„Die imposante siebenjährige Schlossplatzgrabung in der Berliner historischen Mitte wiegt in Buchform des 1. Bandes 4,5 Kilogramm“

11.04.2019  Berliner Woche online

Die Baugeschichte des Donikanerklosterareals in Cölln an der Spree 

Von Anne Schäfer-Junker

Der Berliner Landesarchäologe Prof. Dr. Matthias Wemhoff, der Landeskonservator von Berlin, Dr. Christoph Rauhut und der Vorstand der Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss, Johannes Wien luden am 10. April 2019 zu einem Vortrag mit Dr. Michael Malliaris ins Neue Museum auf der Berliner Museumsinsel.

Vorgestellt wurde das druckfrische schwergewichtige Werk des Berliner Grabungsleiters Dr. Michael Malliaris, das soeben im Imhof Verlag Petersberg erschienen ist und 129,- € kostet. Dr. Michael Malliaris und seine MitstreiterInnen machen damit wahrlich unbekannte Geschichte anschaulich und somit sehr lebendig. Zu danken war denn auch, neben Berliner Verwaltungen, vor allem den Planern um Franco Stella, der Firma Archäofakt, Firma Laserscan Berlin, Daniel Krebs als Mitautor, Ulrich Haarlammert für die Pläne, Michael Scherf für das Lektorat, Paricia Koch für die Buchgestaltung Matthias Wemhoff als Doktorvater und Michael Meyer von der FU Berlin. Und last but not least dankte Michael Malliaris seiner Familie.

Durch diesen 1. Band, der einen Zeitraum vom 12. Jahrhundert bis zum Jahre 1747 umfaßt, wird die Bau- und Siedlungsgeschichte teilweise neu geschrieben. Die Ergebnisse der archäologischen Untersuchungen dieses Areals werden nach Bauphasen gegliedert. So entsteht ein Bild der baulichen Entwicklung von den ersten Siedlern im 12. Jahrhundert über die Klostergründung um 1300 bis zum Abriss der Kirche um 1747.

Der Ausgrabungsleiter, Dr. Michael Malliaris legt somit einen großen Teil der Berliner Schlossplatzgrabungen wenige Jahre nach Grabungsende als Druckwerk vor. Das aus dem Berliner Stadtbild schon lange verschwundene Dominikanerkloster und das Areal des nun mit dem Humboldt Forum bebauten Schlosses wurde archäologisch erforscht und neue, bisher unbekannte historische Fakten durch diese Ausgrabung ans Licht befördert.
Eine Teilfläche des Dominikanerklosters, ca. ein Drittel, lag historisch unter dem Barockschloss und dem Schlosshof. Was heute im Zentrum der Metropole Berlin liegt, lag in den geschichtlichen Anfängen der Stadt in Cölln am Rand.

Malliaris umschreibt in seinem Vortrag im Neuen Museum die Reihenfolge der Entwicklung des Areals anhand des Memhardt-Planes als Grundlage für die Verdeutlichung der entwickelten mittelalterlichen Stadt, später territorial überprägt von der Residenz. Die Besiedelung begann um 1200. Die Doppel-Stadt Cölln-Berlin hatte Pfarrkirchen, Rathäuser, Klöster. Das Franziskanerkloster in Berlin entstand um die Mitte des 13. Jahrhunderts. Die Ausrichtung der Dominikanerkirche in Cölln erfolgte auf der städtischen Straßenachse (heute Lange Brücke Richtung Rathausstraße), die das Dominikanerkloster und das Oderberger Tor verband. Beide lagen damals am Stadtrand! Um 1300 wurde nach Planierung des Stadtviertels das Dominikanerkloster an der Cöllner Stadtmauer gegründet und 1448 wurden benachbarte städtische Grundstücke an die Hohenzollern abgetreten für die Residenz.

1536 wurde das Dominikanerkloster aufgelöst auf Betreiben Joachims I. und zum Domstift, Hofkirche, Hohenzollerngrabstätte umgewandelt. Ein Glockenturm wurde gebaut. Im Zuge der Reformation im 17. Jahrhundert entstanden hier zahlreiche Grabstätten, allerdings wurden dann, bis auf die Domkirche, sämtliche Gebäude abgerissen. Die Ertüchtigung der Domkirche erfolgte mit dem Bauabschluss des Barockschlosses, die allerings 1747 wegen Baufälligkeit wieder abgerissen wurde und der Dom in den Lustgarten verlegt wurde.

Dies ist nur ein stark geraffter Rückblick, um auf das überaus spannende „Geschichtsbuch“ aufmerksam zu machen. Dieser 1. Band gibt in seinen Beiträgen zahlreicher weiterer Autorinnen und Autoren einen großartigen Blick in das, was unter dem sprichwörtlichen Berliner Pflaster lag und noch liegt.

 

Quelle: Berliner Woche online, 11.04.2019

 

 

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