Die Fassaden des Schlosses entwickelte Andreas Schlüter in Anlehnung an bedeutende Vorbilder Roms, so des Palazzo Madama, nahe der Piazza Navona, heute Sitz des italienischen Senats. Scherzhaft bezeichnete man es deswegen als den bedeutendsten römischen Palast nördlich der Alpen Aber Schlüter steigerte die Wirkung seiner Fassaden noch weit darüber hinaus, wie die nachstehenden Bilder zeigen. Angesichts seiner bevorstehenden Sprengung riefen bedeutende Kunsthistoriker in Ost umd West dazu auf, es zu erhalten, in dem sie seine unermessliche Bedeutung dür Berlin und die Kunstgeschichte im Allgemeinen hervorhoben.
Das Alte Museum wurde von Schinkel in der Gestalt einer der Seitenwände der antiken Agora Athens, der ersten Demokratie nachempfunden, als Gegenstück zur feudal-absolutuistisceh Barockfassade des Schlosses. Er verstand sich als Architekt der Aufklärung.
Das Schloss beherrschte das Zentrum der Stadt.Es reicht auf diesem Bild vom äußeren Bildrand rechts unter dem Turm des Stadthauses mit seiner Südwestecke über die Bildmitte hinaus mit dem Apothekenflügel fast bis zum Dom ganz links. Dadurch, dass es 10 Meter höher war als die umgebende Bebauung, überragt es die Häuser der “Linden”.
Das alte Zentrum Berlins: Schloss, Dom, Museum und Zeughaus als Zeichen der Staatsgewalt, der Religion, der Kultur und der Wehrhaftigkeit gruppieren sich um den Lustgarten herum
Linden und Schloss um 1850
Schlossbrücke und Schloss um 1935
Richard Hamann, Ordinarius des Kunsthistorischen Instituts der Humboldt Universität zu Berlin:
“Berlin ist arm an Denkmälern der Vergangenheit, aber es besitzt ein Werk, das sich den Größten der Vergangenheit würdig anreiht und in allen Kunstgeschichten der Welt genannt und abgebildet ist: Das Berliner Schloss. Sein Schöpfer ist der größte Bildhauer und Architekt in Norddeutschland, Andreas Schlüter.
Da steht es, von einer faszinierenden Wucht und Monumentalität, ein Repräsentant des spezifisch norddeutschen Barock, der sich Michelangelos St. Peter in Rom, dem Louvre in Paris, würdig zur Seite stellt. Es beherrscht das Zentrum Berlins, den Platz, den es bilden hilft, die Straße, die zu ihm führt, das alte Berlin, das für den, der die Vergangenheit Berlins verkörpert sehen möchte, den Begriff Berlin ausmacht.”
Eosanders wuchtige Westfassade
Schlüters Lustgartenfassade
Eosanders Risalit, Lustgartenfassade
Schloss und Dom
Fassaden zum Kupfergraben und zum Schlossplatz
Prof. Dr. Ernst Gall, Generaldirektor der Preußischen und Bayrischen Schlösserverwaltung, mahnte 1950:
“Zerstört man das Berliner Schloss, so vernichtet man eines der gestaltreichsten baulichen Kunstwerke, die unsere Welt nach so vielen Verlusten heute noch ihr eigen nennen darf. Aus dieser Zeit um die Wende des 17. und 18. Jahrhunderts gibt es in Europa wenig, was diesen Bau in der Kraft und in der eindringlich plastischen Klarheit seiner Fassadengliederung übertreffen könnte.”
Die Schlossplatzfassade mit dem Neptunbrunnen
Johannes Stroux, der Präsident der Akademie der Wissenschaften in Berlin ergänzte:
“Machtvoller Ernst spricht aus der Stadtseite, während gelöste Feierlichkeit und weltoffene Anmut über der Gartenseite walten. Nach Eosanders Erweiterungsbau wandte das Schloss statt wie bisher nach Süden nun seine Front nach Westen; mit dem ehemaligen Zeughaus und der Oper Unter den Linden bildete das Schloss ein monumentales Zentrum, wie es nur wenige Hauptstädte besitzen.”
Lustgartenfassade von Nordost
..und bei Nacht
Schloss Berlin. Lustgartenterrasse mit Rossebändigern. Der Berliner Volksmund nannte sie den “beförderten Rückschritt” und den “gebremsten Fortschritt”
“Und dann der Schlüterhof! In der ganzen Welt wüsste ich nichts Vergleichbares an eigenwilliger Originalität zu nennen: nicht sehr groß in den Abmessungen, aber voll großartiger Gestaltung in der kraftvollen Gliederung und Dichte in seiner in den gewagtesten Gegensätzen aufgebauten und gerade dadurch zu raumbindender Struktur geformten Schauseiten, denen wieder die Portale mit ihren wuchtigen Säulenstellungen und reich durchfensterten Risaliten sowie dem krönenden Schmuck ihrer Figuren rhythmixscher Ordnung voll unvergesslicher Feierlichkeit verleihen.” (Ernst Gall)
Schloss Berlin. Schlüterhof von Südwesten mit dem Risalit von Portal V und dem Hauptrisalit, hinter dem sich Schlüters Gigantentreppe, das große Treppemhaus, befand.
Schloss Berlin. Schlüterhof von Westen, Hauptrisalit mit dem Großen Treppenhaus
Schloss Berlin. Schlüterhof. Götter und Halbgötter der griechischen Mythologie am Hauptrisalit. Die Plastiken wurden vollständig vor der Sprengung geborgen.
Schloss Berlin. Schlüterhof. Die Fassade des westlichen Quergebäudes wurden unter Kaiser Wilhelm I. im Stil der Neorenaissance umgestaltet. Schlüter wollte sie ursprünglich spiegelbildlich zu seinem Ostrisalit umbauen. Seine Entlassung nach der Münzturmkatastrophe (s. Kleine Schlossgeschichte) verhinderte dies.
Die Ostfassde des Schlosses blieb im Stil ihrer Zeit erhalten und wurde nicht überformt.
Sie stammte aus der Zeit der Renaissance und des Frühbarock, war eher schlicht, aber in ihrer vielfältigen Wirkung sehr romantisch.