„Die Humboldt-Box am Schloss hat ausgedient“

16.12.2018  Berliner Morgenpost

Am Sonntag gibt es die letzte Chance, das Ausstellungsgebäude am Lustgarten zu besuchen. Dann wird die Humboldt-Box geschlossen.

Von Jessica Heyer

Dort, wo Katharina Giacomuzzi in der Humboldt-Box gerade steht, wird bald ein 40 Meter tiefes Loch im Boden klaffen. Denn am heutigen Sonntag schließt die letzte Ausstellung in der 2011 eröffneten Humboldt-Box am Berliner Schloßplatz in Mitte. Die „Humboldt Terrassen“ bleiben noch bis zum Jahresende geöffnet, denn am 31. Dezember findet in dem Restaurant noch eine Silvesterfeier statt. Dann ist endgültig Schluss.

Das markante, auf Stelzen stehende temporäre Gebäude wird abgerissen, weil ab Frühling 2019 an dieser Stelle dann die Erkundungsbohrungen in einer Tiefe bis zu 100 Meter stattfinden, um die Erdwärme für das künftige Humboldt Forum zu gewinnen. Die Humboldt-Box war 2011 eröffnet worden, um über die Planung des Humboldt Forums und die Geschichte des Berliner Stadtschlosses zu informieren.

Daneben wurde seit Oktober dieses Jahres dort auch die Ausstellung „Das ist auch unsere Baustelle“ gezeigt. Diese vierte temporäre Ausstellung in der Humboldt-Box ist zugleich die letzte. 176 Kinder und Jugendliche aus acht Berliner Schulen beschäftigten sich intensiv mit der Geschichte des Ortes und erschufen in Zusammenarbeit mit verschiedenen internationalen Künstlern die Ausstellung. Mithilfe von interaktiven Elementen konnten die Kinder spielerisch etwas über die Geschichte lernen.

Katharina Giacomuzzi gefallen diese interaktiven Elemente besonders gut. „Dadurch stellt man direkt eine Verbindung mit der Geschichte her“, sagt die 19-Jährige. „Ich finde es generell interessant, sich weiterzubilden und Ausstellungen anzusehen, vor allem wenn sie einen Bezug zu Berlin haben. Auch Julia Inderst aus Südtirol gefällt diese Ausstellung sehr gut, „weil man sieht, wie die Stadt sich über die Jahre entwickelt hat. Da es von Kindern entwickelt wurde, ist es gerade für Kinder interessant und verständlich“, sagt die 19-Jährige. Sie ist zufällig an dem futuristisch anmutenden Gebäude vorbeigelaufen und aus Interesse hineingegangen.

Anders als Sieglinde Niete (86) aus Mitte. Sie war schon bei der Grundsteinlegung dabei. Als sie noch laufen konnte, besuchte sie mindestens zweimal im Monat die Ausstellungen in der Humboldt-Box. Mittlerweile braucht sie einen Rollator, kommt aber immer wieder hierher, wenn ihr Sohn sie fährt. Auch Bernd Stey lobt die Ausstellung: „Die Schautafeln sind sehr informativ, das ist etwas, was man in anderen Großstädten so nicht findet“, sagt der 55-Jährige aus Cuxhaven.

Im neuen Jahr soll das Humboldt Forum dann schrittweise im Berliner Schloss eröffnen. Die Ausstellungsräume im Schloss sollen als Ort der Weltkulturen inszeniert werden. Gleich drei Aussteller sollen auf den 40.000 Quadratmetern des Schlosses Platz finden: die staatlichen Museen zu Berlin, ebenso das Land Berlin und die Humboldt-Universität. Neben dieser Grundausstellung wird es zusätzlich themenorientierte Wechselausstellungen geben.

Spenden sollen weiterhin gesammelt werden

Auch die neuen Ausstellungen im Humboldt Forum würde Bernd Stey bei seinem nächsten Besuch in Berlin gern ansehen. „Die Geschichte ist da, und man kann immer wieder etwas Neues erfahren.“ Auch die 86-jährige Sieglinde Niete möchte die neuen Ausstellungen im Schloss weiterhin so oft wie möglich besuchen.

Bis zur Eröffnung des Humboldt Forums wird am Werderschen Markt neben der Friedrichswerderschen Kirche ein Ladenlokal mit einigen wenigen repräsentativen Exponaten eröffnet, um Besucher zu empfangen und die bislang noch fehlenden Spenden für die Gestaltung der historischen Schlossfassade zu sammeln. Wilhelm von Boddien, Geschäftsführer des Fördervereins Berliner Schloss, sagt dazu: „Im Sommer sind wir wieder am Schloßplatz, entweder in einem etwa gleich großen Containerdorf auf der Freifläche am Lustgarten oder möglicherweise auch im Schloss, in einem Raum, der uns zu Verfügung gestellt wird.“ Heute gibt es also von 10 bis 18 Uhr die letzte Chance, die Ausstellung in der Humboldt-Box noch einmal zu besuchen.

 

Quelle: Berliner Morgenpost, 15.12.2018

 

 

2 Kommentare zu “„Die Humboldt-Box am Schloss hat ausgedient“

  1. Was wird mit dem großartigen Modell der Humboldt-Box von Berlin passieren, das zeigt, wie schön Berlin einst aussah und wie es aussehen sollte? Wird es irgendwann im Schloss zu sehen sein?

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