„Berlin und seine schönsten Schlösser“

09.06.2025 – B.Z. Berlin

Von Anja Opitz

Berlin hat kein Versailles, Neuschwanstein oder Sanssouci – aber in unserer ehemaligen Residenzstadt stehen noch heute viele Schlösser, die mit ihrer majestätischen Architektur und Geschichte royalen Flair haben. B.Z. zeigt, welche Hauptstadt-Schlösser einen Besuch wert sind.

Berlin blickt auf eine königliche Geschichte zurück: 1701 ließ sich Kurfürst Friedrich III. in Königsberg zum König Friedrich I. in Preußen krönen. Berlin wurde zur königlichen Residenzstadt ernannt. Schon davor, in kurfürstlichen Zeiten, wurden viele Prachtbauten errichtet. Einige von ihnen bereichern das Stadtbild noch heute.

Schloss Charlottenburg

Die größte Schlossanlage der einstigen brandenburgischen Kurfürsten, preußischen Könige und deutschen Kaiser in Berlin ist das Schloss Charlottenburg. Erbaut wurde es ursprünglich als kleines Garten- und Lustschlösschen für Sophie Charlotte, die Gemahlin des Kurfürsten Friedrich III. Doch nach der Krönung des Kurfürsten zum ersten König in Preußen wurde das Schloss zu einem repräsentativen Sitz nach dem Vorbild von Versailles ausgebaut. In der Folgezeit wurden einzelne Räume und Teile des Gartens immer wieder verändert und noch prachtvoller gestaltet.

Im Zweiten Weltkrieg wurde das Schloss Charlottenburg schwer beschädigt, der Wiederaufbau dauerte über zwei Jahrzehnte. Heute kann das Schloss als Museum besichtigt werden. Zu sehen sind originalgetreu eingerichtete Räume und Säle, Kunstsammlungen, Schätze aus der Silberkammer der Hohenzollern u. v. m. Nach dem Museumsbesuch zu empfehlen: ein Spaziergang durch den herrschaftlichen Schlossgarten.

Apr. bis Okt. Di bis So 10-17.30 Uhr, Nov. bis Mrz. Di bis So 10-16.30 Uhr, 12 Euro, erm. 8 Euro, Spandauer Damm 10

Das Berliner Schloss

Am Berliner Schloss, auch Stadtschloss genannt, lässt sich die Geschichte der Stadt gut ablesen: Friedrich II. legte im 15. Jahrhundert auf der Spreeinsel den Grundstein für eine mittelalterliche Burg. Die brandenburgischen Kurfürsten regierten von dort aus, später die Hohenzollern-Monarchen, schließlich wurde das Schloss zum Symbol der Kaiserzeit (1871-1918). Es überlebte den Ersten Weltkrieg, wurde jedoch im Zweiten Weltkrieg zerstört und anschließend abgerissen. In der DDR wurde an seiner Stelle der Palast der Republik errichtet, nach der Wiedervereinigung das Schloss wieder aufgebaut: drei der vier Fassaden sowie der Kuppelbau nach historischem Vorbild.

Seit seinem Neuaufbau heißt das Berliner Schloss Humboldt Forum. Darin befinden sich das Ethnologische Museum Berlin, das Museum für Asiatische Kunst, Teile der bislang in Dahlem untergebrachten Sammlungen der außereuropäischen Kunst und eine Ausstellung zur Geschichte Berlins. Außerdem finden dort zahlreiche Veranstaltungen statt. Unbedingt einplanen: ein Besuch der Dachterrasse (3 Euro/erm. 1,50 Euro), von der man einen einzigartigen Ausblick auf die Wahrzeichen der Stadt hat.

Ausstellungen Mi bis Mo 10.30-18.30 Uhr, Abendveranstaltungen ab 19 Uhr, Eintritt abhängig von Museum und Veranstaltung, Schloßplatz, Mitte

Schloss Schönhausen

Schloss Schönhausen war von 1740 bis 1797 die Sommerresidenz der preußischen Königin Elisabeth Christine. Noch heute ist in weiten Teilen die Raumausstattung des späten 17. und des 18. Jahrhunderts erhalten. Der prachtvolle Festsaal ist in Berlin die einzige im Original erhaltene Raumschöpfung des späten Rokoko.

In der Zeit des Nationalsozialismus wurde das Schloss als Depot für sogenannte „Entartete Kunst“ genutzt. Die Kunstwerke wurden von hier aus ins Ausland verkauft. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Schloss zum Amtssitz des Staatsoberhauptes der DDR, Wilhelm Pieck. Bis 1964 war es das oberste Regierungegebäude der DDR, danach wurde es zum Gästehaus für hochrangige Staatsgäste umfunktioniert.

Apr. bis Okt. Di bis So 10-17.30 Uhr, Nov. bis März Sa/So 10-16 Uhr, Eintritt 8 Euro/erm. 6 Euro, Tschaikowskistraße 1, Pankow

Schloss Pfaueninsel

Friedrich Wilhelm II. ließ auf der Pfaueninsel, auf die er sich gern für seine Schäferstündchen mit Wilhelmine Gräfin von Lichtenau zurückzog, zwischen 1794 und 1797 ein kleines Sommerschlösschen im romantischen Ruinenstil der Zeit erbauen. Es sollte wie ein verfallenes römisches Landhaus wirken. Die Wände wurden nicht, wie man vermuten könnte, aus Mamor errichtet, sondern aus bemaltem Holz. Nach dem Tod der Gräfin wurde das Schloss von den preußischen Herrschern nur wenig benutzt.

