Berliner Schloss bekommt sein Eckrondell zurück

Der Schlossneubau bekommt ein Eckrondell an der Südostfassade – und damit erfüllt sich ein Wunsch der Anhänger einer geschichtsgetreuen Rekonstruktion des Schlüterbaus. Der halbrunde Eckbau liegt an der Anschlussstelle zwischen der historisierenden südlichen und der modernistischen östlichen Schlossfassade. Die zwei Millionen Euro extra für die Konstruktion spendete ein vermögendes Unternehmerpaar. Die erste Million liegt bereits auf dem Konto der Schlossstiftung. Dort laufen auch die Vorbereitungen für die Bauarbeiten unter Hochdruck – denn in einem Monat rücken die Bagger an. Die Grundsteinlegung soll 2013 sein.

Das Eckrondell war ebenso wenig im Budget des Schlosses enthalten wie Kuppel und Innenportale in historischer Gestalt. Zusammen mit dem Dachrestaurant werden diese drei „Optionen“ weitere 28,5 Millionen Euro kosten, die ausschließlich durch Spenden finanziert werden müssen. Die Planer glauben fest daran, dass auch dieses Geld zusammenkommt und arbeiten bereits an den Plänen dieser historischen Gebäudeteile.

Anfang April werden zunächst die Holzstämme beseitigt, die vor 300 Jahren in den Boden gerammt worden waren, damit der Baugrund das Schloss tragen konnte. Der Boden wird dann mit Sand und Kies gefüllt und ein spezieller Beton hineingepumpt, der sich gleichmäßig verteilen soll und das Grundwasser abhält. Die Baugenehmigung ist beim Senat beantragt. Die Ausschreibungen der Arbeiten sind gelaufen. In Kürze bekommt die Firma mit dem besten Angebot den Auftrag im Wert eines zweistelligen Millionenbetrags. Die Aufgabe ist noch schwieriger als einst, weil die Tunnelröhren für die neue U-Bahn-Linie 5 unter dem Schloss verlaufen werden.

Auf der anderen, südlichen Flanke des Gebäudes wird mit der Realisierung des Eckrondells die Voraussetzung für eine historisierende Wiederherstellung des Schlossplatzes geschaffen. Im Rondell befanden sich Wohnräume des Königs und vom runden Erker aus konnte er die Königstraße (heute Rathausstraße) nach Ost und West überblicken. Der große Kurfürst auf seinem Schlachtross blickte von der Langen Brücke (heute: Neue Rathausbrücke) aus auf das Eckrondell – das Reiterstandbild steht heute im Ehrenhof des Schlosses Charlottenburg. Ob es überhaupt zu einer historisierenden Gestaltung des Umfeldes und der südlichen Front kommt, wird ein Wettbewerb für die Freiflächen am Schloss entscheiden.

Der Tagesspiegel, 21.02.2012

6 Kommentare zu “Berliner Schloss bekommt sein Eckrondell zurück

  1. Eine großartige Nachricht, die mich sehr, sehr erfreut hat!
    An dieser Stelle einen großen Dank an die Spender, welche die Rekonstruktion des Eckrondells möglich machen!
    Nach der enttäuschenden Nachricht, dass der Neptunbrunnen nicht auf den Schlossplatz zurückkehren wird, ist das eine Wohltat!
    Ich hoffe, dass das weitere Schlossumfeld einiges des historischen Antlitzes erhalten wird.
    Wünschenswert sind die Schlossterassen, aber allem voran natürlich die 1:1-Rekonstruktion der historischen Kuppel!
    Nochmals einen Dank allen Beteiligten. Weiter so!
    Mit großem Respekt…

    1. Man sollte auch die Schlossfreiheit in Anlehnung an die Historie wieder herstellen.
      Hoffentlich finden sich noch viele Berlinsympatisanten.

      1. Von der historischen Gestaltung der sog. Schlossfreiheit wird uns allem Anschein nach der Sockel des ehemaligen Nationaldenkmals von Wilhelm dem Ersten erhalten bleiben, auf dem das künftige Einheitsdenkmal errichtet werden soll.
        Zur Gestaltung der Freiflächen besteht noch kein Konsens.
        Mit ersten Ergebnissen ist wohl zum Ende des Jahres zu rechnen.

  2. Eine großartige Nachricht, die mich sehr, sehr erfreut hat!
    An dieser Stelle einen großen Dank an die Spender, welche die Rekonstruktion des Eckrondells möglich machen!
    Nach der enttäuschenden Nachricht, dass der Neptunbrunnen nicht auf den Schlossplatz zurückkehren wird, ist das eine Wohltat!
    Ich hoffe, dass das weitere Schlossumfeld einiges des historischen Antlitzes erhalten wird.
    Wünschenswert sind die Schlossterassen, aber allem voran natürlich die 1:1-Rekonstruktion der historischen Kuppel!
    Nochmals einen Dank allen Beteiligten. Weiter so!
    Mit großem Respekt…

    1. Man sollte auch die Schlossfreiheit in Anlehnung an die Historie wieder herstellen.
      Hoffentlich finden sich noch viele Berlinsympatisanten.

      1. Von der historischen Gestaltung der sog. Schlossfreiheit wird uns allem Anschein nach der Sockel des ehemaligen Nationaldenkmals von Wilhelm dem Ersten erhalten bleiben, auf dem das künftige Einheitsdenkmal errichtet werden soll.
        Zur Gestaltung der Freiflächen besteht noch kein Konsens.
        Mit ersten Ergebnissen ist wohl zum Ende des Jahres zu rechnen.

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