Die Rekonstruktion der historischen Fassaden (Teil II)

Schlechte Restaurierungen verfälschten den Gesamteindruck

Alte Fotos zeigen die ursprüngliche Schönheit des Schlosses

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Portal V im Schlüterhof um 1859 mit der historischen Victoria (2.v.l.)

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Portal V im Schlüterhof um 1910 mit der wilhelminisch neu gestalteten Victoria (2.v.l.)

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Alle vier Figuren sind verloren. Mit den Bozetti (Kleinmodellen) dieser nähern sich die Bildhauer dem Zustand von 1859 an.

(Foto: Bildhauer Frank Kösler, Berlin)

Immer wieder finden wir in den Archiven oder auch auf dem Fotomarkt in Antiquariaten seltene und für uns neue Bilder aus der Frühzeit der Fotografie. Dadurch können wir unsere Planungsunterlagen optimieren und uns immer mehr dem ursprünglichen Originalzustand der Fassaden und ihrer Skulpturen annähern.

Wir zeigen Ihnen hier zwei Skulpturen im Schlüterhof aus dem 18. Jahrhundert, die Anfang des 20. Jahrhunderts so abgewittert waren, dass sie vollständig im neobarocken Stil neu geschaffen wurden, viel weniger anmutig und viel statischer, weniger elegant und schwungvoll als die verlorenen Originale. Sie wirkten zwischen den erhalten gebliebenen wie Fremdkörper.

Diese frühen Fotos aus dem Jahr 1859 fanden wir erst vor Kurzem. Natürlich werden wir die Skulpturengruppe von Portal V im Schlüterhof, die vollständig vernichtet wurde, nun im ursprünglichen Zustand nachschöpfen, um so ein stimmiges, völlig harmonisches Abbild des Schlüterhofs herzustellen.

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Ebenso verhielt es sich mit der Pax (Allegorie auf den Frieden), rechts über dem Hauptportal. Links das verlorene Original um 1859, voller Bewegung, rechts die wilhelminisch-dralle Neuskulptur aus dem 20. Jh.

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Portal V im Schlüterhof, oben die Adlerkartusche und rechts und links über den vier Skulpturen die Tondi mit den Bildnissen römischer Könige

Das Gipspositiv der Adlerkartusche nach der Abformung des Tonmodells. Das ursprüngliche Kunstwerk wurde dabei zerstört, da der Ton im Trocknungsprozess Risse bekommt, bröckelt und an Volumen verliert..

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Von zwei Königen existieren geborgene Originale. Der Rahmen ging bei der Sprengung verloren. Hier die Nachbildung in Bildhauerton, rechts die Negativform aus Gips und Silikon. Die Könige sehen Sie im Bild rechts in der Fassade (roter Kreis und daneben)

(Fotos: Arbeitsgemeinschaft Klein, Röttger, Lukoscheck)

4 Kommentare zu “Die Rekonstruktion der historischen Fassaden (Teil II)

  1. Ein sehr schöner Beitrag über die Frage, welchen Zustand eines Gebäudes man rekonstruiert. Besonders akut ist das beim Skulpturenschmuck des Schlosses, der um 1900 in einem sehr unbarocken Geist erneuert wurden. Man vergleiche die barocken Figuren auf den alten Fotos mit den wilhelminischen auf den Fotos nach 1900.

  2. A Berlin on reconstruit jusqu’à l’absurde ce que la guerre a détruit, à Paris on détruit pour le plaisir ce que la guerre a épargné…

  3. wirklich sehr beeindruckend, wieviele Menschen sich für den Wiederaufbau des Berliner Schlosses begeuistern und was sie so alles dazu beitragen!

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