„Das ist der aktuelle Stand auf den Berliner Großbaustellen“

07.01.2018   Berliner Morgenpost

 

Berlins Baugeschehen hat neben vielen Dauerproblemen auch positive Überraschungen zu bieten. Ein Überblick über den Baufortschritt.

Von Isabell Jürgens

erlin boomt. Rund 3,7 Millionen Einwohner zählt die Hauptstadt inzwischen, bis 2030 rechnet der Senat mit 181.000 zusätzlichen Einwohnern. Um den bereits jetzt schon vorhandenen Mangel an Wohnungen einzudämmen, sollen 100.000 neue Wohnungen bis zum Jahr 2021 entstehen, also rund 20.000 im Jahr. Ob das noch zu schaffen ist, ist fraglich, auch wenn die Zahl der Neubauten in den vergangenen Jahren stetig gestiegen ist: Wurden 2014 erst 9000 fertiggestellt, waren es 2016 knapp 14.000 Wohnungen. Die Zahlen für das Jahr 2017 liegen noch nicht vor, sie werden erst im Frühjahr 2018 veröffentlicht, die Senatsverwaltung für Wohnen rechnet aber mit einem weiteren deutlichen Anstieg. Doch nicht nur der Bedarf an Wohnhäusern ist gestiegen, auch bei Schulen, Kitas und Büros drehen sich die Baukräne.

Auch auf den meisten der spektakulären Großbaustellen, von denen Berlin auch im 28. Jahr nach der Wiedervereinigung noch einige aufzubieten hat, geht es voran – auch, wenn sie den meisten Berlinern wohl vor allem wegen nicht eingehaltener Kosten- und Terminrahmen bekannt sind. Immerhin: Mit der Staatsoper Unter den Linden (Zeitverzug: vier Jahre; Mehrkosten: 160 Millionen Euro) und dem neuen Dienstsitz des Bundesnachrichtendienstes (BND) an der Chausseestraße in Mitte (Zeitverzug: vier Jahre; Mehrkosten: 366 Millionen Euro) sind im vergangenen Jahr endlich zwei Gebäude fertig geworden, die den Steuerzahler teuer zu stehen gekommen sind. Wie der aktuelle Stand auf den prominentesten Großbaustellen ist, lesen Sie im Überblick der Berliner Morgenpost.

Baustelle 1: Humboldt Forum im Berliner Schloss

2013 wurde der Grundstein für das Berliner Schloss gelegt, 2015 das Richtfest gefeiert. Läuft alles wie geplant, wird das insgesamt 615,5 Millionen Euro teure Bauvorhaben in diesem Jahr fertig. Und bisher sieht es ganz danach aus, als sollte das gelingen.

„Die historischen Fassaden sind so gut wie fertig, derzeit werden noch Putzarbeiten ausgeführt, die je nach Wetterlage in den kommenden Wochen abgeschlossen werden“, teilt Bernhard Wolter, Sprecher der Stiftung Berliner Schloss – Humboldt Forum auf Nachfrage der Berliner Morgenpost mit. Anschließend werde noch gestrichen, bevor dann im Frühling ein echter Höhepunkt ansteht. „Im Mai kommt das Kupferblech auf die 65 Meter hohe Kuppel, anschließend wird der krönende Anschluss, die sogenannte Laterne mit dem goldenen Kreuz aufgesetzt“, so Wolter weiter. Spätestens im Sommer soll das gesamte Gebäude ausgerüstet und in voller Pracht zu erleben sein.

