Die KanzlerUBahn wird verlängert

Die Kanzler-U-Bahn wird verlängert

Der Berliner Senat hat jetzt Grünes Licht für eines der umstrittensten und teuersten Verkehrsprojekte in der Stadt gegeben: Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung beauftragte die BVG, die Verlängerung der U-Bahn-Linie U5 von Alexanderplatz bis zum Brandenburger Tor zu planen und zu bauen. Projekt kostet 370 Millionen Euro.

Der Baubeginn soll spätestens im April 2010. Die Fertigstellung im Jahr 2017. Die Finanzierung des Projekts sei gesichert, heißt es in einem Schreiben von Verkehrs-Staatssekretärin Maria Krautzberger an die Spitze der Berlliner Verkehrsbetriebe. 80 Prozent der gegenwärtig auf 370 Millionen Euro kalkulierten Baukosten sollen demnach vom Bund, der Rest aus dem Landesetat bestritten werden. „Woher genau des Geld kommt, steht aber noch nicht fest, da der Haushalt für diese Jahre erst vorbereitet wird“, sagt Sprecherin Petra Rohland.
Die auch als „Kanzler-U-Bahn“ bezeichnete Streckenverlängerung war bereits Mitte der 1990er-Jahre zwischen Bund und dem Senat als Teil der Maßnahmen zur verkehrlichen Erschließung des Regierungsviertels vereinbart worden. Reichstag und Bundeskanzleramt sollten einen direkten Anschluss an den neuen Berliner Hauptbahnhof, aber auch an die historische Innenstadt bekommen. Die erforderlichen Genehmigungsverfahren für das Prestige-Projekt sind längst abgeschlossen. Gebaut wird bislang aber nur an dem Teilstück zwischen Hauptbahnhof und Pariser Platz, die als U55 bereits vor der Fußball-Weltmeisterschaft im vergangenen Jahr ihren Betrieb aufnehmen sollte. Doch die komplizierten Grundwasserverhältnisse sorgte vor allem beim Bau des neuen U-Bahnhofs „Brandenburger Tor“ immer wieder zu Verzögerungen. Nun will die BVG den Fahrbetrieb auf der „Stummel-Linie“ im Frühjahr 2009 aufnehmen.
Der notwendige Lückenschluss zwischen dem Teilstück U55 und der derzeit am Alexanderplatz endenden U5 drohte lange Zeit dem Finanzpoker zwischen dem Bund und Berlin zum Opfer zu fallen. Nachdem das Land mit seiner Klage auf Bundeshilfen vor dem Bundesverfassungsgericht 2006 scheiterte, setzte der Senat das kostenintensive Projekt ebenso wie etwa die finanzielle Beteiligung am Wiederaufbau des Berliner Schlosses oder die Sanierung der Staatsoper aus. Angesichts einer Schuldenlast von 60 Milliarden Euro könne die Stadt kein Geld für unbedingt erforderliche Vorhaben ausgeben, hieß es damals trotzig aus den Reihen der rot-roten Regierungskoalition. Vor allem die PDS (inzwischen: Die Linke) kritisierte die „Kanzler-U-Bahn“ heftig. Jutta Mattuschek, verkehrspolitische Sprecherin der Fraktion im Abgeordnetenhaus, hält den Neubau auch heute noch „eigentlich für nicht prioritär“. Allerdings seien durch den Regierenden Bürgermeisters Klaus Wowereit (SPD), der im Frühjahr dem Bund die Berliner Beteiligung am Wiederaufbau des Berliner Schlosses zugesagt hatte, Fakten geschaffen worden, „an denen wir jetzt nicht mehr vorbeikommen“. Danach soll das sogenannte Humboldt-Forum auf dem Schlossplatz, dessen Bau beginnen soll, einen U-Bahn-Anschluss bekommen. Alle Experten sind sich einig, dass der in den bisherigen Planungen als „Spreeinsel“ oder „Museumsinsel“ genannte unterirdische Bahnhof zeitgleich mit den Fundamenten für das Humboldt-Forum gebaut werden muss.
Die Welt, 03.08.2007