„Humboldt Forum distanziert sich von Bibelwort am Schloss“

25.10.2021  –  B.Z. Berlin

Von Gunnar Schupelius

In die Kuppel sind Bibelverse eingraviert. Die Schloss-Stiftung hält das für einen unzumutbaren „Herrschaftsanspruch des Christentums“ und will mit einer Text-Tafel darauf hinweisen. Das ist absurd, meint Gunnar Schupelius.

Auf dem Stadtschloss hat eine Terrasse mit einem Café eröffnet. Von dort aus kann man die Inschrift in der Kuppel besonders gut lesen. Sie wurde originalgetreu eingraviert, so wie sie der preußische König Friedrich Wilhelm IV. 1844 ausgesucht hat.

Er fand diese Worte in der Bibel: „Es ist in keinem andern Heil, (…) denn in dem Namen Jesu, zur Ehre Gottes des Vaters. Dass in dem Namen Jesu sich beugen sollen aller derer Knie, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind.“ (Apostelgeschichte IV, 12 und Philipper II, 10).

Die Bundesstiftung Humboldt Forum hat dafür gesorgt, dass diese Verse wieder an der Kuppel zu sehen sind. Jetzt erregen sie Anstoß. Man fürchtet, dass sich Menschen anderer Religionen von der rein christlichen Botschaft bedrängt fühlen könnten.

Deshalb wird neben der Kuppel eine Tafel aufgestellt, mit diesem Text: „Alle Institutionen im Humboldt Forum distanzieren sich ausdrücklich von dem Alleingültigkeits- und Herrschaftsanspruch des Christentums, den die Inschrift zum Ausdruck bringt.“

Friedrich Wilhelm IV. glaubte wie alle absoluten Monarchen daran, dass ihm seine Macht von Gott verliehen wurde. Parlamente und Verfassungen lehnte er ab. Auch aus dieser Überzeugung heraus wählte er diese Bibelverse für die Kuppel.

Und natürlich entspricht diese politische Haltung nicht unserer demokratischen heute. Aber müssen wir uns deshalb von Zitaten distanzieren, die ein König vor 177 Jahren hat anbringen lassen? Reicht es nicht aus, sie zu erklären?

Die Verse haben zudem eine Allgemeingültigkeit in der Religion, die es fragwürdig erscheinen lässt, sich davon zu distanzieren. Darauf macht der katholische Erzbischof Heiner Koch aufmerksam. Er sagt, beide Bibelworte würden betonen, „dass die Menschen sich nur vor Gott verbeugen und keiner irdischen Macht diese Ehre erweisen sollen“. Daraus spreche eine große Freiheit.

Dieser Argumentation ist die Stiftung nicht zugänglich. Eine Sprecherin bestätigte uns, dass man sich „von dem Herrschaftsanspruch“ abgrenzen müsse, der mit den Versen „sowie einer Vielzahl an Symbolen an der Fassade“ betont werde.

Wo kommen wir da hin? Das ganze Schloss war ein Herrschaftsanspruch. Die Fassade wurde nicht rekonstruiert, um diesen Anspruch zu erneuern, sondern ihres künstlerischen Wertes wegen. Es ist absurd, sich nun von dieser Fassade zu distanzieren.

Diese Geste passt allerdings ins Gesamtbild des Humboldt Forums: Es präsentiert das Ethnologische Museum als verknotete Entschuldigung für den Kolonialismus und eine Berlin-Ausstellung, die unsere Stadt einzig als Problemfall zeigt. Und jetzt noch eine Abgrenzung von Bibelworten.

Nach diesen Maßstäben müsste ganz Berlin mit Entschuldigungstafeln gepflastert sein. Bisher kamen wir aber ganz gut ohne aus. So blöd, wie es das Humboldt Forum glauben macht, sind wir Berliner nämlich nicht.

