„Das Schloss bekommt eine Kuppel. Auf diese Kuppel gehört ein Kreuz“

18.05.2017  B.Z. Berlin

Von Gunnar Schupelius

Das Berliner Stadtschloss wird wieder aufgebaut. Auf der Kuppel befand sich ein goldenes Kreuz. Auch dieses Kreuz soll rekonstruiert werden. Doch dagegen regt sich Widerstand. Die Stiftung „Zukunft Berlin“ will das Kreuz verhindern.

Zur Begründung schreibt die Stiftung: Das Schloss solle „ein Haus für alle werden“ und stellt die Frage. „Unterm Kreuz?“ Um dann gleich selbst die Antwort zu geben: „Das klingt nach 19. Jahrhundert und nach christlicher Leitkultur.“

Die Stiftung „Zukunft Berlin“ wurde 2007 gegründet. Motto: „Uns geht es um die Zukunft Berlins.“ Im Vorstand sitzen der ehemalige Senator Volker Hassemer (CDU) und der frühere ZDF-Intendant Markus Schächter. Im Beirat findet man den Journalisten Ulrich Deppendorf, den Unternehmer Klaus Groth und den Manager Manfred Gentz.

Alles ganz normale Leute. Wie kommen die darauf, das christliche Kreuz zu bekämpfen? Die Begründung ist sehr schwer zu verstehen: „Im Humboldt-Forum (…) sollen auf Augenhöhe und ohne Hierarchisierung die Kulturen der Welt zu Hause sein. Allein deshalb passt heute kein religiöses Symbol auf das Ganze.“

Mit „Humboldt-Forum“ ist eine Dauerausstellung gemeint, die im Schloss unterkommen soll.

Warum können die Kulturen dort nicht auf Augenhöhe zu Hause sein, wenn oben drauf ein Kreuz steht? Das soll mir mal einer erklären. Das Kreuz steht für Barmherzigkeit und die Nähe Gottes. Es diskriminiert niemanden.

Der hoch gebildete preussische König Friedrich Wilhelm IV. (1795 – 1861) ließ das Kreuz auf die Kuppel setzen, weil sich unter dieser Kuppel eine Kapelle befand. Hier kam die Königsfamilie zur Andacht zusammen. Wenn man die Kuppel im Original wieder aufbaut, gehört das Kreuz selbstverständlich dazu. Das müssten auch die Damen und Herren der ehrwürdigen Stiftung Zukunft Berlin begreifen.

Erst Anfang Mai wurde bekannt, dass die Kuppelspitze überhaupt wieder aufgebaut werden kann. Es handelt sich um acht Engelsfiguren, die eine zweite kleine Kuppelhaube tragen, auf der das 4,50 Meter hohe vergoldete Kreuz steht. Erst durch eine grosse Spende von Maren Otto, der Witwe des Unternehmers Werner Otto (1090-2011), wurde der Nachbau möglich.

Unter dem Kreuz und in der Kuppel wird die Kapelle nicht wieder eingebaut, die sich dort befand. Stattdessen werden dort Malereien zu sehen sein, die vor 111 Jahren in China von den Wänden einer Höhle gesägt wurden.

Das Schloss wird innen vollkommen entfremdet. Da soll unter dem Namen Humboldt-Forum ein sehr spezielles Museum eingerichtet werden, das mit der preussischen Geschichte überhaupt nichts zu tun hat. Man baut ein Schloss auf und verleugnet es.

Und dann kommt auch noch diese Stiftung daher und bekämpft das Kreuz auf dem Schloss als Ausdruck „christlicher Leitkultur“. Das verstehe ich nicht.

Wir sind ein Land mit einer großen christlichen Vergangenheit. Nichts hat unsere Kultur mehr geprägt als das Christentum.

 

Quelle: B.Z. Berlin, 18.05.2017

 

 

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