„Lompscher lehnt Kolonnaden vor dem Stadtschloss ab“

12.12.2016    rbb/24

Keine Debatte in Berlin: Der Haushaltsausschuss des Bundestages hat den Wiederaufbau der historischen Kolonnaden vor dem Berliner Stadtschloss kürzlich fast geräuschlos durchgewinkt. Doch nun regt sich deutlicher Widerstand.

Die Debatte um Berlins historische Mitte wächst sich zum Zuständigkeitsstreit zwischen Land und Bund aus: Wie die „Berliner Morgenpost“ am Montag berichtet, hat die neue Berliner Stadtentwicklungssenatorin Katrin Lompscher (Linke) die vom Bundestag bereitgestellten 18,5 Millionen Euro für den Wiederaufbau der historischen Kolonnade am Stadtschloss abgelehnt.

Die Kolonnaden sollen zwischen Schlossneubau und Bauakademie entstehen – und würden ein Einheitsdenkmal, wie es auf dem historischen Sockel des ehemaligen Kaiser-Wilhelm-Denkmals geplant war, unmöglich machen. „Das Grundstück mit dem Denkmalsockel gehört dem Land“, sagte Lompscher nun der „Berliner Morgenpost“. „Deshalb entscheiden auch wir, was wir damit machen.“
Katrin Lompscher, Die Linke, am 10.12.2016 (Quelle: imago/IPON)

„Nur weil der Bund Geld gibt“ reicht Lompscher nicht als Grund

Lompscher erklärte, sie sei dagegen, jetzt vorschnell die Säulen ohne schlüssiges Gesamtkonzept für den Bereich vor dem Humboldt Forum wieder aufzustellen, „nur weil der Bund Geld gibt“. Sie habe persönlich nichts dagegen, wenn das an dem Ort geplante Einheitsdenkmal nicht gebaut werden sollte, schreibt die Zeitung weiter. Der Bundestag hatte die Pläne dazu wegen drohender Kostensteigerungen verworfen.

Der historische Denkmalsockel sollte aber auf jeden Fall denkmalgerecht saniert werden, so Lompscher. „Was aber nicht heißt, dass wir das Kaiser-Wilhelm-Nationaldenkmal und die dazugehörigen Kolonnaden wieder errichten wollen“, sagte Lompscher. Auch die ebenfalls vom Bund finanzierte Versetzung des Neptunbrunnens vom Platz vor dem Roten Rathaus auf den Schlossplatz lehne die Senatorin ab, hieß es weiter.

Thierse und DDR-Bürgerrechtler wehren sich

Der Haushaltsausschuss des Bundestags hatte im November überraschend Geld für den Wiederaufbau der Kolonnaden vor dem Humboldt Forum und der Schinkelschen Bauakademie am anderen Ufer des Kupfergrabens bewilligt. Eine vorherige Debatte hatte es dazu nicht gegeben.

Der frühere Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse (SPD) hatte ich empört über die Entscheidung gegeben. Im „Spiegel“ sprach er von einem „Handstreich“ und warf den Haushältern „Verachtung vor der friedlichen Revolution“ 1989 in der damaligen DDR vor. Denn mit dem Aufbau der Kolonnaden wäre endgültig klar, dass es kein wie auch immer gestaltetes Einheitsdenkmal mehr geben kann. Thierse hatte sich zudem zusammen mit früheren DDR-Bürgerrechtlern in einem offenen Brief gegen das Vorhaben positioniert.

SPD-Haushaltsexperte Johannes Kahrs hatte die Vorwürfe dagegen zurückgewiesen. Der Beschluss zu den Kolonnaden im Haushaltsausschuss sei einstimmig erfolgt, sagt er dem „Tagesspiegel“. Es gehe dabei um eine „historische Einbettung“ des Schlosses. Im gleichen Bericht äußert sich der Berliner SPD-Bundestagsabgeordnete Swen Schulz zurückhaltender: „Die Kolonnaden würde ich nicht bis aufs Blut verteidigen.“

Das Einheitsdenkmal war bislang in Form einer beweglichen, leicht gewölbten Schale geplant. Es sollte auf dem historischen Sockel des ehemaligen Kaiser-Wilhelm-Denkmals neben dem wieder aufgebauten Berliner Schloss errichtet werden. Der Bundestag hatte 2007 und 2008 beschlossen, ein solches Denkmal in Erinnerung an die friedliche Revolution 1989 und an die Wiedervereinigung errichten zu lassen. Im April dieses Jahres kam dann das Ende für das Projekt in seiner bisherigen Form.