Auch im Inneren geht es voran. „Im April kommen die erste großen Objekte aus Dahlem ins Humboldt Forum, darunter etwa die Südseeboote und die Palau-Häuser“, so Wolter. Die Tage der offenen Baustelle, die bisher immer im Juni stattfanden, werden übrigens auch 2018 stattfinden – diesmal allerdings erst nach den Sommerferien. Der Zeit- und Kostenrahmen werde eingehalten, versichert Wolter. „Ende des Jahres wird das Schloss fertig sein.“

Noch nicht abgeschlossen sein wird dann aber die Spendensammlung: Bislang sind erst 70 Millionen Euro eingeworben worden, sagt der Sprecher. „Wir sind aber zuversichtlich, dass es uns gelingt, in den kommenden zwei Jahren 2018 und 2019 die restlichen 30 Millionen einzusammeln“, so Wolter. Eröffnet wird das Humboldt Forum im Berliner Schloss jedoch erst im Jahr 2019. Gut ein Jahr haben die Nutzer Zeit für den Um- und Einzug in das 184 Meter lange und 117 Meter breite Gebäude.

Baustelle 2: Hauptstadtflughafen BER

In Berlins Hauptstadtflughafen BER in Schönefeld sollten alle Bauarbeiten längst abgeschlossen sein. Doch auch der letzte Terminplan ist geplatzt. Nun soll es im Oktober 2020 so weit sein. Diesen Termin gab jedenfalls der Aufsichtsrat des BER am 15. Dezember 2017 bekannt. Der Großflughafen ginge damit achteinhalb Jahre nach der kurzfristig geplatzten Eröffnung im Juni 2012 und 14 Jahre nach dem Baubeginn im Jahr 2006 an den Start.

Angesichts der immer neuen Schwierigkeiten auf der Baustelle – allen voran mit dem Brandschutz – sind die einstmals kalkulierten Kosten längst aus dem Ruder gelaufen. Der aktuelle Stand der Kosten beläuft sich auf 6,5 Milliarden Euro, gegenüber knapp zwei Milliarden Euro bei Baubeginn im Jahr 2006. Darin sind aber noch nicht die Kosten für die nun verkündete Verschiebung der BER-Eröffnung auf Oktober 2020 enthalten. Die will Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup (SPD) erst im Frühjahr mit der Vorlage einer neuen Finanzplanung verraten.

Baustelle 3: Erweiterungsbau für den Bundestag

Ähnlich ungewiss wie beim Flughafen ist die Eröffnung des Erweiterungsbaus für den Bundestag an der Luisenstraße in Mitte. In dem Gebäude, das an das Marie-Elisabeth-Lüders-Haus grenzt, sind neben Büros für die Parlamentarier, ein Bistro, Veranstaltungsräume und Flächen für die Bundestagsbibliothek vorgesehen. Mit dem Bau war 2010 begonnen worden. Ursprünglich sollte das vom Architekten Stephan Braunfels entworfene Gebäude mit der auffallenden 36 Meter hohen Rotunde 2014 fertig werden. Dann wurde die Eröffnung erst auf das Jahr 2015, dann auf 2016 verschoben. Inzwischen wird gar kein fester Termin mehr genannt. Man wolle aber den Erweiterungsbau noch in dieser Legislaturperiode, also bis 2021, fertigstellen, heißt es beim Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR). Grund für die zahlreichen Verzögerungen ist vor allem die undichte Bodenplatte, durch die Wasser in den Keller dringt. Wie teuer die Sanierung wird, ist ebenfalls noch offen. Ursprünglich waren für das Gebäude rund 190 Millionen Euro veranschlagt. Inzwischen ist von rund 223 Millionen Euro die Rede. Davon werden allein für die Schadensbeseitigung an der Bodenplatte 16 Millionen Euro einkalkuliert. Unklar ist, wer den Schaden an der Bodenplatte verursacht hat. Ein gerichtlich bestellter Sachverständiger wurde zwar schon 2016 mit einem Beweissicherungsverfahren beauftragt, doch dauert diese Untersuchung noch an, wie das BBR auf Nachfrage der Berliner Morgenpost mitteilt.

