Es wurde heftig darüber gestritten, ob das preußische Schloss wieder aufgebaut werden sollte. Ich war damals der Meinung, dass wir den Palast der Republik nicht vollständig abreißen lassen sollten. Besonders interessant fand ich die Idee, einen Teil des Gebäudes, der von vielen Bürgern auch für Kulturveranstaltungen und als „Unterhaltungstempel“ genutzt worden war, zu erhalten und in ein modernes Gebäude in der Kubatur des Schlosses zu integrieren. Dazu gab es auch einen Antrag im Bundestag, der von Franziska Eichstädt-Bohlig (Grüne) und mir unterstützt wurde.
Ich hatte mir deshalb eine Ausschreibung gewünscht, die die äußere Gestalt des Gebäudes offen lässt. Ich hoffte, dass es interessante Vorschläge für ein zeitgenössisches Äußeres geben würde. Berühmte Architekten waren gierig danach, sich in Berlin zu verewigen. Bereits seit 1992 aber kämpfte eine sehr aktive Bürgerinitiative um Wilhelm von Boddien, einem Hamburger Kaufmann, für den Wiederaufbau des Schlosses mit den historischen Fassaden samt Schlüterhof.
Wie soll das neue Schloss aussehen?
Die Nutzung war nicht weniger umstritten als das Aussehen. Ideen wie ein Fünf-Sterne-Hotel oder andere gewerbliche oder private Nutzungen wurden neben rein öffentlichen debattiert. Für mich war klar: So ein Filetstück und so ein wichtiger Ort in der Nähe der Museumsinsel muss eine öffentliche Nutzung haben. Das hat dann auch die vom Bund und vom Land Berlin eingesetzte internationale Expertenkommission so gesehen, die von 2000 bis 2002 um das Konzept gerungen hat.
Der Kulturausschuss des Bundestages hat das Projekt in dieser Zeit sehr eng begleitet. Auch wir haben intern heftig diskutiert. Im Parlament und in der damaligen rot-grünen Regierung hatte jeder eine Meinung, und die bildete sich nicht automatisch entlang von Fraktionsgrenzen – außer vielleicht bei der damaligen PDS (heute Linke), die den Abriss des Palastes verhindern wollte.
Deutlich wurde aber, dass auch Bundeskanzler Gerhard Schröder, Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (beide SPD), Bundestagsvizepräsidentin und Kulturausschusssprecherin Antje Vollmer (Grüne) sowie Günter Nooke (CDU) und damit Politiker*innen von Ost und West sich sehr für den Wiederaufbau des Schlosses engagierten.
Die internationale Expertenkommission legte im April 2002 eine Empfehlung vor, die den Wiederaufbau des Schlosses mit den historischen Fassaden und einer Wiedererrichtung des Schlüterhofs empfahl – auch in der Hoffnung, trotz der hohen Kosten Akzeptanz in der Bevölkerung zu erreichen. Sie sprach sich zur Finanzierung auch dafür aus, private Spenden einzuwerben.
Noch immer dachte ich, man könne auch einen Teil des Palastes der Republik („Erichs Lampenladen“, wie die Berliner Schnauze ihn respektlos nannte) als Veranstaltungsraum und Kulturtreffpunkt in das Schloss integrieren. Deshalb wäre eine ergebnisoffene Ausschreibung mit nur dieser Bedingung mein Favorit gewesen. Aber die Mehrheit im Bundestag hat dann im Juli 2002 anders abgestimmt: Rund zwei Drittel der Abgeordneten votierten für die barocken Fassaden.
Vor dem Abriss des Palastes der Republik wurde er in einer sogenannten Zwischennutzung mit diversen Kulturveranstaltungen und Events bespielt. Es waren zwei bunte Sommer, aber die Aktionen „verloren immer mehr ihre Vitalität“ (taz), obwohl sowohl die Kuratorin des Hauptstadtkulturfonds, Adrienne Göhler, als auch Franziska Eichstädt-Bohlig für einen Weiterbetrieb trommelten.
Doch der Bundestag bestätigte die Abstimmung von 2002 noch einmal und stimmte im Jahre 2006 auch mit meiner Stimme für den endgültigen Abriss – und gegen einen Antrag von Grünen und Linken, die den Erhalt forderten. So erstand ab 2013 kontinuierlich das Preußenschloss wieder – ein Prozess, der durch die privat finanzierte Humboldtbox begleitet wurde, die sehr viele Besucher anzog.
100 Millionen Euro gespendet
Schon im Oktober 2018 gab es anlässlich der Feier zum 20-jährigen Bestehen des „Bundeskulturministeriums“ eine Quasieinweihung in sehr beeindruckenden Räumen (durch die eisiger Wind blies, es war eben noch Baustelle).
Aber die Räume waren so, wie ich es mir vorgestellt hatte: funktional ausgelegt für die künftige Nutzung durch das Ethnologische Museum und das Museum für Asiatische Kunst der Staatlichen Museen, für die Berlinausstellung des Stadtmuseums und das Humboldt-Labor der Humboldt-Universität sowie Wechselausstellungen und Veranstaltungen.