 

Quelle:  B.Z. Berlin, 25.10.2021 

 

 

15 Kommentare zu “„Humboldt Forum distanziert sich von Bibelwort am Schloss“

  1. Hört es denn nimmer auf? Erst der Streit um das Kreuz und nun das.
    Ich liebe ‚die Vielzahl an Symbolen an der Fassade‘, erklären sie uns doch so Vieles.
    Die Nabelsteine, Symbole der griechischen Sage, die Bukranien, Symbole heidnischer Opfergänge und dann das Kreuz, respektive die Inschrift aus christlicher Zeit.
    Welche Entwicklung und Darstellung!
    Man kann und sollte all das auch positiv sehen, wenn man bereit ist zu erkennen, dass unter einem Kreuz und den angefeindeten Bibelversen mit dem Humboldt-Forum (korrekte Schreibweise) Raum für alle Kulturen und Religionen geschaffen wurde.
    Ein jetziges Zeugnis von Offenheit, Gedanken- und ReligionsFreiheit!
    Ich finde es unglaublich, dass dieses törichte Ansinnen und Verhalten nun offensichtlich auch noch gerade im Humboldt-Forum selbst seine Auferstehung feiert.

    1. Was bitte ist an einen freiheitlich, sekularen Staat mit Religionsfreiheit denn falsch? Kann es sein das sie es noch nicht verstanden haben? Es geht mitnichten um das Kreuz oder das Christentum an sich. Es geht um ein Religionssymbol an einen neu errichteten Gebäude das zum Großteil aus staatlichen Mitteln finanziert wurde.
      Und sorry wenn ich Ihre Freude nicht teilen kann. Die meisten christlichen Religionen haben weder für meine sexuelle Orientierung noch für meinen langjährigen Lebenspartner auch nur den Hauch von Toleranz, von Akzeptanz ganz zu schweigen. Man hat eben immer gut Reden, solange es einen selbst nicht betrifft.

      1. Ich komme reichlich spät, aber ich habe erst jetzt diese eingermaßen skurrile Diskussion zur Kenntnis genommen. Was ich über die Geschichts- und Distanzlosigkeit des heutigen Publikums und bes, der Meinungsmacher im Gästebuch veröffentlicht habe, will ich hier nicht wiederholen. Aber dem eifernden Mit foristen Andreas Haustein möchte ich doch einiges Klärende sagen.
        Das heutige Humboldt-Forum ist kein neues Gebäude, sondern in wesentlichen Teilen die exakte Rekonstruktion des alten Schlosses. Als Spender habe ich mich darauf verlassen, daß diese Rekonstruktion in Teilen auch historisch korrekt erfogt und nicht durch modernen Firlefanz verunsctaltet wird. Wenn dieses Vertrauen enttäuscht wird, muß man sich juristisch oder mit anderen geeigneten Mitteln zur Wehr setzen. Ich bin jedenfalls nicht bereit, mein Scherflein unter die Räuber fallen zu lassen, die selbst nicht das geringste zum Bau des Forums beigetragen haben.
        Ferner sehe ich bei Ihnen ein seltsames Geschichtsverständnis. Selbstverständlich herrscht unter dem Schirm der freiheitlichen demokratischen Grundordnung Religiosfreiheit, letztere bei uns bereits seit dem 18. Jahrhundert. Aber unsere gesamte Kultur und Lebensweise ist christlich durchtränkt. Wir sind alle mehr oder wenige durch Erziehung und Sozialisation Kulturchristen – natürlich abgesehen von den Moslems. Auch die Aufklärung ist auf dem Boden des Christentums und in Auseinandersetzung damit entstenden. Gibt es eine islamische Aufklärung, die zu religiöser Toleranz und staatlich garantierter Religionsfreiheit geführt hätte? Bis heute nicht. Das sollte Ihnen zu denken geben.
        Auf Ihre persönlichen Befindlichkeiten gehe ich nicht weiter ein. Nur soviel: Es ist schon befremdlich, eine sachliche Entscheidung von nationaler Tragweite davon abhängig zu machen, zumal weder Sie noch Ihr homosexueller Partner durch die exakte Rekonstruktion der Kuppel irgendwelche Nachteile zu befürchten haben. Aber das ist Ihre Sache. Das entscheidende Argument steht im ersten Teil meines Beitrags, und ich fühlte mich persönlich beraubt, wenn irgendwelche linken GenossInnen oder oder andere Ignoranten (Nichtwissende) und Kulturbanausen das schöne Gebäude, dessen rekonstruierte Teile von Spendern in aller Welt finanziert wurden, verunstalten würden.

