Berliner Schloss – Humboldt Forum

Schloss-Information Dezember 2018

 

Liebe Schlossfreunde und Unterstützer, sehr geehrte Damen und Herren,

hiermit erhalten Sie aktuelle Informationen rund um den Wiederaufbau des Berliner Schlosses als Humboldt Forum:

 

• Nachruf auf Bertold Just

• Nachruf auf Rupert Stuhlemmer

• Aktuelles vom Baugeschehen 

• Abriss Humboldt-Box und neue Schloss-Ausstellung

• Herausragende Schaustücke des Humboldt Forums

• Aktueller Spendenstand 

  

Nachruf auf Bertold Just

Am 5. November ist Bertold Just, der Leiter der Schlossbauhütte in Berlin-Spandau, gestorben. Er konnte Steine zum Sprechen bringen, er konnte Steine erzählen lassen von barocken Steinmetzen und Bildhauern, von längst vergessenen historischen Maßeinheiten wie dem „Rheinischen Fuß“, aber vor allem von Mythen- und Göttergestalten, die am Berliner Schloss über den Portalen und an der Kuppel aufgestellt waren und unter seiner sachkundigen Leitung wieder entstanden.

Der in der DDR ausgebildete Stuckateur und Bildhauer arbeitete u.a. am Schinkelschen Schauspielhaus am Gendarmenmarkt, am Deutschen und Französischen Dom und als Werkstattleiter der Gipsformerei der Staatlichen Museen zu Berlin, bevor er 2011 für die Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss tätig wurde. Hier übernahm er die Aufgabe, die Fertigung des sehr vielgestaltigen barocken Bauschmucks aus Sandstein an den zu rekonstruierenden historischen Fassaden des Berliner Schlosses zu beaufsichtigen, zu steuern und mit seinen wachen Augen ästhetisch sicher und souverän zu koordinieren.Bertold Just baute die Schlossbauhütte in Spandau zu einer beeindruckenden Werkstatt für diese große Aufgabe auf – mit noch originalen Skulpturen, die dort restauriert wurden, und riesigen Gipsmodellen, die als Vorlage für die Sandsteinoriginale dienten.

Seine am meisten faszinierende Fähigkeit bestand darin, mit dem Architekten, mit Kunsthistorikern, beteiligten Handwerkern und Steinmetzen sowie den Maurern und Arbeitern auf der Baustelle immer freundlich direkt mit seinem eigenen „handwerklichen Verstand“ und profundem kunsthistorischen Hintergrundwissen stets überzeugend vermitteln zu können.

 

Nachruf auf Schlossarchitekt Rupert Stuhlemmer 

Schon 1991 war er eine der treibenden Kräfte und Ideengeber für den Wiederaufbau des Berliner Schlosses. 1992 war er Mitbegründer des Fördervereins Berliner Schloss und wurde in den Vorstand gewählt, dem er bis 2004 angehörte. Damals beauftragten wir Rupert Stuhlemmer mit der Rekonstruktion der seit 1713 verschollenen Schlossbaupläne. Ohne ihn wäre der Wiederaufbau des Schlosses vielleicht gescheitert. Die Zeit dafür war knapp, wir waren in Eile, im Wettkampf mit denjenigen, die das Schloss verhindern wollten. Sie verunglimpften seinen Wiederaufbau als Disneyland, behaupteten, dass es keine authentische Rekonstruktion geben könne, da die Schlossbaupläne schon seit der Barockzeit verschollen waren. Zudem fehle es an Künstlern mit der Fähigkeit, barock zu denken, zu planen und zu gestalten. Sie machten uns lächerlich, um den Schlosswiederaufbau zu verhindern. Sie hatten nicht mit Rupert Stuhlemmer gerechnet - und seiner Akribie, historische Unterlagen überall so lange zu suchen, bis er wieder etwas gefunden hatte. So fügte sich durch seine Arbeit Mosaiksteinchen an Mosaiksteinchen.

Bis 2004 noch ehrenamtlich tätig, durchsuchte er so alle möglichen Archive, aber er fand keine zusammenhängenden Baupläne des Schlosses, außer zahlreichen Detailplänen aus Restaurierungszeiten. Mit diesen brauchten die Handwerker damals aber nur nachzuweisen, welche Steine ersetzt wurden. So waren sie in den Maßen häufig ziemlich ungenau, stand doch das Schloss in der Stadt. Die Pläne waren lediglich als Arbeitsnachweis für die Berechnung gedacht.