Baustelle 4: Lückenschluss der U-Bahn-Linie U5

Im Jahr 2009 haben die Arbeiten für den zweiten, 2,2 Kilometer langen Abschnitt im Lückenschluss der U-Bahn-Linie 5 von Alexanderplatz bis zum Brandenburger Tor begonnen. Die Eröffnung dieses Abschnitts war ursprünglich für Mitte 2019 geplant. Inzwischen wird Ende 2020 als wahrscheinliches Datum der Inbetriebnahme genannt. Der Baubeginn hatte sich zunächst verzögert, weil Archäologen bei Grabungen vor dem Roten Rathaus Reste des mittelalterlichen Berliner Rathauses fanden, die Umplanungen erforderlich machten. 2014 brachen bei den Bauarbeiten dann tonnenweise Erde und Wasser in den unter der Straße Unter den Linden gebohrten U-Bahn-Tunnel ein, die Arbeiten verzögerten sich erneut. Die Kosten für diesen Bauabschnitt wurden ursprünglich mit 433 Millionen Euro veranschlagt, die aktualisierte Kalkulation geht inzwischen von 525 Millionen Euro aus.

Mittlerweile aber geht es zügig voran: Im Frühjahr steht nach Informationen von Projektsprecherin Stephanie Niehoff der Beginn des Tunnelvortriebs am U-Bahnhof Museumsinsel an. Und auch die Berliner sollen Gelegenheit haben, sich einen Eindruck vom Fortschritt der Bauarbeiten zu verschaffen: „Für Oktober planen wir zwei Tage der offenen Baustelle am U-Bahnhof Unter den Linden“, kündigt Niehoff an. An den beiden neuen U-Bahnhöfen Unter den Linden und Rotes Rathaus laufe in diesem Jahr der Ausbau plangemäß weiter, genauso der Gleisbau in allen Tunnelabschnitten, die ja bereits fertiggestellt seien.

Baustelle 5: S-Bahn-Linie 21 am Hauptbahnhof

Seit dem Jahr 2000 wird an einer zweiten Nord-Süd-Verbindung für die Berliner S-Bahn gearbeitet. Die S21 soll die von den Linien S1, S2 und S25 befahrene Nord-Süd-Trasse entlasten, die sich bereits am Ende ihrer Leistungsfähigkeit befindet. Gebaut wird immer noch am ersten, zwei Kilometer langen Teilstück, das die nördliche Ringbahn mit dem Hauptbahnhof verbinden und später auch über Brandenburger Tor und Potsdamer Platz bis zum Bahnhof Yorckstraße führen soll. Ursprünglich war die Inbetriebnahme für 2018 geplant, jetzt wird es frühestens Ende 2020 so weit sein. Schuld sind Probleme mit der Baugrube. Kurz vor dem Hauptbahnhof haben die Ingenieure schon lange mit eindringendem Grundwasser zu kämpfen, es kam zum Baustopp. Zusätzliche Bohrungen für einen Abfluss des Wassers halfen nicht, auch war unklar, an welcher Stelle die Grube undicht war.

Zurzeit wird am ersten von drei Bauabschnitten gearbeitet: So soll der Hauptbahnhof mit den Bahnhöfen Westhafen und Wedding verbunden werden und an der Perleberger Brücke eventuell ein neuer Bahnhof entstehen. Allein dieser erste Bauabschnitt wird durch die genannten Schwierigkeiten nun deutlich teurer. Waren ursprünglich 190 Millionen veranschlagt, sollen es nun rund 320 Millionen Euro sein. Nach einer Grobkostenschätzung der Berliner Verkehrsverwaltung werden für alle drei Bauabschnitte von Gesamtkosten von rund 900 Millionen Euro ausgegangen. Die Kosten teilen sich der Bund (60 Prozent) und das Land Berlin (40 Prozent).