  2. Wissenschaftl.Institutionen verkünden Intoleranz… ausdrücklich muß man sich wohl als mündiger Bürger von Bevormundung und von dem Allgemeingültigkeits- und Herrschaftsanspruch der Institutionen des Humboldt Forums distanzieren!!!
    Die christlichen Worte der Kuppelinschrift (Apg 4,12 und Phil 2,10) sind eine Frohe Botschaft; diese zu verdrängen und zu mißdeuten ist das Problem: um 1850 brauchte Friedrich Wilhelm IV eine neue Schloßkapelle um als protestantisches Königshaus beispielhaft Gott die Ehre zu erweisen! auch die Kritiker müssen diese Bausymbolik als christliches Zeugnis verstehen und akzeptieren lernen. Auch auf dem DDR Fernsehturm leuchtet das christliche Kreuz. Das Humboldtkreuz paßt zu den Innenstadtkirchen. Kritiker sollten exegetisch wissen, daß im Philipperbrief die Hinwendung des Menschen zu Gott in christlicher Freiheit geschieht:
    Christentum ist kein! Unterdrückersystem, sondern Hinwendung zur Begegnung: der Mensch neigt sich-beugt sich freudig Jesus entgegen, der die Menschheit wandelt! So ist es gemeint: Die Kuppelinschrift ist eine Nachricht für das weltoffene Berlin!
    Für die kulturpolitische Arbeit im Humboldtforum sollte man nicht ideologisch Vorurteile behaupten;
    also werden die Menschen hinspazieren, lesen und verstehen!
    Erschreckend sind die Fehler der Humboldtforum-Meldung: das Christentum forderte niemals Unterwerfung! Wohl sollten alle Menschen sich zu Jesus Christus bekennen dürfen: das ist der Unterschied: .die Zwei Bibelverse laden alle Menschen guten Willens ein;
    Eine deutliche Distanzierung von aller Deutungshoheit der Institutionen des HumboldtForums bei so gravierenden wissenschaftlichen Fehlern ist nötig: niemand vom Humboldtforum hatte mit dem Kuppelbau zu tun: bei Nichtwissen hat man zu schweigen auf Infotafeln, die die christliche Kultur und ihr Verständnis diffamieren !!!

    1. Also Ihre Meinung in allen Ehren und Sie mögen auch meinetwegen auch glauben an was Sie wollen. Nur behaupten Sie bitte keine Unwahrheiten. Sicher kann man nicht alle christliche Religionen in einen Topf werfen. Aber ausgerechnet dem Christentum zu unterstellen es fordere keine Unterwerfung ist eine glatte Unwahrheit. Alles aber auch alles was Deutschland in den letzten 100 Jahren errungen hat, ist Ausdruck des Zeitgeistes der Aufklärung. Das Christentum und die oft zitierten christlichen Werte haben damit rein gar nichts zu tun. Von daher ist das Kreuz wie auch die Inschrift völlig deplaziert.

  3. Was für eine LINKE SCHEISSE UND SCHANDE! Ich fühle ich NICHT bedroht, wenn ich vor einer Moschee im Ausland stehe, und Koran Versen und Inschriften auf den Wänden mich begegnen, die Allahs alleingültige Macht, Herrschaft über alle Völker der Welt, und Sieg gegen alle Nichtgläubigen schören. LEUTE… FICKT EUCH WENN DIE CHRISTLICHEN INSCHRIFTEN EUCH ANSTOSSEN. GEHT WEITER. GENUG MIT EURER SCHEISSE! DAS ANGUCKEN ZWINGT EUCH KEINER! I H R S E I D A L L E V O L L E C K E L I G U N D T O T A L K I N D E R G A R T E N ! ! ! !

