05.06.2025 – Sächsische Zeitung
Tillmann Richter von der Steinbildhauerei Witschel fertigte einen römischen Krieger. Er wird über einem Portal thronen.
Von Kathrin Krüger
Wieder ist in Großenhain Großenhain. eine barocke Sandsteinfigur von nationalem Rang entstanden. In der Steinbildhauerei Hartmut Witschel fertigte Tillmann Richter eine der vier Kolossalfiguren fürs Portal zwei des neuen Berliner Humboldtforums (Stadtschloss). Sie wurde am Mittwochnachmittag in Großenhain abgeholt. Drei Figuren kamen bereits aus Dresden von der Steinbildhauerei Swen Schubert in Hellerau. „Als künstlerischer Leiter war ich für dieses Ensemble zuständig“, erzählt Richter als erfahrener Meistersteinbildhauer.
Insgesamt 19 solcher etwa drei Meter hohen Sandsteinfiguren waren von der Stiftung Humboldtforum Berlin für die Rekonstruktion der Außenfassade in Auftrag gegeben worden. Eines der fünf Baulose gewann Tillmann Richter mit den Hellerauer Kollegen. „Aus Zeitgründen haben wir uns zusammengetan, denn das Zeitfenster von nur anderthalb Jahren war eine große Herausforderung“, sagt Richter. Die Figurengruppe soll über einem der vier Schloss-portale auf dem Attikageschoss stehen: in 31 Metern Höhe. Eine Bamberger Firma hat den Auftrag, die Arbeiten sicher nach Berlin zu bringen, wo sie am 10. Juni aufgesetzt werden. „Jede Figur wiegt etwa drei bis dreieinhalb Tonnen“, so Tillmann Richter.
Das Schöne an dem Projekt sei gewesen, dass den Steinbildhauern bei den Neuschöpfungen weitgehend freie Hand gelassen wurde. Verwertbare Fotos oder Vorlagen von früherem Figurenschmuck des Berliner Stadtschlosses gab es laut Tillmann Richter nicht. Die Originale wurden bei der Sprengung zerstört. Bei der Bildhauerausschreibung waren in einem Wettbewerb zuerst Gipsmodelle im Maßstab 1:8 gefragt. Das war Anfang vorigen Jahres. Dann mussten die Bieter konkretere Modelle im Maßstab 1:3 vorlegen. „Wir haben uns am Schloss-architekten Andreas Schlüter und seinen Nachfolger Johann Friedrich Eosander von Göthe aus dem 18. Jahrhundert orientiert“, sagt der Steinbildhauer.
Vorgabe sei lediglich gewesen, dass es männliche und weibliche Darstellungen sein sollten. Die Bildhauer unter Leitung von Tillmann Richter modellierten als erste Modelle in einem Raum als einheitliches Ensemble einen römischen Krieger, einen männlichen Akt und zwei weibliche Gewandfiguren. Inoffiziell, so Richter, sind das Gott Mars, ein Heros sowie die Göttinnen Minerva und Diana. Der Mitarbeiter der Großenhainer Steinbildhauerei gestaltete seinen römischen Krieger als Linkshänder, mit wallendem Umhang, den Mund angespannt – ja gekniffen, mit einem Helm mit üppigem Federschmuck. „Seine Position ist dynamisch“, unterstreicht Richter. Der Krieger trägt einen barocken Harnisch mit einem auffälligen Puffärmel in Form eines Maskerons – ein stilisiertes Löwengesicht.
Etwa eine Stunde brauchte die Schwerlasttransportfirma aus Bamberg, um den Krieger sicher zu den anderen Figuren zu verladen. Tillmann Richter wird am 10. Juni selbst nach Berlin fahren, um vorm Aufsetzen die Sicherheitsstege an den Fingern der Figuren zu entfernen. Das große Gipsmodell seines Kriegers steht noch in der Großenhainer Firma, werde aber an den Auftraggeber – die Stiftung Humboldtforum – für Ausstellungszwecke abgegeben. In Berlin-spandau, in der Schlossbauhütte, wird man ihn künftig sehen können. Der Figurenschmuck für das rekonstruierte Schloss wird sich einreihen in solche Darstellungen wie die vier Kolossalfiguren Glaube, Liebe, Hoffnung und Gebet. Über 3000 Götterfiguren wie auch Hermes, Apollo oder Jupiter, aber auch Adler und Löwen, Muscheln und Prunkvasen werden bald das neue Schloss im Herzen der Hauptstadt schmücken.
Quelle: 05.06.2025, Sächsische Zeitung
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