„Neptunbrunnen zurück zum Schlossplatz? Bürgerbündnis fordert Rückführung“

17.07.2025 – Entwicklungsstadt

Von Toja Gural

Der Berliner Schlossplatz soll grüner und klimagerechter werden, mit einem neuen, modernen Brunnen. Eine Allianz Berliner Bürgervereine fordert hingegen die Rückkehr des historischen Neptunbrunnens. Der Konflikt wirft ein Licht auf den Umgang mit Geschichte im Stadtraum.

 

Die Allianz Berliner Bürgervereine kritisiert die Pläne des Senats zur Neugestaltung des Schlossplatzes vor dem Humboldt Forum. Im Zentrum der Auseinandersetzung steht der Neptunbrunnen von Reinhold Begas. Seit Jahrzehnten steht er vor dem Roten Rathaus, sein ursprünglicher Standort war jedoch der Schlossplatz. Die Allianz fordert nun die Rückführung des Originals oder eine originalgetreue Replik.

Der Berliner Senat plant hingegen eine neue, zeitgenössische Brunnenanlage. Sie soll aus einem Gestaltungswettbewerb hervorgehen. Eine Rückführung des historischen Brunnens wird kategorisch ausgeschlossen, auch eine spendenfinanzierte Replik lehnt die Senatsbaudirektorin Petra Kahlfeldt ab. Laut Bürgervereinen sei dies ein Bruch mit dem historischen Erbe des Ortes.

Klimagerechte Umgestaltung: Schlossplatz soll grüner und fußgängerfreundlicher werden

Die Neugestaltung des südlichen Schlossplatzes ist Teil eines größeren Vorhabens zur klimagerechten Umgestaltung. Ziel ist es, die derzeit versiegelte Fläche zu entsiegeln, Schatten zu schaffen und die Aufenthaltsqualität zu erhöhen. Dafür soll die angrenzende Straße zur Fußgängerzone werden, ergänzt durch neue Baumreihen und Sitzgelegenheiten.

Laut Senatsverwaltung wurde im Vorfeld eine Machbarkeitsstudie unter Beteiligung mehrerer Einrichtungen durchgeführt. Der neue Brunnen soll Teil eines grüneren Platzes werden. Die genauen Pläne wurden im Herbst 2024 erstmals öffentlich vorgestellt. Die Finanzierung ist allerdings noch nicht abschließend gesichert.

Historisches Ensemble mit Verlust: Der Neptunbrunnen und seine ursprüngliche Wirkung am Schlossplatz

Der Neptunbrunnen zählt zu den kunsthistorisch bedeutendsten Brunnenanlagen Europas. Entworfen wurde er Ende des 19. Jahrhunderts von dem Bildhauer Reinhold Begas. Die Idee dafür geht auf Karl Friedrich Schinkel zurück, der sich einen Monumentalbrunnen auf dem Schlossplatz gewünscht hatte, mit dem Stadtschloss als repräsentativer Kulisse. In Anlehnung an barocke und italienische Vorbilder schuf Begas eine imposante Brunnenanlage mit Neptunfigur, mythologischen Begleitfiguren und detailreichen Wasserspielen.

Der Brunnen war Teil des aufwendig gestalteten Ensembles in der historischen Mitte Berlins, das über Jahrhunderte als zeremonielles und städtebauliches Zentrum fungierte. Nach der Zerstörung des Berliner Schlosses und dessen Sprengung durch die DDR-Regierung im Jahr 1950 wurde der Brunnen zunächst abgebaut und eingelagert. Erst 1969 fand er an seinem heutigen Standort vor dem Roten Rathaus einen neuen Platz. Dort bildet er seitdem einen Kontrast zur umliegenden DDR-Moderne, insbesondere zum Fernsehturm und der offenen Platzgestaltung.

Plädoyer für historische Kontinuität: Bürgervereine fordern Rückkehr des Neptunbrunnens und Rekonstruktion der Platzanlage

Aus Sicht der Allianz Berliner Bürgervereine passt der Standort jedoch weder zum ursprünglichen künstlerischen Konzept noch zur Wirkung des Brunnens. Sie kritisieren, dass der Neptunbrunnen in diesem Umfeld seines historischen Bezugs beraubt sei und seine gestalterische Kraft nicht entfalten könne. Deshalb fordern sie eine Wiederherstellung der historischen Einheit von Schloss und Schlossplatz.

Ein moderner Brunnen sei an diesem Ort fehl am Platz und würde die jüngst wiederaufgebaute Schlossfassade gestalterisch entwerten. Sie sprechen sich daher für eine Rückführung oder Replik des historischen Brunnens aus. Darüber hinaus schlägt die Allianz vor, auch die historischen Grünanlagen, Schmuckbeete und Terrassen am Schlossplatz zu rekonstruieren. So könne ein stadträumlicher Zusammenhang wiederhergestellt werden, der über Jahrhunderte prägend für das Zentrum Berlins war. Ob der Senat auf diese Forderungen eingehen wird, ist offen.

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Quelle: Entwicklungsstadt, 17.07.2025