Heute gehört die Pfaueninsel mit dem Schlosse zum UNESCO Welterbe.

März bis Okt. tgl. 10-18 Uhr, Nov. bis Feb. tgl. 10-16 Uhr, 6 Euro/erm, 5 Euro, Pfaueninsel, Wannsee

Schloss Friedrichsfelde

Der holländische Marine-Direktor Benjamin Raule erhielt 1685 für seine Verdienste vom Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg ein Stück Land von Rosenfelde, dem heutigen Friedrichsfelde. Darauf ließ er ein Lustschloss im holländischen Landhausstil errichten. Leider konnte er nur drei Jahre dort wohnen, bevor er in Ungnade fiel und das Anwesen an die Hohenzollern-Familie zurückging. Im Laufe der Zeit wechselten mehrmals die Besitzer des Schlosses, die jeweils bauliche Veränderungen vornahmen.

Nach der Gründung des Tierparks im Jahr 1955 diente das Schloss als Direktionsgebäude, Tierunterkunft und -klinik. Von 1970 bis 1981 wurde es aufwendig renoviert und zeigt sich heute wieder in seinem alten, frühklassizistischen Glanz. Besucher können das Schloss besichtigen, im Festsaal finden auch klassische Konzerte statt.

Tgl. 11-15 Uhr, Eintritt zum Tierpark (ab 14,50 Uhr) berechtigt auch zum Besuch des Schlosses, Am Tierpark 41, Lichtenberg

Schloss Bellevue

1785 gab der preußische Prinz August Ferdinand ein Schloss im nördlichen Teil des Tiergartens als Wohnsitz in Auftrag, zwei Jahre später wurde es fertiggestellt. Einige Herrscher später funktionierte man das Schloss zum Kunstmuseum um: Als Vaterländische Galerie zeigte man hier ab 1844 zeitgenössische preußische Werke.

Im Zweiten Weltkrieg wurde das Schloss bis auf wenige Außenmauern zerstört. Nachdem es von 1955 bis 1959 wieder aufgebaut worden war, nutzte die Bundesregierung es zunächst als zweiten Amtssitz des Bundespräsidenten (neben Bonn), ab 1994 dann als ersten Amtssitz.

Das Schloss wird für Neujahrsempfänge, Staats- und Antrittsbesuche genutzt. Einmal im Jahr gibt es einen Tag der offenen Tür.

Spreeweg 1, Tiergarten

Jagdschloß Grunewald

Ab 1542 ließ Kurfürst Joachim II. von Brandenburg im Grunewald ein Schloss für seine Jagdaufenthalte errichten. Zu dieser Zeit vergab er auch zahlreiche Aufträge an Lucas Cranach den Älteren und Jüngeren. Heute sind 30 dieser Kunstwerke im Jagdschloss Grunewald zu sehen. Ansonsten finden hier zahlreiche Veranstaltungen statt, u. a. klassische Konzerte und Theateraufführungen für Kinder.

Nov.-Mrz. Sa/So 10-16 Uhr, Apr.-Okt. Di bis So 10-17.30 Uhr, 6 Euro, 5 Euro/erm., Hüttenweg 100

Schloss Glienicke

Als Prinz Carl von Preußen 1823 von einer Reise durch Italien zurückkam, war er so begeistert von der Schönheit der Antike, dass er sich in der Heimat auch eine klassische Villa wünschte. Der Architekt Karl Friedrich Schinkel setzte seinen Traum von einem Stück Italien auf dem Landgut Glienicke an der Havel um.

Heute befindet sich im Westflügel des Schlosses das europaweit einzigartige Hofgärtnermuseum. Außerdem finden im Schloss ganzjährig viele Sonderführungen, Vorträge und Konzerte statt.

Apr. bis Okt. Di bis So 10-17.30 Uhr, Nov. bis März Sa / So 10-16 Uhr, 8 Euro/6 Euro erm., Königstraße 36, Wannsee

Schloss Britz

Das Herrenhaus Britz wurde Anfang des 18. Jahrhunderts erbaut und war lange Zeit als ländlicher Wohnort Eigentum hochrangiger preußischer Hofbeamter und Staatsminister. Im 19. Jahrhundert kam das Gut in bürgerlichen Besitz. Im Laufe der Jahre wechselte es häufig die Besitzer und auch die Art, wie es genutzt wurde, z. B. als Kinderheim.

Heute befindet sich im Schloss Britz ein Museum: In der Dauerausstellung „Wohnkultur der Gründerzeit“ kann man in fünf Räumen die düster-prunkvollen Möbel sehen, die vom neuen Selbstbewusstsein des deutschen Bürgertums nach 1871 zeugen. Zusätzlich gibt es wechselnde Sonderausstellungen, Konzerte, Lesungen, Workshops, die historische Tierhaltung und natürlich den wunderschönen Schlosspark.

Di bis So 12-18 Uhr
, 3 Euro, Kinder bis 12 J. frei, Sonderausstellung 5 Euro, Führung 3 Euro, Alt-Britz 73


 

Quelle: 09.06.2025, B.Z. Berlin

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