 

Quelle: rbb/24, 12.12.2016

 

 

75 Kommentare zu “„Lompscher lehnt Kolonnaden vor dem Stadtschloss ab“

  1. Anregung für Frau Lompscher und Herrn Thierse:

    1. Die Architektur der Kolonnaden ist in Stil und Anordnung
    exakt auf das Eosanderportal ausgerichtet und direkt konstruktiv/funktional mit
    Fundament und Mosaik verbunden.
    2. Städtebaulich bestehen direkte Bezüge zum Neptunbrunnen (auch
    von Begas), zum Alten Museum, zu den Kolonnaden der Museumsinsel und zu den
    Kolonnaden von Chipperfield..
    3. Historisch ist das Nationaldenkmal einschließlich Kolonnaden,
    Fundament und Mosaik von Bürgern gespendet worden – aus Freude über die seit
    1806 wiedergewonnene deutsche Einheit von 1871.
    4. Denkmäler sind Dokumente deutscher Geschichte. Sie sollten
    nicht zerstört, nicht umgedeutet und nicht mit Granit „überpflastert“
    werden.
    5. Ein Denkmal der friedlichen Revolution und der deutschen
    Einheit von 1989 wird von fast allen Bürgern gewünscht. Aber nicht als
    Überstülpung über dem massakrierten Nationaldenkmal am falschen Platz, sondern
    an einer dafür geeigneteren Stelle vor dem Reichstag oder auf dem
    Alexanderplatz.
    6.Die Kolonnaden in vereinfachter Form wieder aufzubauen, ist
    eine ästhetischer Aspekt und bedeutet nicht, in eine Kaiserromantik
    zurückzufallen, da die Reiterstatue und das mythologische Gefolge gerade nicht zu
    dem Rekonstruktionsplan gehören.
    7. Die Finanzmittel zur Rekonstruktion der Kolonnaden sind vom
    Finanzausschuss des Bundestages bereitgestellt.
    8. Natürlich ist eine breite Einbeziehung der Bürger in die Entscheidung sinnvoll, obwohl Emotionalisierung durch ideologisch/politische Festlegungen oft nicht zu besseren tragfähigen Ergebnissen führen. Die Freigabe der Finanzmittel soll einen demokratischen Prozess über eine städtebauliche und ästhetische Frage sicher nicht aushebeln, sondern erleichtern.

  2. Arn Praetorius  Dieser gründlich durchdachten, besonnen formulierten und sachlichen Analyse stimme ich vorbehaltlos zu.  Ideologie, Parteilichkeit, Resentiments erschweren den Blick auf das Projekt, das ja auf längere Zeit demokratisch vollzogene Meinungsänderungen oder Sichtweisen überdauern sollte, also Generationen. Die Vergangenheit mit der mutwilligen politisch-ideologischen Zerstörung des Schlosses und des gesamten Schlossareals sollte den Entscheidern eine Warnung sein. Sie sollten bedenken, dass auch das, was sie entscheiden und errichten,  später hinweggefegt werden kann, wie zuvor.

  3. Wenn die Lompscher so einfach auf Geld für die Stadt verzichtet, würde ich später danach per Schadenersatz auf ihr Privatvermögen greifen. Danach verzichtet sie sicher nicht so schnell für andere.

  4. Nochmal ein Wort zum Kaiser Wilhelm-Nationaldenkmal. Wenn selbst Honnecker das Denkmal Friedrichs des Großen Unter den Linden wieder errichten ließ — und Friedrich der Große gilt als die Personifikation Preußens schlechthin — dann muss man wohl nicht erzreaktionär sein, wenn man sich die Wiedererrichtung des Kaiser Wilhelm Nationaldenkmals wünscht  —  immerhin steht dieses Denkmal primär für die Einigung und Reichsgründung von 1871 und dem Staatenbund, in dem wir auch heute noch leben. Wie umerzogen, indoktriniert, eingeschüchtert und ideologisch verklemmt sind die Leute hierzulande, dass sie dieses wichtige Datum der deutschen Geschichte so verdrängen. Zumindest hatte Honnecker vermutlich den Wert des Denkmals Friedrichs des Großen für die Verschönerung seiner Hauptstadt erkannt.

  5. Das Stasi und SED Ungeheuer geht in Berlin um. Das war abzusehen. Zusammen mit den SPD Salon Kommunisten, wird es noch einige Überraschungen geben! Schade, wirklich schade.