Und alles blieb in öffentlicher Hand, wie ich es mir gewünscht hatte. Für die Rekonstruktion der historischen Fassaden haben Bürgerinnen und Bürger bislang über 100 Millionen Euro gespendet.
Man muss daran erinnern, dass dies keine schnelle Entscheidung war, sondern ein sehr langer und intensiver demokratischer Diskussionsprozess, der erst mehr als zehn Jahre nach der Wiedervereinigung mit einem Bundestagsbeschluss besiegelt wurde. Ich habe sehr dafür gekämpft, dass das Parlament und seine Beschlüsse ernst genommen werden – auch wenn ich mir auch gut eine andere Lösung hätte vorstellen können. Deshalb stehe ich zu dem Ergebnis und halte den Vorwurf der „Siegerjustiz“ für nicht zutreffend.
Heute, 30 Jahre nach der Wiedervereinigung, zeigt sich der Ort in neuem Gewand. Das heißt, die Zeit, in der diskutiert und gebaut wurde, ist inzwischen länger als die Zeit, die der Palast der Republik überhaupt existiert hat. Denn bereits 1995 wurden Strom und Heizung abgestellt. So hat der DDR-Bau weniger als 20 Jahre eine Funktion gehabt.
Allerdings ist es bei kaum einem der Neubauten in Berlin gelungen, ökologische Kriterien zu berücksichtigen. Keines der Gebäude hatte die Vorgabe, auch gesunde und wiederverwendbare Materialien zu verwenden. Solarenergie: Fehlanzeige.
Viele der Neubauten in Berlin sind primitive Standardware mit Schießschartenfenstern – wie zum Beispiel das BND-Gebäude. Dann doch lieber eine Hommage an die Steinbildhauerkunst! Natürlich haben die preußischen Könige auf Kosten der armen Bevölkerung den Reichtum der Baukunst demonstriert. Aber wie schön: Auch heute gibt es noch Architekten und Künstler, die es schaffen, das Humboldt Forum in die Umgebung einzupassen und dennoch moderne Funktionalität im Innenraum umzusetzen.
Ich freue mich auf viele Besuche. Und ich hoffe, dass die Besucherinnen und Besucher die Ausstellungen und Angebote im neuen Humboldt Forum genauso annehmen, wie sie auch die Museumsinsel und die anderen kulturellen Einrichtungen in Berlin besuchen.
Quelle: WELT, 27.11.2020
Es tut gut, einen so sachlichen, souveränen Bericht einer verantwortlichen Politikerin zu lesen. Es ist ein Beispiel guter politischer Kultur, gerade auch in Parlament und Regierung, wenn die Politiker bei Entscheidungsprozessen aufgrund ihrer Kenntnislage und Überzeugung eine Meinung persönlich mit guten Argumenten vertreten. Ebenso gehört es aber dazu, eine Meinung im Zuge eines sich entwickelnden und konkretisierenden Projektes auch ändern zu können. Genau diese individuelle, einsichtsvolle Bereitschaft zum Lernen ist leider nicht zu erkennen, wenn ideologische Festlegungen den/die Politikerin wegen Fraktionszwang oder politischem Parteien-Credo daran hindert. Das schlechte Beispiel erleben wir jetzt bei der Gestaltung und Realisierung des kargen Schloss-Umfeldes.
Bei aller Liebe zum neuen Schloss was wirklich gut gelungen und hervorragend rekonstruiert wurde hätte ,an dennoch die Ostfassade der Schlosses dem Palast nachempfinden könnenund so etwas denen der paöstbefürworter etwas entgegen kommen können.
Un auch ich finde so schlecht hätte das bestimmt nicht ausgesehen . Aber egal nun das Schloss in seiner neuen Form ist fertig freuen wir uns darauf was da alles drin sein wird und wenn der neptunbrunnen und die rossbändiger wieder d sind wo sie einst wahren dann ist das Stadtbild im seinem Sinnen geheilt von dem ulbrichtschen Ungemach der 1950er schade des Abrisses.
Wie sagte einst honecker schon: hatte Ulbricht das Schloss nicht sprengen lassen hätten auch wir jetzt ein Schloss zum empfangen von Saatsgästen.
Bei aller Liebe zum neuen Schloss was wirklich gut gelungen und hervorragend rekonstruiert wurde hätte ,an denn noch die Ostfassade der Schlosses dem Palast nachempfinden können und so etwas denen der Palast Befürworter entgegen kommen können.
Und auch ich finde so schlecht hätte das bestimmt nicht ausgesehen . Aber egal nun das Schloss in seiner neuen Form fertig , freuen wir uns darauf was da alles drin sein wird und wenn der Neptunbrunnen und die Rossbändiger wieder da sind wo sie einst wahren dann ist das Stadtbild im seinem Sinne geheilt von dem ulbrichtschen Ungemach der 1950er Schande des Abrisses.
Wie sagte einst Honecker schon: Hätte Ulbricht das Schloss nicht sprengen lassen hätten auch wir jetzt ein Schloss zum Empfangen von Saatsgästen. Dessen Idee auch eine Kostenrechnung nach sich zog ob man das Schloss eventuell rekonstruieren könne. Ja selbst Honni hatte manchmal gute Einfalle 1 oder 2 .