Die Schloss-Simulation 1993 / 1994
Die Debatte, ob das BerlinerSchloss wiederaufgebaut werden könne und solle, stieß schon kurz nach der Wende im Jahr 1990 in Berlin auf ein lebhaftes Medieninteresse.
Die Debatte, ob das BerlinerSchloss wiederaufgebaut werden könne und solle, stieß schon kurz nach der Wende im Jahr 1990 in Berlin auf ein lebhaftes Medieninteresse.
Sie verlief merkwürdig abstrakt. Es fehlte an Anschauungsmaterial, um die Menschen überhaupt für die Bedeutung des Schlosses für die Mitte Berlins zu interessieren. Es war schließlich schon 1950 gesprengt und 40 Jahre lang tabuisiert worden, sowohl in West- wie auch in Ostberlin, kurz, es war weitgehend vergessen.
Dies fand auch seinen Niederschlag in den beiden Jubiläums-bänden der jeweiligen Stadthälfte anläßlich des 750-jährigen Stadtjubiläums 1987, in denen das Schloss praktisch nicht erwähnt wurde, obwohl es der älteste, größte und bedeutendste historische Profanbau der Stadt bis zu seiner Sprengung gewesen war.
Das Schloss war tabuisiert und so weitgehend aus dem Gedächtnis der Bürger der Stadt verschwunden. Eine weitere Ursache für die diffuse Debatte lag wohl auch darin, daß sich nur wenige Menschen anhand eines Fotos ein dreidimensionales Gebäude in voller Größe und damit auch in seiner stadträum-lichen Bedeutung vorstellen können. Dies rief einen Freundeskreis auf den Plan, der die Idee umsetzte, das Schloss in einer 1:1 Simulation wieder erstehen zu lassen. Hierzu wurde 1992 der “Förderverein für die Ausstellung 'Die Bedeutung des Berliner Stadtschlosses für die Mitte Berlins' e.V.” gegründet. Das Vorhaben sollte ausschließlich mit privaten Geldern auf Spenden- und Sponsoring-Basis finanziert werden.
Als Basis für die Simulation diente eine Idee des Architektur-historikers und Schlüterexperten, Goerd Peschken, und seines Freundes, des Architekten Frank Augustin.
Beide hatten in einer Studie Anfang der 90er Jahre vorgehabt, eine kulissenhafte Nachbildung des Schlosses herzustellen, in die, quasi als Metamorphose, nach und nach das wirkliche Schloss zurückkehren könnte.
An einem Raumgerüst in der Kubatur des Schlosses sollte eine Prismenfassade angebracht werden, die von den Linden aus die Illusion des intakten Schlosses simulierte,von Osten jedoch die des zerstörten. Weil der Palast der Republik etwa die Hälfte des Schlossgrundstücks einnimmt, sollte ein riesiger Spiegel rechtwinklig zur Schlossfassade angebracht werden, um so von der Schlossbrücke aus die volle Länge des Schlosses vorzutäuschen.
Diese Idee wurde von Wilhelm von Boddien dahingehend umgearbeitet, daß er das Schloss fotorealistisch dreidimensional auf eine große Fassadentapete malen ließ, in bester “tromp l'oeil”- Manier.
Hierzu gewann er die französische Großbildkünstlerin Catherine Feff, die vergleichbare Simulationen schon in Paris installiert hatte. Sie realisierte die Fassadenmalerei auf fast 10.000 m² in 1500 Manntagen, handgemalt von 50 Pariser Künstlern.
Das Tochterunternehmen der Thyssen AG, Düsseldorf, die Thyssen-Hünnebeck GmbH, Ratingen als der bedeutendste Gerüsthersteller Europas, sponsorte das für die Anbringung der Fassaden notwendige Raumgerüst, daß später als das größte seiner Art in das Guiness Buch der Rekorde aufgenommen wurde.
Am 30. Juni 1993 wurde die Ausstellung im Beisein des Regierenden Bürgermeisters von Berlin, Eberhard Diepgen, und vieler Prominenter eröffnet. Millionen von Besuchern haben sich bis zum 30. September 1994 die Fassadensimulation angesehen und sich von ihr überzeugen lassen.