  6. Dann aber bitte aber mit dem Satz:,,So schlimm wars doch garnicht“ damit sie in ihrer Leichtsinnigkeit bestätigt wird.
    Soviel Abwehr nur wegen einpaar Säulen.

  7. Marcel Oertel hoffentlich berücksichtigt man bei dieser Debatte die klare Ansage der Spender die Millionen für die Fassade gespendet haben, somit ganz klar auch für das historische Umfeld ein Votum abgegeben haben!

  8. Wer sich Rot-Rot-Grün in die Regierung wählt, braucht sich dann über nichts mehr wundern oder gar empören. Lompscher plus Lüscher !! – Noch Fragen ?

  9. Noch viel schlimmer ist, daß nun wohl endgültig nicht einmal das Heilig-Geist-Viertel wieder entstehen soll ! Diese häßliche Ostfassade und dann ein gähnend leeres, zerfließendes Gegenüber !

  10. Es war absehbar.
    All das ist für mich ein Symbol für den Zustand der Gesellschaft.
    Werte sind nicht mehr vorhanden. Schönheit wird politischen Interessen geopfert. Das Ich steht über allem.

  11. Für die Hauptstadt sollte der Bund zuständig sein.Diesem Rot,Rot,Grünen-Senat sollte man die Vollmacht entziehen,aber er wurde ja von den Berlinern gewählt.LEIDER !!!

  12. „Der frühere Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse (SPD) hatte ich empört über die Entscheidung gegeben. Im „Spiegel“ sprach er von einem „Handstreich“ und warf den Haushältern „Verachtung vor der friedlichen Revolution“ 1989 in der damaligen DDR vor. Denn mit dem Aufbau der Kolonnaden wäre endgültig klar, dass es kein wie auch immer gestaltetes Einheitsdenkmal mehr geben kann.“
    […]
    „Das Einheitsdenkmal war bislang in Form einer beweglichen, leicht gewölbten Schale geplant. Es sollte auf dem historischen Sockel des ehemaligen Kaiser-Wilhelm-Denkmals neben dem wieder aufgebauten Berliner Schloss errichtet werden.“
    Da könnte man kotzen! Eine „leicht gewölbte Schale“ – was ist denn das für ein Schwachsinn! Und dieser rote SPD-Trollo will so einen Müll?

  13. Kann ehrlich gesagt nicht verstehen, wie man hier den Linken Platz einräumt, die von Anfang an gegen die Wiederaufbau waren!
    Wenn der Sockel dem Land Berlin gehört, würde mich interessieren, wer gerade für die überfällige Sanierung bezahlt?

  14. Diese Frau ist für mich nicht nachvollziehbar und absolut ein rotes Tuch… Geht’s nach Ihr oder geht’s nach dem Bürger? So eine verpeilte Person… Es nervt!

  15. Können wir nicht Günther Jauch dafür einspannen…? Er ist populär und er ist sowohl in Potsdam, als auch in Berlin für Historisches. Er ist sicher der Einzige der hier helfen kann.
    Das Einheitsdenkmal ist völlig okay. Vorm Reichstag, an der Stelle des alten Bismarksdenkmals, passt die Goldene Wippe toll hin. Rechts und links noch Wasser und davor einen richtigen Platz und schon siehts toll aus!
    Marx und Engels sollen auch bleiben! Aber eben in einen würdigen Rahmen… und nicht so verloren im weiten Rund, wie es jetzt ist.
    Einfach mal Geschmack zeigen!
    Lompscher und Lüscher müssen weg!

  16. Im Januar erscheint von mir ein Artikel in DER UHU mit dem Titel „Ist die Linke im Städtebau noch modern ?“ mit einer äußerst kritischen Stellungnahme zu Frau Lomscher, mit der ich mich bereits bei der „Stadtdebatte“ gestritten habe. Frage mich, ob sie das, was sie städtebaulich vertritt tatsächlich in ihrem Stadtplanungsstudium in Erfurt gelernt hat… es folgen in den weiteren 3 Monaten weitere Beiräge zur Berliner Mitte… Bin übrigens SPD-Genosse, da gibt s auch noch reichlich Aufklärungsbedarf.

  17. Die politischen ‚Eliten‘ haben immer noch nicht den Schuß gehört und machen weiterhin Herrenreiter-Politik gegen den Willen der Bevölkerung … das wird sich über kurz oder lang rächen 😉

  18. Das wäre aber dann ein Widerspruch. Schließlich sagt die moderne ja selbst, was weg ist ist weg. Ne Reko des Balastes der Republik wäre demnach sehr dämlich.

