„Eine Revolution macht keiner allein“

13.02.2018   Berliner Morgenpost

Chefkurator Paul Spies erklärt im Kulturausschuss die Konzeption für die Berlin-Schau im Humboldt Forum.

Von Gabriela Walde

Die Chemie stimmt, das sehen alle. Paul Spies und Berlins Kultursenator umarmen sich, links, rechts, Schulterklopfen. „Hallo, mein Lieber“, sagt Klaus Lederer, „alles wird gut“. Spies, Chefkurator der Berlin-Ausstellung im Humboldt Forum stellte gestern im Kulturausschuss des Abgeordnetenhauses erstmals konkrete Raumkonzeptionen vor. Die Vorbereitungen laufen im Zeitplan, „alles im Fluss“, sagte Spies. Im Spätherbst kann sein Team ins rekonstruierte Stadtschloss einziehen und mit den Vorbereitungen beginnen. Das Humboldt Forum soll im Herbst 2019 eröffnen.

Zehn Minuten hat er, um „Berlin und die Welt“ zu erklären. 22 Minuten werden es, denn Spies‘ Berliner Universum auf 4000 Quadratmetern ist groß. Mindestens sieben Themenwelten werden interaktiv verhandelt: Revolution, Freiheit, Grenzen, Vergnügen, Krieg, Mode und Migration. „Jeder Raum wird eine Welt für sich“, erzählt er. Eine riesige Drehscheibe im Revolutionsraum soll klarmachen: Eine Revolution macht nicht einer alleine. Eins ist klar, es wird alles andere als eine herkömmliche Museumsausstellung, kein City-Marketing und auch Vitrinen wird der Besucher nur wenige vor sich sehen.

Mit der Schau möchte Spies „Brücken schlagen“, vom Berlin „draußen vor der Tür“ hin zu den außereuropäischen Sammlungen aus Dahlem im zweiten und dritten Stock. „Wir wollen auch klarmachen, dass Berlin Geschichte geschrieben hat in der Welt, und das war nicht alles positiv.“ Der Meinung ist auch der Kultursenator: „Ich erwarte, dass die Ausstellung auch Kontroversen erregt. Wenn sie das nicht tut, haben wir was falsch gemacht.“

Spies sprach sich noch einmal für die Autonomie der einzelnen Partner im Humboldt Forum aus. Ein Seitenhieb auf Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU), die eine hierarchische Generalintendanz bevorzugt. Das sei „altmodisch“, zumal sich das Humboldt Forum als offenes Haus versteht, als „ein sich ständig ändernder Organismus“. Das schließe natürlich Kooperation ein, fügt Klaus Lederer an, sonst seien die einzelnen Partner ja nichts anderes als eine „Shopping Mall mit verschiedenen Shops“.

Unklar ist derzeit noch, ob der Eintritt zur Berliner Schau dauerhaft frei sein wird wie die Dauerausstellung im Humboldt Forum, die mindestens drei Jahre kostenlos sein soll. „Das ist kein leichtes Thema“, findet Spies. Er und auch Lederer sind der Meinung, dass dies zu einer Benachteiligung der anderen landeseigenen Museen führen würde. Zumal Berlin die fehlenden Eintrittsgelder nicht kompensieren kann, denn Gewinne aus Gastronomie und den Shops fließen an den Bund zurück.

 

Quelle: Berliner Morgenpost, 13.02.2018

 

 

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