Rupert Stuhlemmer verfügte über gute Beziehungen zu Prof. Jörg Albertz, Technische Universität Berlin, einem Fachmann für die Maßermittlung von Bauten über die sog. Meydenbauersche Messbild-Photogrammmetrie. Sie wurde im frühen 20. Jahrhundert erfunden, um historische Bauten zeichnerisch zu dokumentieren, ohne sie vor Ort vermessen zu müssen. Vom Berliner Schloss existierte jedoch eine einzigartige, alle Fassaden ausreichend wiedergebende Fotodokumentation bis zurück in das 19. Jahrhundert. Mit Förderung der Ernst von Siemens Kunststiftung entwickelte Prof. Albertz unter Stuhlemmers Mitarbeit aus diesem Fotomaterial ein Photogrammetrieprogramm für die damals noch lange nicht so weit wie heute entwickelte Computertechnik. Mit den wenigen, nachweislich richtigen Maßen wurde der Rechner gefüttert und in komplizierten Rechenoperationen Bezüge hergestellt, die die Rekonstruktion aller anderen Fassadenmaße genauestens ermöglichten. 

Zu der Zeit wurde Stuhlemmers Sohn York Partner in seinem Büro, der später die Arbeit seines Vaters vollendete.

Schließlich waren zwei Schlütersche Fensterachsen des Schlosses im Rechner rekonstruiert. Alle Renderings und Prüfungen stimmten am Ende überein und ergaben immer wieder dieselben Maße. So gaben wir 2001 vorsichtig eine Pressemitteilung heraus, wonach es möglich sei, die historischen Schlossfassaden zu 97 % genau zu rekonstruieren. Die Medien staunten, aber sie glaubten uns nicht, sie verlangten historische Maßbeweise, die wir natürlich nicht hatten. 

Zur gleichen Zeit wurden Stuhlemmer Architekten von Bertelsmann mit der Fassadenrekonstruktion der ebenfalls nach dem Krieg gesprengten Kommandantur an der Schlossbrücke beauftragt. Auch für diese gab es keine Baupläne. Bei der erneuten Suche in Archiven fand Stuhlemmer zufällig eine Reihe von Kladden, sogenannte Handvermessungsstücklisten von 1879 mit genauestens aufgemessenen Grundrissdaten von Berliner Bauten, so auch von der Kommandantur. Die beiden Stuhlemmers suchten weiter und fanden schließlich auch eine Kladde mit fast 60.000 genauesten Grundrissdaten des Berliner Schlosses. Natürlich verglich Rupert Stuhlemmer sofort damit die Basis der vom Computer errechneten zwei Fensterachsen – es gab eine kleine Sensation, die Abweichung zum Original betrug weniger als ein Prozent.

Im Auftrag des Fördervereins rekonstruierten Stuhlemmer Architekten daraufhin über Jahre weitgehend die Fassadenbaupläne des Schlosses, die, nachdem wir die Arbeiten dem Bauherrn übergaben, schließlich vollständig und maßhaltig auch mit ihrer weiteren Mitwirkung  fertiggestellt wurden. 

In diese Phase fiel auch der Beginn des Fassadenmodellbaus in der Regie des Fördervereins, auch unter seiner Aufsicht, der den Maßstab für die spätere Rekonstruktion des Schlosses legte. 

Rupert Stuhlemmer war bis zuletzt leidenschaftlich am Wiederaufbau interessiert. Am 7. Dezember 2018 ist er im Alter von 81 Jahren friedlich eingeschlafen.

Stuhlemmers Akribie, Hartnäckigkeit und Gründlichkeit sind die Eltern der Schlossbaupläne. Diese waren vor dem Architektenwettbewerb zum Bau des Humboldt Forums bis auf wenige Details fertig, wurden vom Bauministerium angefordert, das dann auf der Basis von Stuhlemmers Bauplänen den Wettbewerb zum Bau auslobte. Ohne die von Rupert Stuhlemmer in unserem Auftrag rechtzeitig rekonstruierten Schlossbaupläne würde es wohl keinen Schlosswiederaufbau in Berlin geben.  

Leider ist es ihm nun nicht mehr vergönnt, die Krönung seines Lebenswerks mit der Einweihung des Humboldt Forums im Berliner Schloss zu erleben. Nicht nur das Schloss, wir alle haben einen feinsinnigen, liebenswürdigen und hochanständigen Freund verloren.

Rupert Stuhlemmer hat sich in einzigartiger Weise um die nun fast vollendete Rekonstruktion der Schlossfassaden verdient gemacht. Wir verneigen uns in tiefer Trauer und Dankbarkeit vor diesem großen Architekten und werden sein Andenken in hohen Ehren halten.

