„M20 – Berlin bekommt ein Museum für moderne Kunst“

27.10.2016   heute.de

Es wird das nächste Großprojekt in der Hauptstadt: M20, ein Museum für die Moderne. Bis 2022 soll es zum Berliner Zuhause für die Kunst des 20. Jahrhunderts werden. Den Neubau soll das renommierte Schweizer Architekturbüro Herzog & de Meuron realisieren.

Von Christhard Läpple

Noch ein Museum für Berlin? Hat die Hauptstadt nicht ausreichend kulturelle Flaggschiffe? Museumsinsel, Neue Nationalgalerie, Martin-Gropius-Bau? Nein, sagen Kulturstaatsministerin Monika Grütters und der Chef der Stiftung preußischer Kulturbesitz, Hermann Parzinger, die sich für das neue Museum stark machen. Die moderne Kunst des 20. Jahrhunderts brauche Platz, dürfe nicht weiter in Depots vergammeln. Und genau den werden sie im M20 bekommen.

Prestigeprojekt M20

Dabei sind die Erwartungen in der Hauptstadt hoch, die Enttäuschungen könnten es aber auch werden. Fakt ist: Berlin bekommt das neue Haus für die Moderne. Unter Insidern heißt es längst M20. Das Kürzel steht für „Museum für die Kunst des 20. Jahrhunderts“. Auf dieses Prestigeprojekt schaut „die ganze Welt“, sagte Monika Grütters (CDU) vor Beginn der Ausschreibung, bei dem sich 460 Architekturbüros weltweit für den Entwurf des neuen Baus bewarben. „Hier werden wir daran gemessen, wie Deutschland mit Architektur umgeht, mit dieser so öffentlichen Kunst.“

Das M20 ist eines der Lieblingsprojekte der emsigen obersten deutschen Kulturpolitikerin. Es ist zugleich eine große Herausforderung. Gesucht wird ein zukunftsweisendes Bauwerk der Extraklasse, das jedoch die nahen Ikonen der Architektur von Mies van der Rohe und Hans Scharoun nicht beschädigen darf. Die Hintergründe:

Der Ort für das neue Museum

Das Kulturforum zwischen Tiergarten, Potsdamer Platz und Landwehrkanal. Ein Filetgrundstück mitten im Zentrum an der einstigen Schnittstelle von Ost- und West-Berlin. Auf diesem historischen Grund hat das 20. Jahrhundert seine Schichten abgelegt. Nazi-Größenwahn, Teilungsgeschichte, Neuanfang nach der Einheit. Fast siebzig Jahre war das Grundstück eine Brache. Eine bizarre Berliner Mischung aus Pommes-Buden, Flohmarkt und wilden Parkplätze wucherte auf diesem städtebaulichen Juwelstück.

Umrahmt von der großartigen Architektur des 20. Jahrhunderts mit der Philharmonie von Hans Scharoun (1963) und der Neuen Nationalgalerie von Mies von der Rohe (1968), begrenzt durch weitere Baudenkmale wie die wieder aufgebaute St-Matthäus-Kirche und die Staatsbibliothek. Seit Generationen wurde über die Zukunft dieses Trümmergrundstücks gestritten und diskutiert.

Der Auftrag

Die Lücke im Kulturforum schließen. An einem ersten Ideenwettbewerb hatten sich mehr als 460 Büros aus dem In- und Ausland beteiligt. Der Auftrag lohnt sich, der Bundestag hat für das Prestigeprojekt 200 Millionen Euro bereitgestellt. So viel lässt der Bund für das neue Museum der Moderne springen. 42 Internationale Teams blieben in der Endauswahl übrig, nahmen mit ihren Entwürfen am Realisierungswettbewerb teil. Darunter waren viele klangvolle Namen. Die Konkurrenz ist hart. Mit dabei waren neben den Gewinnern Herzog & De Meuron die Büros von Chipperfield, Zaha Hadid und Riken Yamamoto. Renommierte Architekten aus der ganzen Welt von Skandinavien bis China.

