Neukalkulation der Kosten der historischen Fassaden

Im August 2015 erfuhren wir vom Bauherrn, der Stiftung Berliner Schloss-Humboldt Forum, dass der Deutsche Bundestag davon ausgeht, dass alle Kosten der historischen Fassaden aus Spenden finanziert würden. Seit 2002 sind wir jedoch immer davon ausgegangen  (und das war auch unser Angebot), dass wir nur den Sandstein finanzieren würden, einbaufertig gestaltet,  denn ein moderner Bau würde schließlich auch eine Fassade erhalten müssen. Damals kannten wir natürlich noch nicht die Kosten des Wandaufbaus des Schlosses, da eine baureife Fassadenplanung noch nicht vorlag.

Diese ist erst seit Fertigstellung der Bauplanung 2011 und den sich daraus ergebenden, aktuellen Ausschreibungsergebnissen bekannt: Die Wand wird aus dreieinhalb Millionen Ziegelsteinen von Hand aufgemauert, in die die Sandsteinelemente eingelegt werden. Das Berliner Schloss wird der größte seit Kriegsende in Deutschland errichtete Ziegelbau. Sie können dies täglich seit April 2015 über die Webcam beobachten. Dieser konservative Wandaufbau in Handarbeit ist erheblich teurer als eine moderne Fassade aus industrieller Fertigung. Erst nach dem Baubeginn der historischen Fassade im April 2015 erfuhren wir weitere Einzelheiten. Daraus ergaben sich neue Fragen nach deren tatsächlichen Mehrkosten. Diese wurden im September 2015 vom Bauherrn ausführlich und zufriedenstellend beantwortet.

Der Bauherr hatte die historischen Fassaden sehr kostenbewusst ausgeschrieben. Die durch diese Art der Bauausführung eigentlich zu erwartende Preiserhöhung bei den historischen Fassaden  gegenüber den bisherigen Annahmen mit Auswirkungen auf die Gesamthöhe der benötigten Spenden fiel relativ gering aus. Wegen der Unklarheiten zum Wandaufbau 2002 hatten wir dafür schon damals Reserven und ebenso für mögliche Preiserhöhungen in unserer Kalkulation gebildet. Mit der Auflösung dieser Reserven konnten die Preiserhöhungen zu großen Teilen aufgefangen werden.

Schließlich verständigten wir uns mit dem Bauherrn darauf, dass jetzt per Ende September noch Spenden in Höhe von 55 Millionen Euro für die historischen Fassaden, die Kuppel und die drei Innenportale benötigt würden. Diese Zahl entstand aus dem Saldo der Kosten der historischen Fassaden zu den Kosten der Stella-Fassaden. Er wurde aus der Kostendifferenz der beiden Fassadentypen pro Quadratmeter ermittelt und auf die Gesamtfläche der historischen Fassaden übertragen. So entstand der vorgenannte, aktuelle Spendenbedarf in unserer Grafik.

Damit sind alle bisherigen kalkulatorischen Reserven erschöpft, so dass zukünftig mögliche Preiserhöhungen in das Spendenziel eingepreist werden müssen. Da aber fast alle historischen Fassaden bereits bis auf Reste ausgeschrieben und beauftragt wurden und die Annahmen für die noch nicht ausgeschriebenen Bereiche sich an den Preisen der beauftragten kalkulatorisch orientieren, sind wir der Meinung, dass diese Preise zu halten sein werden.

Mit dem Bauherrn einigten wir uns auch darauf, dass wir in Zukunft nun gemeinsam dieses  Spendenziel verfolgen werden, da auch die Stiftung Spenden sammelt, also Einnahmen aus verschiedenen Quellen den Fassaden zugeführt werden. Vor diesem Hintergrund machte die bisherige grafische Darstellung unserer Spendensammlung hier im Internet und im Berliner Extrablatt keinen Sinn mehr.

So wird es in Zukunft in unseren Veröffentlichungen einen Countdown abwärts von 55 Millionen Euro  geben, gespeist aus den Spendeneinnahmen beider Organisationen.

Unsere eigene Spendensammlung wird weiterhin Ihren Niederschlag in den Jahresabschlüssen finden, die von einer renommierten Wirtschaftsprüfungsgesellschaft und dem Deutschen Zentralinstitut für Soziale Fragen (DZI) geprüft und bestätigt werden. Der geprüfte Jahresabschluss wird von uns schon seit längerem ungekürzt ins Internet gestellt. Sie können sich dort also selbst ein Bild von unserer finanziellen Lage und der Mittelverwendung machen.

(s. „Verein / Jahresabschlüsse“)

Seit 2007 sind wir Träger des DZI-Spendensiegels, das sich als Zeichen des Vertrauens versteht und nur an seriös arbeitende gemeinnützige Institutionen verliehen wird, die sich auch den strengen Kostenvorgaben des DZI unterwerfen.

15 Kommentare zu “Neukalkulation der Kosten der historischen Fassaden

  1. Mich würde einmal der „worst-case“ interessieren…
    Was passiert, sollte diese benötigte Summe an spenden wider erwartend nicht erreicht werden? Springt dann der Bund ein, oder wird die Fassade dann über Jahrzehnte nur Stück für Stück vollendet?
    Danke um die Antwort vorab und lieben Gruß auf die Baustelle 🙂

  2. Na, dann bin ich mal gespannt, ob in der Endabrechnung der Verein mehr Geld für die Fassade oder für die Werbung für den Wiederaufbau ausgegeben haben wird.