Baustelle 6: Verlängerung der Autobahn A100

Der 3,2 Kilometer lange 16. Bauabschnitt der Stadtautobahn A100 soll einmal vom bestehenden Autobahndreieck Neukölln bis zum Treptower Park führen. Die Trasse verläuft auf 400 Metern im Tunnel (Grenzallee) und auf 2,3 Kilometern in einem bis zu sieben Meter tiefen Trog. Die aufwendigen Ingenieurbauwerke haben ihren Preis: 473 Millionen Euro sind für den 16. Bauabschnitt veranschlagt. Jeder einzelne Meter Straße kostet somit knapp 150.000 Euro – bundesweit ist es somit das bislang teuereste Stück Autobahn überhaupt. Seit Mai 2013 wird gebaut – und das, obwohl das Projekt politisch umstritten ist, weitgehend geräuschlos und störungsfrei. Die meisten der Trogbauwerke wurden inzwischen fertiggestellt, teilt Matthias Tang, Sprecher von Verkehrssenatorin Regine Günther (parteilos, für Grüne) auf Nachfrage der Berliner Morgenpost mit. Die Brücken im Zuge der Sonnenallee und Dieselstraße seien ebenfalls weitestgehend fertig. „Die Verkehrsfreigabe der beiden Brückenbauwerke ist für die erste Hälfte 2018 geplant“, so Tang. Auch die Arbeiten an der Brücke im Zuge der Grenzallee, die in Teilen auf der Tunneldecke‎errichtet wird und die Grenzallee und ein Industriebahngleis überspannt, haben begonnen.

Parallel wurden auch die Arbeiten zum Umbau des Autobahndreiecks Neukölln gestartet. Hier werden neue Stützwände und Rampenbauwerke errichtet, um die geplante Anbindung zur Grenzallee vorzubereiten. Schlechte Nachrichten für Autofahrer: Eine Verkehrsfreigabe der Grenzallee, die im Zuge der Bauarbeiten gesperrt wurde, ist nicht vor Ende 2018 eingeplant, teilt Tang mit. Auch die bauzeitliche Umfahrung der S-Bahn im Bereich der Kiefholzstraße müsse 2018 noch genutzt werden. Der Kreuzungsbereich zwischen der tief liegenden Autobahntrasse und den darüber liegenden Gleisanlagen der Deutschen Bahn (DB) müsse durch ein aufwendiges Rahmenbauwerk ausgebildet werden. Unmittelbar neben der Umfahrung klafft eine tiefe Baugrube, in der der geplante Autobahntrog, der darunterliegende Regenwasserstauraum und die unmittelbar darüber angeordnete Brücke im Zuge der Kiefholzstraße errichtet wird. Die Stahlbetonarbeiten der massiven Trogsohlen und -wände laufen auf Hochtouren, damit die geplante Umschwenkung planmäßig Ende 2018 erfolgen kann. An der Termin und Kostenplanung habe sich nichts geändert, heißt es aus der Verkehrsverwaltung. Der Autobahnabschnitt soll 2022 fertig sein.

Baustelle 7: Umbau Bahnhof Ostkreuz

Der Umbau des Bahnhofs Ostkreuz ist fast abgeschlossen. Bereits seit 2006 ist die Deutsche Bahn dabei, den Bahnhof komplett umzugestalten. Rund 450 Millionen Euro haben der Bund und die Bahn in das Projekt investiert. Bislang war das Ostkreuz zuallererst ein wichtiger Umsteigepunkt für die Nutzer der Berliner S-Bahn. Züge von gleich neun Linien (S3, S5, S7, S75, S8, S85, S9 sowie die Ringbahnlinien S41/42) halten dort, mehr als 100.000 Fahrgäste steigen am Ostkreuz aus, ein oder um. Auf der Ringbahn-Ebene halten seit zwei Jahren auch Regionalzüge der Linien RB12 (nach Templin), RB24 (nach Senftenberg und Eberswalde) und RB25 (nach Werneuchen). Seit Dezember 2017 gibt es auf der unteren, der Stadtbahn-Ebene einen weiterer Regionalbahnsteig.

