„U-Bahnhof Museumsinsel: Richtfest ach acht Jahren“

Endlich ist es soweit: Der Rohbau des U-Bahnhofs Museumsinsel in Mitte ist fertiggestellt worden. Die Bauarbeiten waren beschwerlich.

Von Christian Lanz
 

Zwischen Matsch und Pfützen auf der Großbaustelle am Humboldt Forum sieht es noch wenig nach der schönen Zukunft der historischen Mitte aus. Und doch ist Berlin dieser am Montag ein Stück näher gekommen. Denn im Untergrund direkt vor dem Berliner Schloss hat am Montag der U-Bahnhof Museumsinsel auf der neuen Linie U5 Richtfest gefeiert. Der Lückenschluss von U5 und U55 quer durch das historische Zentrum rückt damit wieder ein Stück näher.

„Das ist für Berlin ein besonderer Moment“, sagte der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD). Der Bezeichnung „Lückenschluss“ sei „die Untertreibung des Jahres“, denn die neue Linie sei verkehrspolitisch von größter Bedeutung. Auf der Strecke würden täglich 150.000 Fahrgäste erwartet, viele Autofahrten im Zentrum würden damit künftig nicht mehr nötig, so Müller. „Das entlastet unsere Stadt und unsere Umwelt.“

U-Bahnhof Museumsinsel: Für Bauarbeiten wurde Bodenmasse dauerhaft gefrostet

Nach acht Jahren Bauzeit steht damit nun die Konstruktion dessen, was die bauleitende BVG Projekt GmbH „Rohbau der Rekorde“ nennt. Nicht zu Unrecht. Der neue U-Bahnhof verläuft unter der Spree, der alten Kommandantur und dem Prachtboulevard Unter den Linden umgeben von Sand und Grundwasser.

Um den Bau im nassen Untergrund stabilisieren zu können, musste daher zunächst der Boden weiträumig eingefroren werden. Mit 105 Meter langen Eislanzen rund um den Bortunnel wurde eine 28.000 Kubikmeter große Bodenmasse dauerhaft gefrostet, ein Europarekord im Innerstädtischen Bereich.

„Oft kamen wir an Grenzen und dachten, ‚Das schaffen wir nicht‘“, gestand Jörg Seegers, Geschäftsführer der BVG Projekt GmbH. Doch die Beteiligten hätten dies immer wieder möglich gemacht. „Ich glaube eine größere Leistung kann es in Berlin gar nicht geben“, sagte seine Co-Geschäftsführerin Ute Bonde angesichts der schweren Bedingungen im nassen Grund umgeben von historischen Bauten.

Umso größer ist bei den Planern die Erleichterung, nun mit den gröbsten Arbeiten fertig zu sein. Der Betonrohbau des Bahnhofs und der vier Zugangstreppen – zwei davon vor dem Humboldt Forum, je eine vor der alten Kommandantur und dem Deutschen Historischen Museum – steht. Auch die Gleise in der Röhre sind größtenteils bereits verlegt.

Nun geht es an den Innenausbau. Der soll am U-Bahnhof Museumsinsel spektakulär werden. Die Station erhält einen Sternenhimmel als Decke nach dem Entwurf des renommierten Architekten Max Dudler. An den in Ultramarin gefärbten Röhren leuchten dafür 6662 Lichtpunkte auf. Rundherum wird der Bahnhof mit Granit aus dem Fichtelgebirge verkleidet.

Der Entwurf ist angelehnt an das berühmte Bühnenbild Karl Friedrich Schinkels für Mozarts „Zauberflöte“. Oben drüber sei der Schinkelplatz und ohnehin sei der gesamte historische Mitte durch den preußischen Architekten bestimmt, so der Dudler. „Deshalb haben wir ein Thema von Schinkel genommen und zu einer neuen Idee für den Bahnhof transformiert“, erklärte er. Den Wettbewerb für den U-Bahnhof gewann der Architekt 1998. 22 Jahre später ist die Station immer noch nicht fertig. „Das ist schon schwierig“, sagte Dudler. Freute sich jedoch, dass seine zeitlose Gestaltung auch heute noch wirke.

Der U-Bahnhof Museumsinsel ist damit vorerst die letzte neue Station, die in Berlin ihren Betrieb aufnimmt. Weitere Haltestellen sind bislang nicht geplant. Zwar sind Machbarkeitsstudien für Verlängerungen der U6, U7 und U8 schon fertig. Wie die von Senatorin Regine Günther (Grüne) geführte Verkehrsverwaltung damit umgeht, ist jedoch noch unklar.

Bis März solle die Bewertung abgeschlossen sein, sagte ein Sprecher der Verkehrsverwaltung. „Wir fokussieren uns auf die oben genannten, bereits sehr umfangreichen Pläne.“ Bislang habe Günther dem Vernehmen nach jedoch wenig Ambitionen gezeigt, diese auch umzusetzen. Die Senatorin stehe für eine „nüchterne Betrachtung“ der verschiedenen ÖPNV-Angebote, so der Sprecher. Wichtig sei, „dass der U-Bahn-Bau die Straßenbahn nicht ausbremsen darf“.

Deutlicher positionierte sich am Montag der Regierende Bürgermeister. Auch der U5-Ausbau sei umstritten gewesen. Aber, so Müller, „auch dieser Lückenschluss ist ein Zeichen, trotz Kritik die Stadt weiter zu denken“.

 

Quelle: Berliner Morgenpost, 10.02.2020

 

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