Das Schloss kommt doch schneller als erwartet
von Ulrich Paul
Berlin – Vor sechs Wochen hat die Bundesregierung bei ihrer Sparklausur den Bau des schlossähnlichen Humboldt-Forums auf das Jahr 2014 verschoben, doch so lange will das Bundesbauministerium nicht warten. Bau-Staatssekretär Rainer Bomba erklärte gestern bei einer Ausstellungseröffnung zum Humboldt-Forum: „Wir wollen noch in dieser Legislaturperiode mit dem Bau beginnen“, also spätestens bis zum Jahr 2013.
Erste Arbeiten auf dem Schlossplatz sollen wegen der geplanten Verlängerung der U-Bahn-Linie 5 sogar schon 2012 erfolgen. Notwendig ist, den Boden über der künftigen U-Bahn-Röhre zu verdichten, so dass dieser später nicht unter der Last des Humboldt-Forums einbricht. Die U-Bahn soll den Schlossplatz komplett unterqueren.
Im Jahr 2013 könnte der Grundstein für das Schloss gelegt werden, sagte Manfred Rettig, Geschäftsführer der Stiftung Berliner Schloss – Humboldt-Forum, die als Bauherr des 552 Millionen Euro teuren Projekts fungiert. Rettig geht davon aus, dass der Zeitverzug durch die Verschiebung des Baubeginns von 2011 auf 2013 „äußerst gering“ sein wird. Die längere Zeit bis zum Baustart könne nun für eine bessere Planung genutzt werden, sagte er.
Dadurch lasse sich der Bau schneller abwickeln. Er erwarte, dass die Eröffnung des Humboldt-Forums 2018 möglich sei, so Rettig. Vor der Verschiebung des Baubeginns war das Jahr 2017 dafür genannt worden. Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz, künftiger Hauptnutzer des Humboldt-Forums, bezeichnete den angekündigten neuen Bautermin gestern als „eine gute Nachricht“.
Selbst wenn der Bundestag erst für 2013 weitere Mittel für das Humboldt-Forum bewilligen sollte, geht der Stiftung Berliner Schloss – Humboldt-Forum nicht das Geld aus. Sie kann zunächst auch ohne weitere Mittel des Bundes arbeiten. Die Stiftung stützt sich dabei vor allem auf den Anteil des Landes Berlin in Höhe von 32 Millionen Euro, der 2012/13 gezahlt werden soll. Dieser Anteil des finanzschwachen Landes Berlin war vom Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) ausgehandelt worden und galt eigentlich nur als symbolischer Betrag für die Nutzung eines Teils der Flächen im Humboldt-Forum. Nun dient er als wichtiges Überbrückungsgeld, bis der Bund seinen Verpflichtungen nachkommt. Der Bund hat 440 Millionen Euro für das Humboldt-Forum zugesagt. 80 Millionen Euro für die Rekonstruktion der Barockfassade will der Förderverein Berliner Schloss aus Spenden aufbringen.
Das Team um den Architekten Franco Stella soll die Planung für das Humboldt-Forum bis zum Baubeginn fortführen und nicht unterbrechen, wie es zunächst hieß. So soll verhindert werden, dass wichtiges Planer-Wissen verloren geht. Auch die übrigen Planungen sollen fortgesetzt werden, sagte gestern der zweite Geschäftsführer der Stiftung Berliner Schloss – Humboldt-Forum, Frank Nägele. Noch vor dem Winter werde in einer ehemaligen britischen Kaserne in Spandau eine Schlossbauhütte eingerichtet. Dort sollen die vorhandenen Teile für die Rekonstruktion der Schlossfassade gesammelt werden. Noch in diesem Jahr will die Stiftung zudem das 38 000 Quadratmeter große Areal auf dem Schlossplatz erwerben, so Nägele. Dafür stehen 35,6 Millionen Euro zur Verfügung. Bau-Staatssekretär Bomba versprach: „Wir bauen ein schönes Schloss mit barocken Fassaden und natürlich mit einer Kuppel.“ Die Mehrkosten von rund 16 Millionen Euro für die Kuppel sollen ebenfalls aus Spenden aufgebracht werden.
Berliner Zeitung, 22.7.2010