Frühstart fürs Schloss

Später ist das neue Früher: Der Baubeginn des Schlosses hat sich zwar auf 2014 verschoben, doch die Bauarbeiten sollen nun doch früher beginnen. Grund ist die Überpünktlichkeit der BVG.

 

Am Humboldtforum, dessen Baustart die Bundesregierung von 2011 auf 2014 verschoben hat, sollen die Bauarbeiter doch schon etwas früher anrücken. Zumindest die Bodenplatte, die über den künftigen Röhren der U-Bahn liegt und diese damit beim Bau des Forums schützt, soll zeitgleich mit dem U-Bahn-Bau errichtet werden. Und die BVG will mit ihren Arbeiten im nächsten Jahr beginnen.

Technisch ist der Parallelbau nicht erforderlich. Für die BVG wäre es sogar einfacher, ohne Rücksicht auf einen Baunachbarn in der Erde zu bohren. Doch weil ein Betonieren der Platte später erheblich teurer wäre, soll jetzt doch gemeinsam gebaut werden. Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) hatte die Mehrkosten zuletzt auf rund 30 Millionen Euro beziffert und erklärt, die Bodenplatte müsse wegen des U-Bahn-Baus bereits 2012 errichtet werden.

Was die Bodenplatte kosten wird, war nicht zu erfahren. Im Bundeshaushalt seien aber noch Mittel auch fürs Humboldtforum enthalten, sagte die Sprecherin des Bauministeriums, Vera Moosmayer. Schließlich sei nach wie vor geplant, den Grundstein 2013 zu legen, um noch in dieser Legislaturperiode ein Zeichen zu setzen. Grundsätzlich sei man sich mit Berlin einig, die Bodenplatte jetzt zu bauen, fest vereinbart habe man aber noch nichts.

Berlin steuert zu den veranschlagten Gesamtkosten fürs Humboldtforum in Höhe von 522 Millionen Euro 32 Millionen Euro bei. Solange der Bund seine Kassen nicht öffne, lehne aber auch das Land finanzielle Vorleistungen ab, hatte Wowereit vor kurzem deutlich gemacht.

Unabhängig davon hält die BVG an ihrem Terminplan fest. Sie will mit ihren Arbeiten Anfang 2011 beginnen. Noch fehlt dafür der Planfeststellungsbeschluss; er wird aber in diesem Jahr erwartet. Das Verschieben des Baustarts für das Humboldtforum hat an den BVG-Plänen nichts geändert. Dabei war der Baubeginn für die umstrittene Verlängerung der U 5 vom Alexanderplatz zum Brandenburger Tor einst fest an die Pläne fürs Humboldtforum gekoppelt. Nach dem Beschluss des Bundestags zum Bau des Humboldtforums war auch Berlin beim U-Bahn-Bau in Zugzwang gekommen, weil beide Vorhaben zunächst eng aneinander gekoppelt waren. Vorher hatte sich der Senat gegenüber dem Bund nur verpflichtet, die Arbeiten an der U 5 bis 2020 abzuschließen, ohne einen Termin für den Baustart genannt zu haben.

Der Bund hatte zuvor gedroht, die bisher von ihm bereitgestellten Mittel für den kurzen Abschnitt der derzeitigen U 55 zwischen Hauptbahnhof und Brandenburger Tor zurückzufordern, falls die Strecke nicht vollendet wird. Berlin hatte die Arbeiten wegen der hohen Kosten vorübergehend eingestellt.

Der Abschnitt vom Alexanderplatz zum Brandenburger Tor mit der Unterquerung des Humboldtforums soll weitere 433 Millionen Euro kosten. Beim Nachbau der Kommandantur der Bertelsmann-Stiftung an der Schlossbrücke Unter den Linden, die wie das Humboldtforum über der U-Bahn-Trasse liegt, ist deren Bau auch schon berücksichtigt worden.

Der Tagesspiegel, 3.8.2010