berliner Schlosses ist
frei. Die verantwortliche Stiftung hat am Mittwoch die Pläne des Architekten
Franco Stella bewilligt. Danach soll das Schloss mit drei der vier
Originalfassaden neu errichtet werden. Jetzt beginnt für das Projekt der Gang
durch diverse Genehmigungsverfahren.

So muss der Bundestags-Haushaltsausschuss noch abstimmen, ob
die Baukosten ab 2014 im Haushalt zur Verfügung gestellt werden. Danach
schließt sich das Genehmigungsverfahren der Berliner Baubehörden an.

Der Vorsitzende des Rats der Stiftung „Berliner Schloss
– Humboldt-Forum“, Rainer Bomba, zeigte sich nach der Sitzung erfreut über
den Entschluss des 14-köpfigen Gremiums und kündigte an, der Terminplan für den
Baubeginn solle eingehalten werden. „In zwei Jahren wollen wir den
Grundstein legen, 2014 geht es mit den Baumaßnahmen im vollen Umfang los“,
sagte Bomba, der auch Staatssekretär im Bundesministerium für Verkehr, Bau und
Stadtentwicklung ist. Zusammen mit Vertretern der Ministerien für Kultur und
Finanzen repräsentiert Bomba den Bund im Stiftungsrat. Außer ihnen ist auch das
Land Berlin vertreten sowie die künftigen Schloss-Nutzer Stiftung Preußischer
Kulturbesitz, Humboldt-Universität und Zentral- und Landesbibliothek.

Bauvorbereitungen beginnen 2012

„Noch vor Ende dieses Jahrzehnts wollen wir der Mitte
unserer Hauptstadt ihr Gesicht wiedergeben und das Humboldt-Forum im Berliner
Schloss eröffnen“, sagte Bomba. Bereits im nächsten Jahr sollen die
Bauvorbereitungen am Schloßplatz beginnen. Dort finden derzeit noch
archäologische Grabungen statt. Die freigelegten Schlossfundamente sollen laut
Stiftung in einem „Archäologischen Fenster“ teilweise sichtbar und
begehbar sein.

Aus Kostengründen weicht der am Mittwoch abgesegnete Entwurf
weit von dem ab, was Architekt Stella ursprünglich im Jahr 2008 beim Wettbewerb
um den Wiederaufbau des Schlosses vorgestellt hatte. So werden drei Seiten der
Schlossfassade nur aufwendig nach historischem Vorbild gebaut werden können,
wenn dafür genügend Spendengelder eingehen. Der Barockschmuck von Kuppel,
Treppenhaus und Historienräumen sowie die Rekonstruktion der historischen sechs
Schlossportale auf der Innenseite wurden geopfert, um den Kostenrahmen nicht zu
sprengen.

Der Schlüterhof wird dagegen zum Teil seine barocke Gestalt
zurückerhalten. Als moderne Fassade wird die Ostseite in Richtung Spree in
Beton gebaut. Zum Herzstück des Schlosses wird die sogenannte Agora gehören,
ein Raum für Veranstaltungen und Kongresse. Ein Korridor, auch Forum genannt,
soll durch das Schloss einen Durchgang in Nord-Süd-Richtung ermöglichen.

Für die Gestaltung des Umfeldes des Schlosses hat
Senatsbaudirektorin Regula Lüscher einen weiteren Wettbewerb angekündigt. Einen
konkreten Termin dafür gibt es laut Verwaltung aber noch nicht. Voraussichtlich
noch in diesem Jahr solle aber der Startschuss fallen.

Die einstige Hohenzollernresidenz soll bis 2019
wiedererrichtet werden. Dann sollen die Sammlung außereuropäischer Kulturen der
Berliner Museen, die Humboldt-Universität und die Berliner Landesbibliothek in
das Humboldt-Forum einziehen. 2007 hatten der Bundestag und das Land Berlin
noch beschlossen, ab 2010 mit dem Wiederaufbau des Stadtschlosses zu beginnen.
Aus Kostengründen hatte die Bundesregierung im vergangenen Sommer den ersten
Spatenstich verschoben, sodass der tatsächliche Baubeginn knapp vier Jahre
Verspätung haben wird.

Ursprünglich waren vor vier Jahren Kosten in Höhe von 552
Millionen Euro kalkuliert worden. Mittlerweile rechnen Schätzungen mit 600
Millionen Euro. Den größten Teil der Summe, rund 440 Millionen Euro, soll der
Bund tragen. Berlin ist mit 32 Millionen beteiligt. Zur Verwirklichung der
Pläne sind außerdem Spenden in Höhe von rund 80 Millionen Euro nötig. Nur dann
können die drei Originalfassaden des preußischen Baumeisters Andreas Schlüter
neu entstehen.

Sieben Millionen Euro zugesagt

Der Spendenstand lag Ende Mai laut Stiftung bei rund 15
Millionen Euro. Zudem gibt es den Angaben zufolge Zusagen über weitere sieben
Millionen an Spendengeldern. Wer zum Wiederaufbau beitragen möchte, kann sich –
wie in einem Versandhauskatalog – in einer Hochglanzbroschüre Bauteile und ihre
Preise ansehen. Vom „Tropfenstein“ als Zierstück an der
Schlüter-Fassade für 300 Euro bis zur Statue auf dem Eosanderportal für rund
240 000 Euro sind praktisch alle Fassadenteile käuflich. Günstiger zu stiften
sind Teilbausteine für Pauschalen ab 50 Euro. Aber auch jede Kleinstspende ist
laut Stiftung willkommen. Ab dem 29. Juni kann sich jeder in der
„Humboldt-Box“ am Schloßplatz über das Bauvorhaben und die
Möglichkeiten für Spenden informieren.