Am liebsten mit historischer Kuppel

Humboldtforum

Am liebsten mit historischer Kuppel

Während die Stiftung Berliner Schloss Humboldtforum über die Planungen für den Prunkbau berät, ist das Lego-Modell fast fertig. Wenn die zwei mal drei Meter große Miniatur im November ausgestellt wird, werden rund 400.000 Steine verbaut sein.

Berlin – Die Planung für den Wiederaufbau des Berliner Schlosses kommt voran. Der Stiftungsrat der Stiftung „Berliner Schloss – Humboldtforum“ hat gestern das überarbeitete Konzept des Architekten Franco Stella offiziell zur Kenntnis genommen und ihm damit zugestimmt.

Das geht aus einer Mitteilung der Stiftung hervor, die gestern Abend verbreitet wurde. Die Stiftung fungiert als Bauherr des Schlosses.

Noch vor der Sommerpause soll die Entwurfsplanung nun an den Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestags weitergeleitet werden, der das Geld für den Bau bewilligen muss.
Das Schloss (offizieller Name: Humboldt-Forum) soll als Museum, Bibliothek und kultureller Veranstaltungsort genutzt werden. Hauptnutzer sind die Stiftung Preußischer Kulturbesitz, die Zentral- und Landesbibliothek sowie die Humboldt-Uni. Die Nord-, West- und Südfassade des 1950 gesprengten Schlosses soll ebenso wie die Barockfassade des Schlüterhofs nach historischem Vorbild rekonstruiert werden. Die Ostfassade des Humboldt-Forums will Franco Stella modern gestalten.

Kosten sollen durch Spenden gedeckt werden

Laut Stiftungs-Geschäftsführer Manfred Rettig bleiben die Kosten für das Projekt innerhalb des Rahmens von 552 Millionen Euro – allerdings berechnet im Jahr 2007, als der Haushaltsausschuss dem Projekt zustimmte. Die seitdem angefallenen Baukostensteigerungen kommen laut Rettig noch hinzu. Dadurch dürften die Kosten mittlerweile auf fast 600 Millionen Euro gestiegen sein.

In diesen Ausgaben sind die Kosten für die originalgetreue Rekonstruktion der Kuppel sowie der Innenportale II, III und IV noch nicht enthalten. Die Kuppel ist bislang nur als Light-Version ohne Fassadenschmuck geplant. Ihre vollständige Rekonstruktion würde weitere 15 Millionen Euro kosten.

Der Wiederaufbau der drei Innenportale schlüge mit zusätzlichen elf Millionen Euro zu Buche. Der Stiftungsrat nahm gestern die Liste für weitere mögliche Rekonstruktionen zustimmend zur Kenntnis. Dabei geht es vor allem um den Bau der Kuppel nach historischem Vorbild.

Die öffentliche Hand soll für die zusätzlichen Rekonstruktionen nichts bezahlen. Die Stiftung will das Geld aus Spenden aufbringen. Ein ehrgeiziges Ziel. Mit den 80 Millionen Euro, die der Förderverein Berliner Schloss für die Rekonstruktion der Barockfassaden zugesagt hat, steigt das benötigte Spendenvolumen damit bereits auf mehr als 100 Millionen Euro. Der Förderverein hat bislang rund 15 Millionen Euro gesammelt.

Grundsteinlegung im Jahr 2013

Der Staatssekretär im Bauministerium, Rainer Bomba, der zugleich Stiftungsratsvorsitzender ist, erklärte, am Terminplan für das Bauprojekt festzuhalten: „In zwei Jahren wollen wir den Grundstein legen, 2014 geht es mit den Baumaßnahmen im vollen Umfang los. Noch vor Ende dieses Jahrzehnts wollen wir der Mitte unserer Hauptstadt ihr Gesicht wiedergeben und das Humboldt-Forum im Berliner Schloss eröffnen.“

Ein Teil der historischen Keller des Schlosses, die freigelegt wurden, bleibt erhalten. Etwa 40 Prozent der denkmalgeschützten Flächen können in den Neubau integriert werden. Einige der Keller sollen für die Besucher begehbar sein. In andere soll man durch große Fensterscheiben hineinschauen können.
Unweit der Kellerreste ist eine Ausstellung über die Geschichte des Ortes geplant, in der auch an den Palast der Republik erinnert werden soll.

Stiftungs-Chef Rettig kann sich vorstellen, dass die Skulptur der gläsernen Blume dort aufgestellt wird. Sie stand einst im Foyer des Palastes und war ein beliebter Treffpunkt. Vor dem Abriss des Palastes der Republik war sie mit anderem Mobiliar ausgelagert worden. Die Stiftung rechnet damit, dass das Humboldt-Forum jedes Jahr mehr als drei Millionen Gäste haben wird.

Berliner Zeitung am 9.Juni 2011, Text von Ulrich Paul