  19. Zum Schloss gehören Neptunbrunnen, Rossebändiger und Kolonnaden. Das auch wichtige Einheitsdenkmal gehört auf den Platz vor dem Reichstag.
    Petition?!

  20. Zum Schloss gehören Neptunbrunnen, Rossebändiger und Kolonnaden. Das auch wichtige Einheitsdenkmal gehört auf den Platz vor dem Reichstag.
    Petition?!

  21. weiterhin die mauer in den köpfen, naiv wer denkt das ist nicht so.fast der ganze westen hat richtig gewählt, nun trotzdem das nachsehen mit den roten. der osten berlins hat das sagen und bunt gewählt, aus einem schmelztiegel von links und rechts. wenn der senat so weiter macht haben immer mehr rechte den aufwind, man fühlt sich zurück versetzt in die zeit der weimarer. und die regierung jetzt hat andere sorgen da einzugreifen, den senat zu stoppen, die westberliner können einem leid tun. fehlt jetzt einer der hilferuhend schreit „völker der welt, schaut auf diese stadt“

  22. Die „Berliner“ lernen nur langsam. Der W-Senat hat den O-Berlinern den Lampenladen genommen. Die Retourkutsche war, dass die O-Berliner am Flughafen Tempelhof die Lampen ausgeschaltet haben. Zum Glück ist der Schlossbau nicht mehr aufzuhalten. Sie können nur an der Peripherie Veränderungen anrichten. Wer Zonies wählt bekommt immer eine schnelle Rechnung.

  23. Es war zu erwarten, dass den Spät-Kommunisten die Kolonnaden nicht gefallen. Wenigstens können sie den Wiederaufbau des Stadtschlosses nicht verhindern. Die Lehre der Geschichte: Sozialismus und Ästhetik passen wesensmäßig nicht zusammen…

  24. Ja klar, aber scheinbar brauchen wir noch eins. Wir müssen Kompromissbereit bleiben… daher auch gern die Wippe vor den Reichstag.

  25. Ich versuche auf diese Weise Mitstreiter für die Europäische Stadt herauszufiltern, die Frau Lompscher innerparteilich Drick machen…sind ja nicht alle doof

  26. Ich habe reichlich Infomaterial als fertige Mails… aber bei den Promis landet man digital immer bei den Agenturen, die einen rausfiltern…Kennt jemand Jauchs direkte Mail Adresse ? Mir schweben auch Leute vor wie Reinhard Mey, Grönnemeyer, Mario Barth…andere Promis, die ich hier nicht bloßstellen möchte, wollten sich nicht den Mund verbrennen, nennt man auch Schiss haben

  27. Marcel Oertel Ihre Art der Debatte haben viele der traditionell Denkenden bei der Stadtdebatte erlebt : ein perfides, unsachliches Streiten im Netz und auf den Diskussionsrunden mit den geschulten Seilschaften aus ihren Reihen, will sagen, bei Folgedebatten müssen WIR uns verdammt gut aufstellen !

  28. Einfach die Einwohner Berlins fragen und dann akzeptieren, was entschieden wird. Ich habe den Entwurf für diese „Salatschale“ gesehen… was daran repräsentiert bitte die Deutsche Einheit? Erst, wenn alle Menschen in unserem Land das Gefühl haben, beachtet und vor allem ernst genommen zu werden, existiert die Einheit. Denkmäler helfen da nicht.

  29. Logo …. als Linke wo sie doch einer Kaste angehört die das was im WW2 nicht kaputt gebombt wurde von den ostzonalen stalinistischen Faschisten dann wegen ideologischer Verseuchung in der Birne gesprengt wurde und so auch Geschichte getilgt wurde

  30. Marco Sie haben so recht. Der Senat ist so verblendet in seinem Preussenhass das jegliche Ratio verloren geht. Städtebaulich wäre die Wiederherstellung des historischen Umfeldes eine einmalige Gelegenheit und ein enormer Gewinn für das Stadtbild. Man kann nur eins hoffen „Herr lass Hirn regnen.“

  31. Für die Anhänger der Rekonstruktion von Kolonnaden und Schlossumfeld wären weniger Polemik und weniger Aggression gegen Personen, dagegen bessere Sachargumente zu wünschen. Mit Beschimpfung kann man niemand überzeugen!

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