Die Vorgaben

Neue Nationalgalerie und das neue M20 sollen unterirdisch verbunden werden. Die Deckenhöhe muss mindestens neun Meter betragen. Die Nutzfläche wird mit etwa 14.700 Quadratmetern angegeben, von denen etwa 9.200 Quadratmeter als Ausstellungsflächen genutzt werden können. Das neue Haus soll Platz bieten für die privaten Meister-Sammlungen Marx, Pietzsch, Archiv Marzona sowie Bestände aus dem Kupferstichkabinett.

Dann böte sich Gelegenheit einst verfolgte oder versteckte Kunst wieder öffentlich und angemessen auszustellen. Bilder, die aus Platzmangel heute noch in Depots verwahrt werden. Zu sehen sein sollen künftig beispielsweise Max Pechsteins „Sitzendes Mädchen“ von 1910, Karl Schmidt-Rottluffs „Selbstbildnis mit Einglas“ (1910) oder von Ernst Ludwig Kirchner „Stehende“ aus dem Jahre 1912.

Die Zukunft

Beim Auftakt-Ideenwettbewerb gab es nur wenig Mutiges oder Überraschendes. Fachleute zeigten sich eher enttäuscht. Die internationale Jury unter Vorsitz von Professor Arno Lederer (Stuttgart) benötigt bei ihrer Endauswahl nun ein gutes Händchen. M20 soll innovativ sein ohne die vorhandene berühmte Bausubstanz in der Nachbarschaft zu dominieren oder gar zu verschandeln. Auch soll ein zweites Bau-Chaos wie bei der Staatsoper Berlin oder Pleiten wie bei der Elbphilharmonie in Hamburg auf alle Fälle verhindert werden.

Die Berliner Zeitpläne sind daher ehrgeizig aber solide geplant, heißt es. Das Museum M20 soll spätestens im Jahre 2022 eingeweiht werden. Sicher ist: Das künftige hauptstädtische Haus möchte mitten im Kulturforum Maßstäbe für die Moderne des 20. Jahrhunderts setzen. Nicht mehr und nicht weniger. Typisch Berlin eben.

 

Quelle: heute.de, 27.10.2016

 

 

14 Kommentare zu “„M20 – Berlin bekommt ein Museum für moderne Kunst“

  1. Ich befürchte schlimmes. Naja noch hässlicher kann man das „Kulturforum“ kaum machen, ist wahrscheinlich einer der bautechnisch verhunztesten Plätze in Berlin.

  2. Also ich würd meinen, wenn im Schloss noch Herrschaften lben würden, welche ein Gestüt unterhielten, hätten sie mit dem Neubau nen richtig guten Stall… 😀

  3. Robert Berger ,ach der Mega-Aldi. Ja, hatte ich doch schon gesehen. Es geht ja auch noch deutlich schlimmer. So à la Dekonstruktivismus oder so…..

  4. Moderne Kunst ist ein Widerspruch in sich. Da hat der kulturelle Marxismus ganze Arbeit geleistet. Alles läuft nach Plan. Scheisse auf einer weißen Leinwand wird als Kunst gefeiert und das Stimmvieh jubelt ob solchen Könnens und solcher mutigen Genialität.

  5. Tja. Bei uns hat man den alten Satteldach-Aldi (Baujahr 2007) letztes Jahr abgerissen und durch den neuen Filialentypus im Flachdachstil von Aldi-Nord ersetzt. Vielleicht wollen die Architekten ja dem Satteldach-Aldi-Sterben schon frühzeitig entgegenwirken 😛

  6. Nicht zu vergessen: Man suche die Ecke im Garten für Altmetall auf, nehme sich ein paar verrostete Stangen, schweiße diese irgendwie zusammen und stelle sie in den Garten. 😉 Oder diese ganzen potthässlichen Holz“skulpturen“ die man plötzlich überall aufstellt. Keine Ahnung was dieser Schrott aussagen soll.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert