Es bleibt bei den Plänen
Seitdem der Wiederaufbau des Stadtschlosses vertagt wurde, frohlocken jene, die das Vorhaben ohnehin abgelehnt haben. Bundesbauminister Ramsauer erklärt, warum er daran festhält
PETER RAMSAUER eilt der Ruf voraus, ein Sturkopf zu sein, spätestens seit seinem langen Festhalten an einem Flugverbot wegen der Vulkanasche. Kurz darauf geriet der Minister in die Schlagzeilen, als er Geld für die Rekonstruktion der Barockfassaden am geplanten Humboldtforum ablehnte und so die Angst vor einem Glas- und- Beton-Koloss in Berlins Mitte schürte. Als hätte dies noch nicht gereicht, erklärte die Bundesregierung kurz darauf auch noch den zeitlichen Aufschub des Bauprojektes um drei Jahre. Statt 2011 soll nun 2014 mit dem Bau des auf mindestens 560 Millionen Euro veranschlagten Vorhabens begonnen werden.
Ramsauer hält dagegen. Mit dem Bau, sagt der Oberbayer, könne unter Umständen vielleicht noch im Jahr 2013 begonnen werden. Hier erklärt der CSU – Politiker, warum er das Humboldtforum für ein Projekt von herausragender nationaler Bedeutung hält und warum es falsch sei, dass einige seiner Unionskollegen nun wieder die inhaltliche Ausgestaltung des Forums infrage stellen.
Welt am Sonntag: Herr Minister, bürden Sie mit einem Baustart in 2013 das Problem der Finanzierung des Humboldtforums nicht der kommenden Bundesregierung auf?
Peter Ramsauer: Erstens hoffe ich, dass wir auch die nächste Bundesregierung sind. Zweitens: Die Sparbeschlüsse der Bundesregierung entlasten zunächst die Haushalte 2011- 2013. Bis 2013 wird sich die derzeit schwierige Finanzsituation des Staates deutlich verbessert haben, sodass wir mehr Spielraum haben werden. Ein Baustart 2013 ist ein kraftvolles Signal zur Umsetzung dieses bedeutenden kulturellen Vorhabens.
Muten Sie den Berlinern ein Schloss ohne die historischen Fassaden als schmucklosen Betonbau zu, falls die privaten Spenden ausbleiben?
Ramsauer: Das ist natürlich Schmarrn. Um das Gerede von „Ramsauer will nackte Betonfassade“ aus der Welt zu räumen, hier einmal die harten Fakten: Die Architekten planen die Fassade als Tragwerk aus Stahlbeton mit einer Vorsatzwand aus Mauerwerk. Die wird wie das 1950 gesprengte Original verputzt sein. Die barocken Elemente müssen schon aus konstruktiven Gründen bereits im Mauerwerk eingebaut werden. Die Fassade wird also von Anfang an historisch anmuten. Etwa ein Zehntel der barocken Fassadenelemente kann nachträglich angebracht werden. Darauf hatte ich hingewiesen, als ich sagte, dass die Komplettierung der historischen Fassade auch Aufgabe späterer Generationen sein kann. Es ist schon interessant, was die Medien daraus gemacht haben: dass da eine schmucklose Betonfassade stehen wird.
Wenn das so ist: Wozu brauchen wir dann noch Spenden?
Ramsauer: Der Beschluss des Bundestags ist eindeutig: Für die Mehrkosten der historischen Natursteinfassade sind 80 Millionen Euro an privaten Spenden einzubringen. Förderverein und Stiftung leisten hier bereits sehr gute Arbeit. Ich bin sicher, dass die gewonnene Zeit gut genutzt wird, um für Spenden zu werben, damit alles möglichst gleichzeitig fertig werden kann.
Wieso wurde in Ihrem Ressort bei den Investitionen einzig das Schloss-Projekt auf die Sparliste gesetzt?
Ramsauer: Die schwierige Finanzsituation des Staates zwingt uns auch dazu, so wichtige Projekte wie die Wiedererrichtung des Berliner Schlosses zu vertagen. Aber ich sage ganz klar: Dieses Projekt ist lediglich um ein paar Jahre verschoben, nicht aufgehoben. Den Bau eines Schlosses zu einem Zeitpunkt in Angriff zu nehmen, an dem sich viele Bürgerinnen und Bürger mit schmerzlichen Sparbeschlüssen konfrontiert sehen, wäre kein gutes Signal.
(….)
Welt am Sonntag, 27. 6. 2010