Kritik an Sanierung der Schlossbrücke
Forum Stadtbild Berlin: Restaurierung an Ort und Stelle ist „grober Unfug“. Irreparable Schäden befürchtet
Die geplante Sanierung der acht Figurengruppen auf der historischen Schlossbrücke in Mitte sorgt bei Fachleuten für Kritik. Als „rettungslosen Quatsch“ bezeichnet Holger Heiken, Vorsitzender des Forums Stadtbild Berlin, die von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung beabsichtigte Sanierung der mehr als 150 Jahre alten Figuren. „Die Sanierung an Ort und Stelle ist jedoch grober Unfug“, so Heiken weiter. Die Senatsverwaltung hatte, wie berichtet, angekündigt, mit der Sanierung der unter Denkmalschutz stehenden Allegorien, die zwischen 1842 und 1853 nach den Ideen von Karl Friedrich Schinkel geschaffen wurden, noch in diesem Jahr beginnen zu wollen.
Das Sanierungskonzept sieht vor, die vier Gruppen auf der Südseite der Brücke noch in diesem, die auf der Nordseite im kommenden Jahr zu sanieren. Die Figuren-Gruppen, die den Lebensweg eines antiken Kriegers nachzeichnen, sollen mit Schutzplanen verhüllt werden. Anschließend soll der Carrara-Marmor gründlich gereinigt und die Figuren danach restauriert werden. Die EU-weite Ausschreibung der Leistungen steht nach Auskunft der Senatsverwaltung kurz vor dem Abschluss. „Führt man die Arbeiten wie geplant durch, dann ist das nicht mehr als kosmetische Pinselrenovierung“, sagt Holger Heiken. Absehbar seien auch „irreparable Schäden“ an den Denkmälern. Das eigentliche Problem seien die Sockel, sagt der Vorsitzende des Vereins, der sich für traditionelles Bauen in Berlin einsetzt. „In den 80er-Jahren wurden die alten Sockel mit dünnen Marmorplatten lediglich neu verklebt.“ Durch den Schwerlastverkehr gerate die Brücke in Schwingung, in deren Folge Risse und Absprengungen an den alten Sockeln entstünden. „Zunächst müssten also schwingungsfreie Sockel gebaut werden, damit die Figuren nicht weiter Schaden nehmen“, sagt Heiken. Doch selbst dann könne der Zerfallsprozess lediglich verlangsamt werden: „Die Figuren gehören ins Museum und sollten durch hochwertige Repliken ersetzt werden“, sagt er. Im Ausland und auch in Sanssouci sei das längst gängige Praxis: „Michelangelos David steht schon längst im Museum, und niemand in Florenz stört sich daran.“
Auf die Kritikpunkte wollte man in der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung gestern nicht im Einzelnen eingehen. Nur so viel: „Das Vorhaben ist mit der Denkmalpflege abgestimmt“, so Sprecherin Petra Rohland. Es gebe durchaus Wege, wie man Marmor konservieren könne. „Es ist eine grundsätzliche Entscheidung, dass wir unsere Originale nicht ins Museum stellen wollen.“ Im Übrigen werde im Oktober ein Symposium veranstaltet, das sich eigens mit der Problematik des Erhalts der Figuren beschäftige.
Berliner Morgenpost, 28.08.2007