Barocke Schmuck-Elemente im wahrsten Wortsinn begreifen: Kapitelle, Adler, Widderköpfe, Löwentrophäen, Famen, Engel, Putten und ein Wilder Mann – in der Dauerausstellung zum Wiederaufbau des Berliner Schlosses in der Humboldt-Box sind einige der über 3.000 beeindruckenden Objekte zu sehen, die schon jetzt die rekonstruierte Schloss-Fassade zieren.
Damit auch Blinde und Menschen mit Sehbehinderung diese erfahren können, gab es hier am 31. Januar die erste ganz spezielle „Tast-Führung“ für sie.
Sieben Teilnehmer (und ein Hund) folgten der Einladung und waren ganz begeistert. Nach einer kurzen Einführung über die Geschichte des Schlosses konnten von ihnen sämtliche Schätze direkt angefasst und so auch unmittelbar erlebt werden. Nicht nur aus Gips und Sandstein, sondern auch verschiedene Objekte aus Holz- und Papier.
„Erstaunlich, wie ganz unterschiedlich sich die Modelle in glattem Gips von denen aus strukturvollem Sandstein unterscheiden“, sagte einer. „Ich hätte nicht gedacht, mit wie viel Sorgfalt und Akribie die barocken Elemente rekonstruiert werden“, staunte eine andere Teilnehmerin. Verwundert waren einige auch von den starken Augenbrauen vom Wilden Mann oder den „Frisuren“ der Putten…
Möglich machte diese Führung Frau Gabriela Braden-Becker in Kooperation mit dem Allgemeinen Blinden- und Sehbehindertenverein Berlin e.V. (ABSV).
Die Kunsthistorikerin, die an den Museen des Berliner Stadtmuseums seit Jahren erfolgreich thematische Führungen anbietet, wurde fachlich unterstützt von Herrn Stefan Görlich und Herrn Wolfgang Becker vom Förderverein.
„Wir sind sehr dankbar für diese wunderbare Initiative, denn mit dieser speziellen Führung können auch Blinde und Menschen mit Sehbehinderung den Wiederaufbau des Berliner Schlosses miterleben“, sagte Wilhelm von Boddien, Geschäftsführer vom Förderverein Berliner Schloss e.V. „Je nach Interesse können wir uns künftig noch mehr solcher Angebote vorstellen.“
Schon am 4. April findet die nächste Tast-Führung in der Humboldt-Box statt. Anmeldungen bitte über den ABSV, Tel. 030 895 88-0 oder per E-Mail freizeit@absv.de.
Auch im Ephraim-Palais im Berliner Nikolaiviertel, in dem noch bis zum 23. April 2017 die Sonderausstellung „SCHLOSS.STADT.BERLIN. Die Residenz rückt in die Mitte (1650–1800)“ zu sehen ist, gibt es am 15. März eine spezielle Führung mit Gabriela Braden-Becker und dem Kuratur der Ausstellung Dr. Peter Schwirkmann.
Text und Fotos: Gritt Ockert