Dort halten die Regionalexpresszüge der wichtigen Berufspendlerlinien RE1 (Frankfurt/O.–Berlin–Brandenburg/H.), RE2 (Cottbus–Berlin–Wismar) und RE7 (Berlin–Flughafen Schönefeld–Wünsdorf Waldstadt) sowie die RB14 (Flughafen Schönefeld–Berlin–Nauen).

2018 sollen die Bauarbeiten komplett abgeschlossen werden. Auf dem Plan stehen nach Informationen eines Bahnsprechers in diesem Jahr noch die Errichtung der Stützmauer zwischen Warschauer Straße und Ostbahnhof als Voraussetzung für die Herstellung der Viergleisigkeit der S-Bahn bis November dieses Jahres. Zudem finden noch die Arbeiten an einem sogenannten Vorsorge-Bauwerk für eine weitere Verlängerung der Autobahn A100 über den 16. Bauabschnitt hinaus statt. Die ist zwar von Rot-Rot-Grün noch gar nicht beschlossen. Doch falls er doch kommen sollte, kann unter dem Ostkreuz ein Autobahntunnel gebohrt werden, ohne das dafür der Bahnverkehr unterbrochen werden muss.

Baustelle 8: James-Simon-Galerie

Die Bauarbeiten für die James-Simon-Galerie haben 2009 begonnen und sollten eigentlich 2013 abgeschlossen sein. Im Sommer 2011 stockten dann die Arbeiten an dem vom britischen Stararchitekten Sir David Chipperfield entworfenen Gebäude, weil sich das Bundesbauamt und die mit der Erstellung der Baugrube beauftragte Firma bei den Kosten nicht einigen konnten. Der Auftrag für Baugrube und Bodenplatte musste neu vergeben werden. Das Richtfest hatte am 13. April 2016 erst mit fünfjähriger Verspätung gefeiert werden können. Die James-Simon-Galerie wird nicht nur als zentrales Besucherzentrum dienen, sondern auch Servicefunktionen für die gesamte Museumsinsel übernehmen. Zudem ist hier der Startpunkt des teils unterirdisch angelegte Wegesystems, das alle Museen (außer der Alten Nationalgalerie) miteinander verbinden wird.

Aus den ursprünglich veranschlagten 71 Millionen wurden inzwischen 134 Millionen Euro. 2018 soll es nun so weit sein: Die James-Simon-Galerie soll bis Ende des Jahres fertiggestellt werden. Die Eröffnung ist dann im Jahr 2019 vorgesehen.

Baustelle 9: Erweiterung und Sanierung Pergamonmuseum

Nach der Schließung des Nordflügels haben 2013 die Baumaßnahmen am Pergamonmuseum begonnen. Der mittlere Gebäudeteil mit dem berühmten Pergamonaltarsaal wurde Ende September 2014 geschlossen. Vorgesehen war, dass im März 2019 der erste von insgesamt zwei Bauabschnitten und damit der Pergamonsaal fertig sein sollte. Doch seit 2016 ist klar, dass daraus nichts wird. Aufgrund von „Störungen im Planungs- und Bauablauf“, wie das Bundesbauministerium damals mitteilte, verzögert sich die Sanierung nun um vier Jahre – falls nicht noch etwas Unvorhergesehenes passiert. Schuld sollen zwei Pumpenhäuser im Bauuntergrund sein, die niemand dort vermutet hatte, weil sie in den alten Plänen nicht eingezeichnet waren. Diese Pumpenhäuser stammen aus der Errichtungszeit des Pergamonmuseums und dienten einst dazu, das Grundwasser aus der Baugrube abzuleiten. Probleme tauchten auf, als die Bauarbeiter 700 Pfähle zwischen zehn und 30 Meter tief in den Boden rammen wollten, um das historische Gebäude neu zu gründen. Die Fertigstellung des ersten Bauabschnittes ist nun erst für Mitte 2023 geplant.

