Die Wiederauferstehung der Petrikirche

Die Wiederauferstehung der Petrikirche

Auf der sechsspurigen Gertraudenstraße quälen sich täglich rund 45 000 Fahrzeuge durch die Innenstadt. Ausgerechnet an dieser autobahnartigen Straße soll nach dem Willen des Senats ein Stadtplatz wieder erstehen, der zu den ältesten Adressen Berlins gehört.

Wie dieser aussehen soll, darüber gibt es unterschiedliche Vorstellungen. Während die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung ein archäologisches Museum sowie ein Büro- und Geschäftshaus vorsieht, soll nach einem Beschluss des Gemeindekirchenrates der fusionierten St.Petri-St.Marien-Gemeinde auf dem Platz wieder ein Gotteshaus gebaut werden. Schließlich stand hier einst Berlins höchstes Bauwerk, die St. Petrikirche mit ihrem 96 Meter hohen Turm. Nun wird nach einer Lösung gesucht, die allen Ansprüchen gerecht wird.

Angesichts der aktuellen Situation gehört heute viel Fantasie dazu, sich an dieser unwirtlichen Stelle einen belebten Platz mit Kirche vorzustellen. „Wer den Mut aufbringt, die Strecke entlang der Leipziger und Gertraudenstraße zu Fuß zu bewältigen, wird weder auf historisch bedeutsame Gebäude noch auf einladende Restaurants, Cafés oder attraktive Läden treffen“, beschreibt der frühere Senatsbaudirektor Hans Stimmann die aktuelle Situation. „Die Strecke durch die ältesten Teile Berlins hat den Charme einer Stadtautobahn, die durch eine Großsiedlung führt – nur ohne Lärmschutzwände.“

Entwürfe von fünf Architekten
Um der geschichts- und strukturlosen Autotrasse etwas entgegenzusetzen, hat Stimmann fünf befreundete Architekten gebeten, eine neue Petrikirche zu entwerfen. Die Entwürfe von Romano Burelli, Hans Kollhoff, Christoph Sattler, Natascha Meuser sowie Petra und Paul Kahlfeldt „sollen nichts vorwegnehmen, sondern zum Nachdenken anregen und zur erhofften Revision erinnerungsloser Stadtbaukunst anregen“, so Stimmann in seinem am 1. Juni erscheinenden Bildband „Berliner Altstadt. Von der DDR-Staatsmitte zur Stadtmitte“ (Verlag Dom Publishers, 38 Euro). Die Kirche, ist Stimmann überzeugt, könnte eine wichtige Funktion für den Platz übernehmen: Sie würde der „heute penetrant dominierenden Straßentrasse“ ein architektonisches Zeichen entgegensetzen.

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Berliner Morgenpost, 02.06.2009