Das Stadtschloss liegt erst einmal auf Eis – aber die Info-Box ist fast fertig. Jetzt wurde Richtfest gefeiert. Doch zu sehen gibt es am Schloßplatz in den nächsten Jahren nichts.
Für die Humboldt-Box, die über das Humboldt-Forum/Berliner Schloss informieren soll, wurde Richtfest gefeiert. Ein Richtfest für ein lediglich provisorisches Gebäude, mit Baukosten von sechs Millionen Euro und einer Nutzfläche von 3000 Quadratmetern zudem eher bescheiden dimensioniert, ist in der an Mega-Bauten so reichen Stadt Berlin eigentlich kein „großes Ding“. Doch als am Donnerstag die Richtkrone über der Humboldt-Box auf dem Schlossplatz in Berlins Mitte hochgezogen wurde, gab es lang anhaltenden Applaus von den rund 200 Gästen, darunter viele Vertreter aus der Bundes- sowie Landespolitik.
<!– Inject Script Filtered –>Das liegt nicht so sehr an der Box selbst, sondern an ihrer Bedeutung. Denn während die Bundesregierung aus finanziellen Gründen den Beginn des Schlossneubaus, in dem das Humboldt-Forum seinen Platz finden soll, bis mindestens 2014 verschoben hat, ist mit der Box, die über dieses Projekt informieren soll, nun endlich das erste sichtbare Zeichen gesetzt, das die Befürworter des Bauvorhabens so dringlich benötigen.
Gerd Henrich, Chef der Firma Megaposter, mit dessen Geld die privat finanzierte Box errichtet wird, gab sich am Donnerstag zuversichtlich. „Die Box mit ihrer Architektur und ihrem Inhalt wird die Besucher hin- und wegreißen“, sagte der Unternehmer. Der transparente Kubus auf einer Konstruktion aus Ständern, der aus der Ferne wie ein Diamant glänzen wird, wurde von den Berliner Architekten Krüger Schuberth Vandreike (KSV) entworfen.
Auch wenn das Schloss erst später komme, so Henrich, „ist Berlin durch unser Haus schon mal um eine Attraktion reicher“. Das klingt fast ein wenig nach Kampfansage. Und Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) legte gleich anschließend nach. „Die Box ist kein Platzhalter für das eigentliche Humboldt-Forum, sondern eine Botschafterin für das Projekt“, sagte sie. „Die zeitlich begrenzten Nutzungen, wozu neben der Box ja auch die Wiese und die temporäre Kunsthalle auf dem Schlossplatz gehören, dürfen kein Alibi dafür sein, das eigentliche Bauvorhaben immer weiter zu verschieben“, mahnte die Senatorin. Ursprünglich sollten die Bauarbeiten im Herbst 2011 beginnen.
Der Bund sei gefordert, jetzt schnell Klarheit zu schaffen, wie es auf Berlins zentralstem Platz weitergehen solle, forderte Junge-Reyer. Planungssicherheit mahnt auch Schloss-Förderer Wilhelm von Boddien an. „Die Hauptsache ist, dass, wie von Bauminister Ramsauer versprochen, noch in dieser Legislaturperiode offiziell mit dem Bau begonnen wird“, sagte der Geschäftsführer des Fördervereins Berliner Schloss. 13.000 Spender hätten bereits 13,4 Millionen Euro für die Rekonstruktion der historischen Schlossfassade gegeben. Zudem gebe es Zusagen über weitere sieben Millionen. „Damit haben wir ein Viertel der Summe für die Fassade bereits zusammen“, sagte Boddien. Das Finanzierungskonzept des Humboldt-Forums sieht vor, dass 80 Millionen Euro für die Barockfassaden durch Spenden finanziert werden.
Die bange Frage, ob der Schlossbau nun, wie von der Bundesregierung immer wieder beteuert, tatsächlich nur aufgeschoben, aber nicht aufgehoben ist, wurde am Donnerstag allerdings nicht beantwortet. Bundesbauminister Peter Ramsauer (CSU) gehörte nicht zu dem Festbesuchern. Von den eingeplanten 552 Millionen Euro Baukosten für das Schloss entfällt der Großteil auf den Bund.
Unabhängig davon, wann tatsächlich mit dem Bau des Humboldt-Forums begonnen wird, soll die temporäre Info-Box auf dem Schlossplatz im Dezember fertiggestellt sein und im Frühjahr 2011 eröffnen. Wie das große Vorbild, die rote Info-Box am Potsdamer Platz, soll es ein Ort der Information und Diskussion werden. Und wie bei der roten Box soll auch Eintritt verlangt werden. Er soll 2,50 Euro betragen. Die Dachterrasse, die den direkten Blick auf die Baustelle des Schlosses bieten soll, wird kostenfrei zugänglich sein.
Weitere Einnahmen, so hatte es der Konzessionsvertrag von Megaposter mit dem Bund als Bauherren eigentlich vorgesehen, sollten durch Werbung an den Baugerüsten und dem Bauzaun des Humboldt-Forums erzielt werden. Doch da die Baustelle frühestens Ende 2013 errichtet wird, ist noch völlig offen, wie die Bausumme und die erforderliche eine Million Euro, die der Unterhalt der Box nach Auskunft von Megaposter-Chef Henrich jedes Jahr kosten wird, zusammenkommen soll.
Während Henrich gern großflächige Werbung an seiner Box anbringen würde, schließt die Bausenatorin dies kategorisch aus. „Das ist nicht genehmigungsfähig“, so Junge-Reyer. Im Übrigen sei nun der Bund als Verursacher der finanziellen Notlage gefordert, hier Abhilfe zu schaffen, nicht das Land.
Eine Idee, wie das gehen könnte, hat indes schon der Baustadtrat des Bezirks Mitte, Ephraim Gothe (SPD), der am Donnerstag auch zu den Festgästen gehörte: „Ich schlage vor, dass der Bund der Firma Megaposter kostenfrei seine Bauzäune an den anderen Großbaustellen in Mitte überlässt. Das ist ohne Weiteres genehmigungsfähig.“ So sei das Areal des künftigen Innenministeriums auf dem Moabiter Werder „ideal, weil man die endlosen Bauzäune aus der S-Bahn gut sehen kann“, so Gothe. Auch der Bauzaun für den Bundesnachrichtendienst an der Chausseestraße in Mitte käme infrage.
Berliner Morgenpost, 8.7 2010