Nicht nur der Zeit, auch der Kostenrahmen ist Makulatur. Für die Generalsanierung des Pergamonmuseums und die Ergänzung um drei Neubauten hatte der Bund 358 Millionen Euro veranschlagt, davon 261 Millionen Euro allein für den ersten Bauabschnitt. Aktuelle Berechnungen gehen von Kosten in Höhe von 477 Millionen Euro nur für den ersten Bauabschnitt aus.

Verzögert wurde der Baufortschritt auch durch die Kündigung eines beauftragten Fachplanungsbüros. Weil das Büro die Leistungen nicht termingerecht und in der nötigen Qualität erbrachte, habe man die Aufträge neu ausschreiben müssen, hießt es aus dem Bundesbauministerium.

Aktuell laufen nun die Bauarbeiten am großen Treppenhaus, das neben einer großzügigen Treppe auch neue Aufzüge erhalten soll. Nach dem Abschluss der Rückbauarbeiten im Nordflügel findet dort der Wiederaufbau der tragenden Mittelwand statt, Hier werden die bisher getrennten Säle miteinander verbunden, um einen durchgängigen Besucherrundgang zu ermöglichen. Um den Besuchermagneten auf der Museumsinsel nicht vollständig schließen zu müssen, sollen während der gesamten Bauzeit immer Teile des Hauses geöffnet bleiben. Während des ersten Bauabschnitts sind daher auf jeden Fall der Römische Saal mit dem Markttor von Milet, das Vorderasiatische Museum mit dem weltberühmten Ischtar-Tor und das Museum für Islamische Kunst mit der Mschatta-Fassade zu sehen, teilt die Stiftung Preußischer Kulturbesitz mit.

Zudem laufen die Bauarbeiten an einem temporären Ausstellungsbau direkt gegenüber der Museumsinsel Am Kupfergraben auf Hochtouren. Im Rohbau ist das graue, 115 Meter lange Ausstellungsgebäude, aus dem sich ein 32 Meter hoher, goldglänzender Zylinder erhebt, schon fertig. Die Finanzierung und Realisierung des 17 Millionen Euro teuren Gebäudes übernimmt nicht die Stiftung, sondern die Stuttgarter Wolff Gruppe. Das Haus wird mindestens bis zum Ende der Sanierungszeit des gesamten Pergamonmuseums betrieben. Die Eröffnung ist für Ostern 2018 geplant.

Baustelle 10: Sanierung Neue Nationalgalerie

2015 wurde die unter Denkmalschutz stehende Neue Nationalgalerie für voraussichtlich fünf Jahre geschlossen. In dieser Zeit soll die von Mies van der Rohe entworfene Architekturikone, errichtet 1965 bis 1968, durch das Architektenbüro von David Chipperfield grundlegend saniert werden. Im Januar 2015 schätzte das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) die Kosten, die der Bund komplett übernimmt, auf 101 Millionen Euro. Inzwischen ist das Gebäude entkernt, die zweite Phase der Grundinstandsetzung hat im Juni 2017 begonnen. Sie beinhaltet unter anderem die aufwändige Sanierung der Stahlbetonwände und -decken, die sich in schlechterem Zustand befinden als ursprünglich gedacht. Der Beton ist an vielen Stellen schadhaft und muss ausgebessert werden. Darüber hinaus sind die Arbeiten für die Baugrube der neuen Depot- und Technikflächen nahezu fertiggestellt. Derzeit wird das Dach der Ausstellungshalle abgedichtet. Die riesigen Fenster, 3,50 mal sechs Meter groß, kann zudem nur noch eine Firma weltweit herstellen, sie sitzt in China. Hauptsächlich durch den überraschend maroden Beton sind weitere neun Millionen Euro, die als Risikovorsorge eingerechnet waren, bereits aufgebraucht. Die aktuell kommunizierte Bausumme beträgt nunmehr 110 Millionen Euro. Die dritte große Phase ist der Innenausbau, der in diesem Frühjahr beginnen und 2019 abgeschlossen sein soll. Die Wiedereröffnung ist für 2020 geplant.

 

Quelle: Berliner Morgenpst, 07.01.2018

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