  3. Frage ist ja schon okay, aber:
    Wenn man sich zumindest den bisherigen Spendenfluß anschaut, ist diese Frage widerum obsolet.
    Wenn es so weitergeht, kommt die Summe eh zusammen!
    Die dauernden negativen Äußerungen – insbesondere von Bundesbauministerin Hendricks – sorgen stets nur für negative Publicity und die Generierung von Zweifeln hinsichtlich dieses Projektes!
    Schaut mal lieber, wieviel vom Bundeshaushalt für Sozialtransfers verwendet wird.
    Da hört man seltenst Kritik seitens der Bevölkerung bzw. seitens der roten oder in höherem Maße linken Entscheidungsträger. Ganz im Gegenteil. Sowohl von Teilen der Bev. und der pol. Entsch.-Träger werden noch mehr Ausgaben gewünscht.
    Der Bundeshaushalt hat übrigens einen Umfang von mehr als 300 Mrd. €.
    Bei der recht konstanten Spendenplanung geht es nunmehr noch um ca. 50 Mio. €.
    Der bisherige Fluß wird bei stetigem Verlauf bis 2019 den Rest herbeiführen.
    Lasst uns lieber dafür sorgen, dass einfach positiv berichtet wird und man als Multiplikator wirkt.
    Negative campaigning ist da eher bremsend und beflügelt nur jene Nörgler, die eh dagegen waren und sind sowie „es“ schon immer gewußt haben.

  4. Hallo Herr Augustin.
    Danke für die Aufmerksamkeit, aber ich glaube dass man sich aus dem kontext heraus ableiten konnte was gemeint war. Manchmal ist der Kopf nun mal schneller als das Tablet und seine vermeintliche „Autokorrektur“ 😉

  5. Und auch hallo Ihnen Herr Dortmund,
    Mir liegt nichts ferner als das Projekt und die Spendenaktion schlecht zu reden. Ich würde mich sogar selbst als Multiplikator bezeichnen, wie sie es so schön nennen…
    Nichtsdestotrotz möchte ich ganz einfach wissen was passiert, wenn das Ziel dieser Summe nicht erreicht wird, ob dann aus dem schönen Projekt des Schlosses/Humboldt Forums ein nach außen hin sichtbarer Flickenteppich wird oder der Bund bzw. das Land die finanzielle Lücke schließt, um die Fertigstellung im genannten Zeitrahmen zu gewährleisten.
    Besten Gruß
    TK

  6. Thomas Kohl Ja, prinzipiell ist es ja okay, das zu fragen.
    Wobei ich ja auch nicht das Recht habe, zu entscheiden, ob’s okay ist oder nicht. 🙂 Hat ja niemand. 🙂
    In der F.A.Z. war Anfang September 2014 ein „offener Brief“ von Boddien abgedruckt, der genau auf diese Thematik einging.
    Das Feuilleton hatte nämlich Zweifel geäußert und – nebenbei – falsche Behauptungen aufgestellt.
    In einer Wanderausstellung im Oktober 2014 in Düsseldorf wurde mir dies auch mal erläutert.
    Eventuell finde ich diese Ausgabe noch.
    Notfalls mal im Extrablatt nachblättern.
    Die älteren Ausgaben sind auf einem Server ja auch noch alle erhältlich.
    Irgendwo las ich Ausführungen zu all den finanziellen Planungen und Aussichten, in welcher Ausgabe auch immer.
    In Hannover findet wohl derzeit diese Wanderausstellung statt, falls man mal vor Ort ist.
    Naja, lange Rede, kurzer Sinn.
    Im Fall der Fälle wird es gelöst werden.
    Wenn allerdings erneut – und ansteigend – 15 Mio. pro Jahr fließen, dann werden all die Fassadendetails bis 2019 zu schaffen sein.
    Zumal die Aussenbereiche meines Wissens eh finanziert sind.
    Herausfordernd sind wohl die Kuppeldetails, die Figuren auf der Balustrade um den Bau herum sowie die Innenportale II und IV.
    Von außen wird’s schon hinhauen.
    Die äußeren Fassadenelemente sind nämlich schon beauftragt und in Arbeit.
    Beim Schlüterhof bin ich gerade überfragt, inwieweit dort bereits die Sandsteinelemente fertig sind und nur noch geliefert werden müssten.
    Ende diesen Jahres wird es außen mindestens bis ins erste Stockwerk so gut wie fertig sein, was die Ziegel- und Sandsteinarbeiten anbelangt. Für 2016 und 2017 sind dann logischerweise das Paradegeschoß (also das zweite Geschoß) und Mezzaningeschoß vorgesehen.
    Steht im aktuellen Extrablatt bzw. auf der Website der Humboldtforum-Stiftung. Ist auch graphisch dargestellt. Da gibt’s geniale Übersichten.
    Ich las auch, dass das Eosanderportal bereits „fertig“ in den Sandsteinwerken (Pirna) liegt. Logischerweise in Einzelteilen.
    Die Aussage stammt von einem beteiligten Kunsthistoriker.

  7. wäre schön, wenn von der SED-Nachfolgepartei PDS/Linke, eine ordentliche Spende gezahlt werden würde, ebenso der alten DDR-CDU (Blockflöte), die tragen die Verantwortung dafür, das der vom Krieg doch recht gut verschonte Teil des Schlosses gesprengt und durch den „Lampenladen“ ersetzt wurden ist! –

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