„Berliner Stadtschloss: Der Steuerzahler schultert das Risiko“

12.09.2017  Neues Deutschland

Wenn der Fluss der Spenden für das Stadtschloss stockt, sichert der Bund den Baufortschritt / Es geht um über 100 Millionen Euro

Von Tomas Morgenstern

In dieser Woche, am 14. September, jährt sich der Geburtstag von Alexander von Humboldt zum 248. Mal. Nach den Humboldt-Brüdern, dem großen Naturforscher Alexander und dem Gelehrten und Bildungsreformer Wilhelm, wird das künftige neue Kulturquartier der Hauptstadt Humboldt Forum benannt. Es entsteht, weithin sichtbar, als Rekonstruktion des im Krieg schwer beschädigten und in der DDR beseitigten Berliner Schlosses am historischen Standort. Einem Ort, den zuvor rund für zwei Jahrzehnte der Palast der Republik geprägt hatte. Längst steht das Schloss mit Kuppel im Rohbau, zeigen sich Teile der rekonstruierten Barockfassade. Doch noch immer wird über die inhaltliche Ausrichtung des Forums gestritten und über den Eröffnungstermin spekuliert. Und selbst bei den Baukosten, die als gedeckelt galten, ist durchaus noch Bewegung auszumachen.

Wilhelm von Boddien, Geschäftsführer des Fördervereins Berliner Schloss e.V. und Spiritus Rector des Wiederaufbaus der Hohenzollern-Residenz, ist zukunftsgewiss: »Für mich steht der Eröffnungstermin fest: September 2019, zum 250. Geburtstag Humboldts«, sagte er dem »nd«. »Und ich sehe, dass auch Staatsministerin Monika Grütters (CDU) sich auf uns zu bewegt.« Grütters habe die Möglichkeit einer Teileröffnung ins Gespräch gebracht. Für Boddien kein wirkliches Problem: »Das Humboldt Forum ist doch weit mehr als ein bloßes Museum, es wird sich beständig weiterentwickeln und folglich ohnehin nie fertig sein«, sagte er.

Voraussetzung für jede wie auch immer geartete Form der Eröffnung ist allerdings die bauliche Fertigstellung. Der Fördervereinschef ist davon überzeugt, das gemeinsam mit dem Bauträger, der Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss, planmäßig 2018 hinzubekommen.

Auch die Finanzierung des gigantischen Bauvorhabens bereitet Wilhelm von Boddien, der seit mehr als 20 Jahren zäh für sein Projekt gerungen hat und vielfältige Widerstände überwunden hat, offenbar keine schlaflosen Nächte mehr. Die größte Summe trägt vertragsgemäß und vom Bundestag beschlossen, der Bund mit 483 Millionen Euro. Das Land Berlin ist mit 32 Millionen Euro beteiligt. Der Betrag, den der Förderverein aus Spenden für die Finanzierung der drei historischen Außenfassaden, der drei Barockfassaden des Schlüterhofs sowie des Eckrondells an der Südostecke des Schlosses aufzubringen hatte, belief sich ursprünglich auf 80 Millionen Euro. Er hat sich 2015 noch einmal deutlich erhöht. Dazu heißt es auf der Webseite des Vereins: »Im Frühjahr 2015 hatten wir unser Spendenziel auf 105 Millionen, also um 25 Millionen erhöht, um auch die hinzugekommenen Optionen (Kuppel und drei Innenportale im Bereich des früheren Großen Schlosshofs) zu finanzieren.« Der Kostenrahmen für das Gesamtprojekt ist dadurch von 595 Millionen Euro auf 620 Euro erweitert worden.

Quelle: Neues Deutschland, 12.09.,2017

 

 

 

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