Wilhelm von Boddien

 

Aktuelles vom Baugeschehen

Zurzeit werden bauliche Restarbeiten am gesamten Gebäude erledigt. Die technische Gebäudeausrüstung (TGA) kommt gut voran. Das Haus wird nicht vor September 2019 eine Betriebsgenehmigung als Versammlungsstätte erhalten.

Beim Abrüsten der Fassaden liegen die Arbeiten hinter den Plänen zurück. Es gab Verzögerungen im Bauablauf, Mängel oder notwendige Nacharbeiten. Der vollständige Abbau der Gerüste ist für weitere Arbeiten am Gebäude notwendig wie z.B. Regenentwässerung, Herrichtung der Fluchtwege oder für die Geothermie, die in den Boden vor dem Gebäude eingebracht werden muss. Auch für die Installation der Info-Stelen (Info-Tafeln für Besucher) wird der Außenraum benötigt.

Mit dem vorgezogenen Einzug der Südsee-Boote im Mai dieses Jahres befindet sich auf der Baustelle wertvolles Kulturgut. Demnächst kommen die „Höhlen der Seidenstraße“ aus dem Ethnologischen Museum in die Kuppelhalle. Die Fläche für die Berlin-Ausstellung wird dem Land Berlin Anfang Februar 2019 übergeben.

Die Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss erarbeitet derzeit ein Konzept, eine spezielle Dramaturgie, wie das Haus Ende 2019 eröffnet wird. Weil in den Ausstellungen vieles geändert wurde und einige Flächen jetzt Wechselausstellungsflächen sind (das erforderte eine neue Konzeption), wird die Eröffnung ab November in Etappen erfolgen. Zuerst wird die sogenannte „Westspange“ der Museen im Erdgeschoss eröffnet. Dann kommen alle 2 bis 3 Monate weitere Flächen dazu, deren Eröffnung von den Akteuren jeweils mit kulturellen Highlights eigenständig gefeiert wird.

2019 wird es im Gebäude verschiedene Probe-Veranstaltungen geben, bei denen z.B. die gesamte Technik getestet wird. Bis zur geplanten Eröffnung Ende 2019 wird es die Deutsche Stadt- und Grundstücksentwicklungsgesellschaft (DSK) wohl nicht schaffen, die Außenfläche zu pflastern. Wahrscheinlich kommt auf die Fläche vorerst eine „Schwarzdecke“, eine bituminöse Oberfläche.

 

Planmäßiger Abriss der Humboldt-Box, neue Schloss-Ausstellung vom Februar bis in den Sommer 2019

Die Ausstellung zum Wiederaufbau des Berliner Schlosses in der Humboldt-Box am Schlossplatz schließt am 16. Dezember um 18.00 Uhr! 

Genießen Sie noch einmal den wunderbaren Blick auf die Schlossfassade von der Dachterrasse der Humboldt-Box aus, so dicht werden Sie nie wieder gerade die oberen Stockwerke bewundern können. Und besuchen Sie noch einmal unsere Ausstellung im ersten Stockwerk. Wir alle sind ein wenig wehmütig, aber es geht ja weiter!

Ab Februar sind wir schon wieder da! 

Nach der Schließung der Schloss-Ausstellung in der Humboldt-Box, die unter anderem für notwendige Geothermie-Arbeiten und die Herstellung des Schlossumfeldes planmäßig abgerissen wird, eröffnet der Förderverein Berliner Schloss e.V. spätestens im Februar 2019 seine neue Schloss-Ausstellung als Informationsquelle und für die direkte Spendensammlung an nun zwei Orten im Schlossumfeld. 

Ort 1:

Ein Bau-Container, direkt im Bauzaun der Schloss-Baustelle am Lustgarten (Höhe Fußgängerüberweg Berliner Dom) wird als „Schlossinformationspunkt“ für das Spontanpublikum im Bereich des Lustgartens eingerichtet. Hier werden wie bislang in der Humboldt-Box alle Fragen der Besucher von unseren freundlichen haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern beantwortet und die wichtigste, erste Informationen bereitgehalten. Das Baugeschehen kann man auch wie bisher dort auf Bildschirmen sehen. Das „Berliner Extrablatt“, die Zeitung des Fördervereins, ist dort weiterhin kostenlos erhältlich. Ebenso kann man dort spontan spenden. Ein kleiner Schloss-Shop mit den nachgefragtesten Artikeln deckt den eiligen Bedarf nach Erinnerungsstücken und Souvenirs ab.

