„Humboldt kostet, ja und nein“

19.07.2019 – Der Tagesspiegel

Das BKM hat auf eine Kleine Anfrage der „Grünen“ zu den Kosten des Humboldt-Forums geantwortet.

Von Bernhard Schulz

So geht’s immer in Berlin: Unvollendete Bauprojekte erregen die größte Aufmerksamkeit. Ist ein Bauwerk dann tatsächlich fertig, strömen die Massen – und freuen sich. Dieser Tage wieder zu erleben bei der James-Simon-Galerie auf der Museumsinsel, deren verdoppelte Baukosten schon jetzt kein Thema mehr sind.

Da hat das Humboldt-Forum den Vorzug, einigermaßen im Zeit- und Kostenplan zu liegen. Unmut kam erst im zurückliegenden Monat auf, als die Verschiebung der etappenweise geplanten Eröffnung um ein Jahr auf September 2020 zähneknirschend eingeräumt wurde.

Die Bundestagsfraktion der Grünen richtete daraufhin am 2. Juli eine Kleine Anfrage an Kulturstaatsministerin Monika Grütters und am 18. Juli ging die Antwort der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) auf immerhin 35 Einzelfragen ein. Manches in dem 14-seitigen Papier ist bekannt, so die Begründung der Eröffnungsverschiebung mit technischen Problemen. Auch die Finanzen sind derzeit noch unstrittig. Dass es bei den mit 80 Millionen Euro fest eingeplanten Geldspenden für die historischen Fassaden noch eine Lücke von 17 Millionen Euro gibt, beunruhigt nicht:  Die „laufende Spendeneinwerbung“ sei „weiterhin erfolgreich und nicht abgeschlossen“. Überdies seien „bauliche Optionen mit zweckgebundenen Spenden im Umfang von 22,5 Mio. Euro realisiert“ worden – gemeint ist die Kuppel, die im Bundestagsbeschluss zum Schloss nicht enthalten ist.

Der Eintritt ist unentgeltlich, aber nicht kostenfrei

Interessanter wird es bei der Frage nach Eintrittsgeldern. „Die Bundesregierung hat sich für die ersten drei Jahre ab Eröffnung des Humboldt Forums auf einen kostenfreien Eintritt in die Dauerausstellung geeinigt“, heißt es in der Antwort. Richtigerweise muss es „unentgeltlich“ heißen – denn „kostenfrei“ ist der freie Eintritt gerade nicht, wie das BKM selbst mit dem Hinweis auf „Mehrbedarfe aufgrund von Eintrittsfreiheit“ einräumt. Jedenfalls bedauere die Bundesregierung „die Ankündigung des Landes Berlin, für die Flächen der Berliner Dauerausstellung (…) Eintritt zu verlangen“. Grünen-MdB Erhard Grundl kommentiert den Vorgang mit den Worten, „im Streit um die Eintrittsfreiheit macht Staatsministerin Monika Grütters weiter Druck auf Berlins Kultursenator Klaus Lederer“. Die Grünen bezweifeln im Übrigen, dass freier Eintritt geeignet sei, „mehr Menschen und neue gesellschaftliche Gruppen anzusprechen“.

Es geht den Grünen augenscheinlich weniger um den freien Zugang als um „neue medienaffine und kulturell vielfältige gesellschaftliche Gruppen, die unsere diverse Gesellschaft widerspiegeln“. Da antwortet die Behörde, dass „niedrigschwellige, inklusive und bedürfnisorientierte Angebote für unterschiedliche Interessengruppen (…) vorgesehen“ seien. Man sollte hinzufügen, dass es Aufgabe nicht des BKM, sondern allein der Intendanz des Humboldt-Forums ist, zur Eröffnung ein entsprechendes Programm vorzulegen.

Keine Grüne Fassade fürs Forum

Besonders interessieren sich die Grünen für „Proberäume für Musikgruppen oder Theatergruppen (…), um das Schloss durch ein diverses kulturelles Angebot für alle Bürgerinnen und Bürger mit unterschiedlichen kulturellen Interessen attraktiv zu gestalten“. Da bleibt das BKM ganz kühl: „Eine kontinuierliche Bereitstellung von Räumlichkeiten“ für derlei sähe das Konzept des Humboldt-Forums nicht vor. Und ein weiteres Mal: „Fremdvermietungen werden in eng begrenztem Rahmen möglich sein, jedoch hat das Eigenprogramm des Humboldt Forums Vorrang“. Dazu verweist das Haus BKM auf die drei „Schwerpunktthemen“ zur Profilschärfung: „Humboldt-Brüder als Namensgeber, Postkolonialismus und die wechselhafte Geschichte des Ortes“.

Und um ihrem Namen alle Ehre zu machen, fragten die Grünen auch nach dem „Stand der Überlegungen (…), eine Fassadenbegrünung, einen sogenannten Humboldt-Dschungel, anzubringen“.  Daraus wird nichts: „Weitere Maßnahmen an den Fassaden“, so die knappe Antwort, „sind nicht vorgesehen.“

 

Quelle: Der Tagesspiegel, 19.07.2019

 

2 Kommentare zu “„Humboldt kostet, ja und nein“

  1. Warum ? Durch eine Begrünung z.B. mit Efeu könnte die grotten-häßliche Ostfassade doch nur gewinnen und die Vögel und Insekten würde es freuen

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