  4. Eine Distanz zum Bibelwort an der Außenhülle der Schlosskuppel sollte nicht erfolgen.
    Wo leben wir eigentlich. Wir können doch froh sein, in einer Demokratie zu leben. Dazu gehört natürlich auch, dass mit
    allem wenn und aber dazu gestanden und gelebt wird.
    Ich bitte doch deshalb sehr, dass die Verantwortlichen der Stiftung sich nicht kritisieren lassen.

    1. Also entweder haben wir in Deutschland Religionsfreiheit oder wir haben sie nicht. Was aber keinesfalls akzeptabel ist, wenn an neuen staatlichen Gebäuden völlig unzeitgemäße Bibelverse hervorgekramt werden, die weder mit Demokratie noch mit Rechtsstaatlichkeit auch nur ansatzweise in Einklang zu bringen sind.

      1. Es ist sehr tragisch, dass sich das Humboldt-Forum von dieser Aussage der Bibel distanziert! Diese Leute können Gottes Wort, die Bibel, nicht ertragen! Diese Aussage, dass nur in Jesus Christus der Weg zum allein wahren Gott zu finden ist, ist die Kernaussage des christlichen Glaubens, der 2000 Jahre unsere Kultur geprägt hat! Auch wenn dieser Generalindendant nicht daran glaubt, darf er die Geschichte nicht negieren! Das soll dann noch weltoffen und demokratisch sein? Das ist einfach gottlos und kulturlos! Dieses Bibelzitat ist zeitlos für alle Menschen gültig und ich bin so froh, dass es genau an der Stelle des atheistischen Palastes der Republik jetzt leuchtet und die Menschen auf die wichtigste Botschaft hinweist!
        Klaus Sydow, Siegbach

  5. Es ist immer wieder das Gleiche. Demokratie und Rechtsstaatlichkeit ganz groß, aber gewählt werden sollen gefälligst nur erzkonservative Parteien. Genau wie die Religionsfreiheit, die zwar ganz groß probagiert wird, aber kaum umgesetzt. Was gilt ist das Christentum und sonst nichts. Religionsfreheit wird mit der Freiheit von Relgionen gleichgesetzt. Wer keiner Religion angehört hat eben auch keine Freiheit. Sorry aber das ist undemokratischer Bockmist.

    Das Humodt Forum ist nunmal keine Original Rekonstruktion. Weshalb man sich ausgerechnet bei einen Bibelspruch und dem Kuppelkreuz derart anstellt, lässt schon einiges vermuten. Es ist auch nicht das Problem von Deutung oder Mißdeutung. Nein, das Problem ist, das ein Kreuz und eine Bibelinschrift an einen staatlich sekularen, komplett neuen Gebäude nichts aber auch gar nichts verloren haben.

    1. …..Weshalb man sich ausgerechnet bei einen Bibelspruch und dem Kuppelkreuz derart anstellt, lässt schon einiges vermuten. …..

      Genau! Das Gebäude ist im historischen Stil wieder hergestellt worden, und da gehört das Kreuz nun mal hin.
      Abseits aller möglichen Interpretationen.

  6. BERLINER SCHLOSS
    Die wieder nahezu im Original hergestellte barocke Außenfassade des Berliner Schlosses mit Kuppelkreuz nebst Bibelspruch finde ich in Ordnung.
    Gehört doch u.a. das Berliner Schloss zu unserer Geschichte, wozu man stehen sollte. Dass im Fortgang der Zeit manches anders betrachtet wird ist richtig.
    Dies kann auch entsprechend erklärt werden, es benötigt aber keine Geschichtsfälschung mit der Art einer Denkmalstürmung

  7. Wenn die Stiftung Humboldtforum das Bibel Zitat kritisch beobachtet, dann sollte diese es austauschen gegen ein Zitat aus dem Grundgesetz. Ich glaube das damit viele Menschen leben können. Aber das neue Zitat sollte dann bitte die Stiftung Humboldtforum zahlen und nicht der Spender. Denn das Bibelzitat wurde von Spendern getragen.

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