Ort 2:

In einer fußläufigen Entfernung (4 Minuten von der Schlossbrücke) werden vorübergehend zusätzlich neue Ausstellungsräume in einem Ladengeschäft an der Straße Werderscher Markt direkt links neben der Friedrichswerderschen Kirche bezogen. Hier wird unser Publikumsmagnet, das berühmte Innenstadtmodell „Berlin um 1900“ seinen Platz finden, ebenso wie zahlreiche weitere Ausstellungsstücke aus der Humboldt-Box. Auch das Kino mit seinen vielfältigen Schloss-Filmen, der umfangreiche Schloss-Shop und das Spendenbüro ziehen dort ein. Die Einrichtung dieser Flächen wird eher Werkstattcharakter haben, da für die kurze Zeit dort natürlich teure Langzeitinstallationen unverhältnismäßig sind.

An beiden Orten – im Bau-Container und im Ladengeschäft – stehen den Besuchern unsere freundlichen haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter wie gewohnt mit ihrem ganzen Fachwissen und den Spendeninformationen zur Verfügung.

Aus heutiger Sicht zieht die Ausstellung im Sommer dann wieder zurück an die Lustgartenfassade des Schlosses auf den dann befestigten Vorplatz, wo sie voraussichtlich bis Ende 2020 bleiben wird. Dann ist auch das Humboldt Forum vollständig eröffnet und wird natürlich selbst zum Publikumsmagneten. 

Bis dahin sind wir zuversichtlich, die Spendensammlung abgeschlossen zu haben.

 

Herausragende Schaustücke vom Humboldt-Forum

Das Humboldt Forum zeigt erste Vorboten der künftigen Sammlungen im Humboldt Forum in der Hauptstadt: Von Nandi bis Tresortür – 15 Highlights aus weltweit herausragenden Sammlungen, die künftig im Humboldt Forum zu erleben sind, werden vorab präsentiert. Noch bis Mai 2019 sind 8 davon in Ausstellungen auf der Museumsinsel sowie am Kulturforum zu sehen, eine weitere Auswahl wird in 8 Gesprächen an unterschiedlichen Orten in Berlin vorgestellt.

An Standorten der gastgebenden Ausstellungshäuser zeigen die Staatlichen Museen zu Berlin ihre schönsten Humboldt Forum-Exponate aus dem Ethnologischen Museum und dem Museum für Asiatische Kunst: Im Alten Museum den indischen Hindugott Vishnu, im Neuen Museum die sogenannte Barrigón-Figur aus Guatemala, die aztekische Adlerschlange Cuauhcoatl, eine Maya-Vase, den kolumbianischen Kazike und die Sopeaus Mikronesien. Den wohl prominentesten Auftritt hat der Prozessionsstier Nandi, der mitten in der Babylonischen Prozessionsstraße des Pergamonmuseums ein temporäres Zuhause hat. Seit November 2018 ist in der Gemäldegalerie das filigran gestaltete Federmosaik einer Madonna aus dem mexikanischen Pátzcuaro zu sehen, das vermutlich Alexander von Humboldt von seiner Amerika-Reise mitbrachte.

Acht Gespräche mit internationalen Experten, Zeitzeugen und Beteiligten des Humboldt Forums mit spannenden Geschichten aus unterschiedlichen Kulturen und Epochen, aktuelle Forschungsergebnisse und persönliche Erfahrungen zu weiteren Highlights runden das Programm ab. Das vollständige Programm gibt es unter www.humboldtforum.com/highlights. 

 

Aktueller Spendenstand

Über 87 Millionen Euro Spenden sind inzwischen (Stand November 2018) eingegangen und die Spendensammlung geht weiter voran. Es fehlen jetzt an den für die Wiedererrichtung der historischen Fassaden benötigten und vom Förderverein zugesagten 105 Millionen Euro noch 18 Millionen Euro. 

18 Millionen Euro entsprechen exakt nur noch 45.000 Bürgern, die einmalig 400 Euro spenden – steuerlich noch in diesem Jahr absetzbar, wenn Sie es in den nächsten Tagen erledigen. Sind Sie auch mit dabei?

 

Der Vorstand und unser Geschäftsführer danken allen Spendern und Helfern ganz herzlich für Ihre Unterstützung, für Ihre bisherigen Spenden und Ihr Engagement für das Berliner Schloss und wünschen Ihnen frohe Weihnachten und ein erfolgreiches und gesundes neues Jahr 2019!

 

i.A. Gritt Ockert

Pressesprecherin Förderverein Berliner Schloss e.V.

 

  

Mehr Informationen:

Förderverein Berliner Schloss e.V.

Rissener Dorfstr. 56, 22559 Hamburg

Tel. 040 8980750, info@berliner-schloss.de

www.berliner-schloss.de

 

 

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