Finanzministerium schürt Zweifel am Schloss

Finanzministerium schürt Zweifel am Schloss

Nach der Verschiebung des Baubeginns des Berliner Stadtschlosses gibt es jetzt auch Kritik an dem Konzept des geplanten Humboldt-Forums. Der parlamentarische Staatssekretär im Bundesfinanzministerium Steffen Kampeter (CDU) forderte Berlin auf, die teilweise Nutzung durch die Landesbibliothek noch einmal zu überdenken. Auf einer Veranstaltung der Neuköllner CDU-Bundestagsabgeordneten Stefanie Vogelsang im Bundestag sagte Kampeter: „Die Verschiebung des Baubeginns bietet auch die Chance, noch einmal konzeptionell nachzudenken.“

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Grundsätzlich unterstütze er den Bau des Stadtschlosses, sagte Kampeter, der als Staatssekretär im Bundesfinanzministerium maßgeblich an den Sparbeschlüssen beteiligt war. „Wir Christdemokraten stehen zum Schloss“, so Kampeter und fügte den Satz hinzu: „Herr Wowereit hat seine Liebe zum Schloss erst spät entdeckt.“ Allerdings müsse das Land Berlin dazu beitragen, die Qualität auszubauen. Kampeter forderte vom Berliner Senat in dieser Diskussion einen „substanziellen und intellektuellen Beitrag“.

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Die Generaldirektorin der Zentral- und Landesbibliothek, Claudia Lux, sagte: „Alles gehört zusammen, die Architektur genauso wie das Konzept. Wer jetzt einzeln etwas rausbrechen will, stellt den gesamten Bau in Frage. Man darf auf keinen Fall an dem Konzept rütteln.“ Lux betonte, dass man gerade mit den Elementen der Zentral- und Landesbibliothek die Lebendigkeit des Ortes herstellen wolle. „Das wird eine Bibliothek der ganz neuen Art. Es wird ein Raum des öffentlichen Lernens.“

Widerstand aus den eigenen Reihen

Auch die CDU-Bundestagsabgeordnete Stefanie Vogelsang und Berlins ehemaliger Regierender Bürgermeister Eberhard Diepgen warnten auf der Diskussionsveranstaltung mit Kampeter, die Beschlüsse zum Stadtschloss nun aufzuweichen. Vogelsang sagte, dass sie Verständnis dafür habe, dass das Schloss als Symbolthema bei den Einsparungen aufgetaucht sei. Sie plädierte aber für eine schnelle Grundsteinlegung. „Dann ist der Bau des Humboldt-Forums unumkehrbar“, so die Neuköllner Bundestagsabgeordnete. Diepgen sagte: „Wenn es jetzt nicht läuft, dann wird eine nachfolgende Regierung den Rotstift ansetzen.“

Senatssprecher Richard Meng sagte, dass Kampeters Äußerung eine Einzelmeinung ist. „Wir warten auf den Bund. Er soll sagen, wann und wie er bauen will. Bisher kennen wir keine Konzeptdebatte.“ Innerhalb der Berliner Kulturverwaltung geht man davon aus, dass auch ein anderer Plan hinter Kampeters Worten stehen könnte: Der Finanzexperte wolle womöglich eine neue Verteilung der Finanzierungslasten diskutieren. Aus Berliner Senatskreisen hieß es aber eindeutig: „Das Humboldt-Forum ist ein Projekt des Bundes.“

Berliner Morgenpost, 24.06.2010