„Macht sich der Autoverkehr bald vom Hof?“

22.11.2017  Berliner Kurier

 

Von Maritta Adam-Tkalec

Am 14. September 2019 steht der 250. Geburtstag von Alexander von Humboldt ins Haus – das Datum könnte nicht besser passen für die Eröffnung des Humboldt Forums. Dann werden viele Besucher zu der neuen Attraktion strömen. Da liegt es nahe zu fragen: Wie kommen die Leute dorthin und wieder fort?

Die im Bau befindliche U5 sieht eine Haltestelle Museumsinsel vor, 2021 vielleicht. Aber es werden auch viele Busse kommen. Wo sollen die halten, um die Leute abzusetzen und wieder aufzugabeln. Wo werden sie parken?

Ephraim Gothe, (SPD), Baustadtrat von Mitte, kennt das Busthema, seit über das Schloss nachgedacht wird. Jetzt wird doch wohl eine Lösung nahe sein – für die Busfrage wie das Verkehrskonzept rund ums historische Zentrum. Denn je mehr gebaut wird, desto mehr Tatsachen werden geschaffen. Also nachgefragt.

Verkehrssenatorin ist Regine Günther (parteilos für die Grünen). Pressesprecher Matthias Spang wird gefragt. Die Antwort fällt schmallippig aus. Es gebe noch Gespräche mit der Stiftung Humboldt Forum, „wie das Gesamtkonzept für den Reisebusverkehr der Museumsinsel und des Humboldt-Forums noch verbessert werden kann“. Es gebe „Überlegungen“. „In der Straße Schlossplatz zwischen Breite Straße und Rathausbrücke unmittelbar an den Fahrbahnrand angrenzend sind drei Halteplätze für Reisebusse geplant.“ Drei Halteplätze.

Hm. Keine Rede von Parkplatz. Und wenn es um die Verbesserung eines Konzeptes geht, muss es doch ein solches geben. Darf man das einsehen? Eine Nachfrage ergibt: nichts. Weil seit den Berliner Wahlen 2016 ein veränderter Ressortzuschnitt gilt, müsste auch Stadtentwicklungssenatorin Katrin Lompscher (Linke) zuständig sein.

Die Pressesprecherin des Amtes, Petra Rohland, lässt im Dompteusen-Stil die zudringliche Journalistin wissen: Man habe sich zuständigkeitshalber an die Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz zu wenden. Was zuvor schon geschehen war, siehe oben.

Die im Fall historischer Stadtzonen betroffene Senatsverwaltung für Kultur (Senator Lederer, Linke) hält Lompscher und Günther für zuständig; Pressesprecher Daniel Bartsch betont, man sei sich der hohen Denkmaldichte in diesem touristisch und historisch wertvollen Bereich bewusst.

Nach dieser Informationsdurststrecke wirkt das bereits 2008 im Auftrag der damaligen Stiftung Berliner Schloss erstellte Verkehrskonzept als Quell konkreter Vorschläge. Demnach würde der Hauptzustrom des Verkehrs von Unter den Linden kommend vor der Westfassade des Schlosses vorbeigeführt.

Vor dem Domaquaree läge ein Busparkplatz. Der dort durchfließende Verkehr wäre gering – vorausgesetzt, man freundet sich mit der reizvollen Grundidee des Konzeptes an: der Sperrung der Karl-Liebknecht-Straße zwischen Schloss und Lustgarten. Das Humboldt Forum würde so Teil der Museumsinsel, verbunden mit dem Alten Museum durch einen attraktiven Raum zum Flanieren.

Wilhelm von Boddien, Geschäftsführer der Stiftung Humboldt Forum, ließ das Konzept 2008 verteilen, damals lehnte Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) ab. 2016 fand es bei Senator Andreas Geisel (SPD) Interesse. Neue Senatskonzepte sind von Boddien nicht bekannt. Den Eindruck, es gebe keine, erhärtete die Recherche erheblich. Wie wird es Berlin halten? Höchste Zeit, dass sich was bewegt.

 

Quelle: Berliner Kurier, 22.11.2017

 

 

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