„Förderverein will an Humboldts 250. Geburtstag eröffnen“

07.08.2017   Berliner Zeitung

Von Ulrich Paul

Im Jahr 2019 soll das neue Berliner Schloss als Kulturzentrum unter dem Namen Humboldt Forum eröffnen – ein konkretes Datum gibt es jedoch bis heute nicht. Jetzt macht der Förderverein Berliner Schloss Druck. „Aus meiner Sicht gibt es nur ein Datum, das infrage kommt: der 14. September 2019, der 250. Geburtstag von Alexander von Humboldt“, sagt Wilhelm von Boddien, der Geschäftsführer des Fördervereins, der Berliner Zeitung.

Unbedingt eröffnen, auch wenn es nicht fertig ist

Nach Alexander von Humboldt, dem großen Naturforscher, und seinem Bruder, dem Bildungsreformer Wilhelm von Humboldt, solle das Kulturzentrum schließlich benannt werden. „Da seit langem feststeht, dass das Humboldt Forum im Jahr 2019 eröffnet werden soll, kann dies nur am 14. September sein – und wenn es nur eine Teileröffnung ist“, sagt von Boddien. „Es würde international keinen guten Eindruck machen, wenn wir den 250. Geburtstag Alexander von Humboldts in irgendeinem Ballsaal feiern würden.“

Selbst wenn im neuen Schloss dann noch nicht alles fertig sein sollte, könnten die ersten Abteilungen des Hauses für die Besucher freigegeben werden, schlägt von Boddien vor. Anschließend könnten dann die Restarbeiten erledigt werden. Das gehe bei der Staatsoper ja auch. Diese wird am 3. Oktober dieses Jahres eröffnet, soll dann aber für die letzten Arbeiten noch einmal geschlossen werden.

„Das Humboldt Forum hat eine Fläche von rund 40.000 Quadratmetern“, sagt Wilhelm von Boddien, „ich gehe fest davon aus, dass Ausstellungsflächen von mindestens 10.000 bis 15.000 Quadratmeter im Erdgeschoss und im ersten Obergeschoss soweit hergerichtet sind, dass sie zu besichtigen sind.“

Eröffnung vielleicht erst 2021

Von Boddien formuliert eine Sorge: „Wenn die Eröffnung nicht am 14. September 2019 sein sollte, fürchte ich, dass es am Ende vielleicht erst 2021 wird – weil dann der Druck fehlt, die Museen und ihre Ausstellungen fertigzustellen.“ Denn ein weiteres Datum mit ähnlicher Symbolik gebe es dann nicht mehr. Der 250. Geburtstag Wilhelm von Humboldts wurde bereits in diesem Jahr begangen.

Die Arbeiten für das neue Schloss sind nach Angaben des Bundesbauministeriums „im vorgesehenen Termin- und Kostenplan“. Danach sollen die Baumaßnahmen Ende 2018 abgeschlossen sein. „Die Eröffnung des Humboldt Forums ist entsprechend für Ende 2019 vorgesehen“, so ein Ministeriumssprecher. „In Vorbereitung des kulturellen Betriebs erfolgt rechtzeitig die Bekanntgabe eines taggenauen Eröffnungstermins durch die Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss“, erklärt der Sprecher.

Die Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss, die für den Bau des Projektes zuständig ist, will sich zum Vorschlag des Fördervereins nicht äußern. Es seien noch mehr als zwei Jahre bis zur Eröffnung, der Termin werde rechtzeitig bekanntgegeben, erklärt die Stiftung.

Förderverein fehlen noch 34 Millionen Euro

Das neue Schloss soll ein Zentrum für Kunst, Kultur, Wissenschaft und Bildung werden. Als Hauptnutzer ist die Stiftung Preußischer Kulturbesitz vorgesehen. Sie will auf 23.000 Quadratmetern die Sammlungen des Ethnologischen Museums und des Museums für Asiatische Kunst präsentieren. Das Land Berlin möchte auf 4000 Quadratmetern eine Ausstellung zur Stadtgeschichte zeigen. Auf weiteren 1000 Quadratmetern präsentiert sich die Humboldt-Universität. Im Erdgeschoss ist ein Museum des Ortes geplant.

Bei der Finanzierung des Schlosses zeigt sich der Förderverein Berliner Schloss zuversichtlich, die zugesagten 105 Millionen Euro für den Wiederaufbau der Barockfassaden und die Rekonstruktion der Kuppel sowie des Innenportals aus Spenden aufzubringen. „Uns fehlen zwar noch ungefähr 34 Millionen Euro, aber bis Ende 2019 werden wir jährlich zehn bis elf Millionen Euro aufbringen“, sagt von Boddien. „Die dann vielleicht noch fehlenden zwei bis drei Millionen werden wir auch noch schaffen.“

Gesamt-Budget des Projekts liegt bei 620 Millionen Euro

Das offizielle Budget für das neue Schloss beläuft sich auf 595 Millionen Euro. Der Bund steuert davon 483 Millionen Euro bei, vom Land Berlin kommen 32 Millionen Euro. 80 Millionen Euro will der Förderverein Berliner Schloss für die Rekonstruktion der Barockfassaden sammeln. Der Verein will überdies weitere 25 Millionen Euro aufbringen, um damit die komplette Rekonstruktion der Kuppel und der Innenportale zu finanzieren. Mit den 25 Millionen Euro steigt das Gesamt-Budget des Projekts auf rund 620 Millionen Euro. Da die Spenden, wie berichtet, nicht rechtzeitig zum Baufortschritt in der nötigen Höhe zur Verfügung stehen, werden die ausstehenden Mittel derzeit aus Steuergeld zwischenfinanziert.

Wie schwierig es ist, nach der Verschiebung eines einmal festgelegten Eröffnungstermins einen neuen zu finden, zeigt sich am Berliner Flughafen BER . Im Herbst 2011 sollte der neue Airport ursprünglich in Betrieb gehen – mittlerweile droht eine weitere Verschiebung der Eröffnung auf 2019.

 

Quelle: Berliner Zeitung, 07.08.2017

 

 

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